Als sich das Team von EA Los Angeles erstmals zusammensetzte, um zu diskutieren, wie man das 15 Jahre alte Command & Conquer-Prinzip modernisieren könnte, müssen ganz oben auf der Ideensammel-Tafel drei Worte geprangt haben: Multiplayer, Multiplayer, Multiplayer.
Die generalüberholte Mechanik von C&C 4: Tiberian Twilight ist komplett auf unkompliziert-flotte Mehrspieler-Gefechte zugeschnitten: Das Spieltempo wurde drastisch erhöht, die Rollenspiel-Elemente sollen für Langzeit-Motivation sorgen, das Klassensystem ermöglicht spaßiges Teamwork. Das hat seinen Sinn, schließlich steigert ein guter Multiplayer-Modus die Lebensdauer eines Echtzeit-Titels beträchtlich – siehe Starcraft, das nach zwölf Jahren immer noch in Ligen gespielt wird.
Die C&C-Modernisierung ist allerdings nur teilweise gelungen. Denn die rasanten Online-Schlachten von Tiberian Twilight unterhalten anfangs zwar prächtig, auf Dauer geht ihnen aber die Puste aus.
So entstand der Multiplayer-Test: Zum Test lag uns die Verkaufsfassung von C&C 4 vor, mit der wir jedoch nur den Koop-Modus unter die Lupe nehmen konnten. Die Domination-Partien haben in der finalen Version der Mehrspieler-Beta getestet, deren letzter Stand sich bis zum Verkaufsstart nicht mehr geändert hat. Die Wertung zum Solo-Modus finden Sie im separaten Einzelspieler-Test und im Steckbrief, der Multiplayer-Wertung auf der letzten Seite des Artikels.
Internet-Zwang
Online-Schlachten? Richtig, die Gefechte laufen ausschließlich über das Internet ab, ein Netzwerk-Modus fehlt. Weil Sie sich zum Spielbeginn sowieso zwingend beim Online-Dienst von Electronic Arts anmelden müssen, haben die Entwickler auf die LAN-Variante verzichtet. Selbst auf einer Netzwerk-Party müssen Sie den Umweg über einen EA-Server in Kauf nehmen, was bei langsameren Verbindungen zu nervigen Verzögerungen (»Lags«) führen kann.
Der Online-Zwang hat aber auch Vorteile, zumindest beim Bedienkomfort. Wie Starcraft 2 zeigt Ihnen auch C&C 4 direkt im (hässlichen) Hauptmenü an, ob Ihre Freunde online sind. So können Sie direkt chatten, Teams bilden und sich zu Partien verabreden. Anders als im neuen Battlenet dürfen Sie jedoch nicht mit Spielern sprechen, die gerade ein Match bestreiten.
Der Serverbrowser wiederum entpuppt sich als träge und zeigt gern bereits laufende Matches als noch offen an, nur um dann »Die Partie ist nicht verfügbar« zu vermelden, sobald Sie mitspielen wollen.
Command & Conquer 4: Tiberian Twilight - Screenshots ansehen
Der Domination-Modus
Wenn Sie es schaffen, in eine Partie einzusteigen – oder eine eigene erstellen –, versetzt Sie C&C 4 auf eine von zwölf gleichgroßen Karten. Der einzige Spielmodus heißt »Domination«. Ähnlich wie in Dawn of War 2 ringen Sie darin um fünf Kontrollpunkte. Je mehr Sie halten, desto schneller sammeln Sie Punkte; wer zuerst 2.500 Zähler angehäuft hat, gewinnt. Dabei kämpft stets GDI gegen Nod, gemischte Teams gibt es nicht.
»Teams« ist auch schon das richtige Stichwort. Denn Sie können zwar auch eins gegen eins spielen, doch darauf sind die riesigen Karten nicht ausgelegt. Spaß macht C&C 4 erst ab drei Spielern pro Seite, am meisten unterhalten Großschlachten zwischen fünfköpfigen Mannschaften. Darin kommt's auf Tempo an; wer zu lange am Startpunkt hockt, schenkt dem Feind wertvolle Punkte.
Zudem wogen die dynamischen Partien ständig hin und her: Sie greifen an, ziehen sich wieder zurück, greifen wieder an, und so weiter. Alleine sollten Sie allerdings niemals loszuziehen, in den Online-Gefechten ist Teamwork gefragt.
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