Age of Wonders 3: Golden Realms im DLC-Test - (Keine) halben Sachen

Die DLC-Erweiterung Golden Realms bringt die Hobbits in die Welt von Age of Wonders 3. Und mit den Halblingen kommen jede Menge Neuerungen für das Runden-Strategiespiel. Ist das Addon deshalb aber schon eine runde Sache?

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Oje, Halblinge. Sind wir in Golden Realms, dem ersten Kampagnen-DLC zum Runden-Strategiespiel Age of Wonders 3 etwa von unerträglich gut gelaunten, dafür umso schwächeren Taugenichtsen umzingelt? Und gibt es neben einer neuen Kampagne überhaupt nennenswerte Neuerungen? Die Antworten: nein und ja. Zum Glück, und wegen des Glücks.

Die kleinen Vielfraße sind dank ihrer Fähigkeit »Glück« nämlich alles andere als schwach und die gut durchdachten Neuerungen verleihen dem ohnehin schon vielseitigen Hauptspiel noch mehr Tiefe. Dennoch ist nicht alles Gold, was glänzt. Auch nicht in goldenen Reichen.

Zahlen & Fakten

Quantität sagt zwar nichts über Qualität aus, doch die Liste der neuen Inhalte und Features von Age of Wonders 3: Golden Realms ist trotzdem beeindruckend: Eine neue Kampagne, zwei neue handgefertigte Szenarien, zwei neue Spezialisierungen, über zwanzig neue Einheiten und fünfzig neue Items, eine neue Sieg-Option, vom Volk abhängige Defensiv- und von der Nähe zu mystischen Bauten abhängige Spezialisierungs-Gebäude, exotische Behausungen und Schlachtfelder, neue Helden- und Einheiten-Eigenschaften, Reichsmissionen - und natürlich die Halblinge.

Das ist ein dickes Paket für 12 Euro. Allerdings braucht man die Vollversion von Age of Wonders 3, Golden Realms ist keine Standalone-Erweiterung. Den DLC gibt es bei Steam und GOG zum Download.

Viele Neuerungen auch im kostenlosen Patch 1.4
Zeitgleich mit Golden Realms erscheint auch ein großer Patch mit vielen Anpassungen des Hauptspiels. Im Wesentlichen verbessert er KI und Balance, beinhaltet neue Optionen bei Zufallskarten und sorgt für Kompatibilität im Multiplayer zwischen Spielern des AddOns und solchen, die nur das Hauptspiel besitzen.

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Kostenlos ausprobieren, so geht's
Wer sich ein eigenes Bild von »Golden Realms« im Allgemeinen oder dem Volk der Halblinge im Speziellen machen möchte, ohne sich das AddOn gleich kaufen zu wollen, kann dies tun. Voraussetzung ist, dass man im Multiplayer mit einem Spieler zockt, der den DLC besitzt und das Spiel hostet. Optimalerweise überlässt er Ihnen sogar eine Halbling-Siedlung, die Ihnen ohne das AddOn sonst gar nicht zur Verfügung stünde.

Langes Leben und Glück

Der Vulkaniergruß wird bei dem kleinwüchsigen Volk zum Programm. »Glück« ist für jeden der Ein-Meter-Kämpfer die beste Lebensversicherung. Denn ein moralisch hochmotivierter Halbling hat eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass bei ihm dieser Effekt zündet, wenn er im Kampf getroffen wird. Geschieht dies, bekommt er überhaupt keinen Schaden. So kann man mit den Pseudo-Frodos sogar Kämpfe überleben, die man mit den bisherigen Völkern nur noch in einer Holzkiste verlassen hätte.

Um die Moral zu heben, führen Halbling-Einheiten ihr obligatorisches zweites Frühstück mit oder verfügen über sonstige Dinge, die ihnen Freude bereiten. Es handelt sich dabei um feste Eigenschaften der jeweiligen Einheit. Mistgabeln schwingende »Halbling-Bauern« werfen mit Hühnern, übergewichtige »Halbling-Braubrüder« können mit »Nahrhaftes Mahl« ein Mal pro Schlacht Moral und Leben einer (lebenden) Einheit wiederherstellen.

Age of Wonders 3 - Screenshots aus der Download-Erweiterung »Golden Realms« ansehen

Mit Merry und Pippin aus »Herr der Ringe« offenbar verwandte »Halbling-Spaßvögel« schießen mit Feuerwerksraketen. Zwar kann der Glück-Effekt auch bei anderen Völkern greifen, allerdings mit deutlich niedrigerer Wahrscheinlichkeit. Damit die Balance dennoch gewahrt bleibt, haben alle Halblinge auch eine negative Eigenschaft: Sie sind sehr anfällig gegenüber physischem Schaden. Man meidet also Nahkämpfe und sollte regen Gebrauch von Flankenangriffen machen.

Auf den ersten Blick erscheinen Kämpfe auf Seiten des putzigen Völkchens keinesfalls taktisch, reine Glückssache eben. Doch der Schein trügt. Zum einen können viele der Einheiten erstaunlich viel Schaden austeilen, zum anderen gilt es, gezielt die Stimmung der eigenen Recken oben zu halten - also Glück zu planen. Das ist für die knackige, aber leider auch viel zu kurze Kampagne vonnöten.

Kaum Einheiten aus früheren Serienteilen
Während man den »Steinschleuderer«, den Veteranen aus den ersten beiden Serienteilen kennen, in fast unveränderter, nur grafisch restaurierter Form vorfindet, haben es andere Halbling-Einheiten aus früheren Age Of Wonders-Spielen leider nicht in die Golden Realms geschafft. So muss man z.B. sowohl auf Zentauren als auch auf den irischen »Leprechaun« verzichten. Das ist allerdings Kritik auf hohem Niveau, denn die vorhandenen Einheiten machen Spaß und sind gut ausbalanciert.

»Apocalypse Now« im Auenland

Die Kampagne beginnt mit deprimierender Kunde: Das Volk der Kleinwüchsigen ist auf der Dauerflucht, nachdem 57 Jahre zuvor ein Massaker an ihnen verübt wurde. Um den Halblingen zu helfen, ihren Platz in der Welt zurück zu erlangen, muss man zunächst die untereinander zerstrittenen Halbling-Stämme einen.

Entsprechen die Winzlinge anfangs noch dem Fantasy-Klischee (nichts außer Freude und Essen im Sinn), wird spätestens ab der zweiten Mission klar, dass es auch echte Bösewichte in ihren Reihen gibt. Wer den Film »Apocalypse Now« oder den Titel der dazugehörigen Romanvorlage kennt, wird bei der Einblendung der Missionsbezeichnung schmunzeln. Colonel Kurtz heißt hier »Karl« - und ist kein Oberst, dafür ebenfalls verrückt. Mehr soll nicht verraten werden.

Ganz klassisch: eine Halbling-Steinschleuderer-Einheit. Auch, wenn es eher nach dem ersten Schultag aussieht. Ganz klassisch: eine Halbling-Steinschleuderer-Einheit. Auch, wenn es eher nach dem ersten Schultag aussieht.

Die Missionen sind abwechslungsreich: Anfangs expandieren wir wie gewohnt, später müssen wir uns erst ohne Siedlung durchschlagen und dann gegen harte Gegner behaupten. Zuletzt führen wir einen Kampf gegen die Zeit. Selbst auf leichter Schwierigkeitsstufe kann man die Szenarien durchaus verlieren, nicht umsonst prangert »Für erfahrene Spieler« über der Kampagne. Auf »schwer« ist sie sogar eine echte Herausforderung.

Während die Ernsthaftigkeit der Geschichte überrascht, enttäuscht die Kampagne beim Umfang. Nach der dritten Mission ist nämlich wieder Schluss. Je nach gewähltem Schwierigkeitsgrad ist der Spaß schon nach fünf bis zwölf Stunden vorbei. Die Kampagne ist also eher ein langgestrecktes Tutorial, um die Neuerungen von Golden Realms wortwörtlich spielend kennenzulernen und sie dann auf den Zufallskarten oder im Multiplayer einzusetzen.

Der mangelhafte Umfang der Kampagne wirkt sich auch negativ auf die zwar gut erzählte, insgesamt aber etwas aufgesetzt wirkende Hintergrundgeschichte aus. Wo sich das Volk der Halblinge sechs Jahrzehnte lang versteckt hielt, warum es gerade jetzt auftaucht, um natürlich gleich eine tragende Rolle zu spielen - wir erfahren es nicht. Nicht, dass wir bei einem Strategiespiel besonderen Wert auf eine in sich schlüssige Story legen würden, aber mehr Missionen, die Licht in die Sache brächten, hätten nicht geschadet.

Zudem wird die Geschichte, wie schon im Hauptspiel, nur in Textfenstern erzählt. Diese sind zwar in Deutsch verfasst, zumindest gegenwärtig aber nur auf Englisch vertont. Und auch nur die Briefings der Missionen. Dialoge innerhalb des Spiels sind nicht vertont, Zwischensequenzen oder Animationen sucht man ebenfalls vergeblich. Zeitgemäß sieht anders aus.

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