Seite 2: James Bond: Ein Quantum Trost - Kinokritik zum neuen James-Bond-Films

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Schon die Eröffnungssequenz, eine furiose Verfolgungsjagd zwischen Bonds Aston Martin und einem Alfa Romeo zeigt, dass Ein Quantum Trost sich nicht lange mit Vorgeplänkel aufhält. Spektakel braucht keine langen Erklärungen, es muss nur wirken – und da greift der Regisseur Forster tief in die Trickkiste, indem er bei der Kameraführung Steve McQueen-Filme aus den Siebziger Jahren zitiert: Viele Nahaufnahmen von Daniel Craigs Augen und der Blick auf das Schalten der Gänge wechseln mit wilden Ausweichmanövern, gefilmt aus der Außenansicht.

In Designerklamotten durch die Wüste: James Bond (Daniel Craig) und Camille (Olga Kurylenko). In Designerklamotten durch die Wüste: James Bond (Daniel Craig) und Camille (Olga Kurylenko).

Getreu dem sprichwörtlichen Motto ‚zu Lande, zu Wasser und in der Luft’ – und zwar genau in dieser Reihenfolge – geht die lustige Aneinanderreihung von Verfolgungsjagden im Film immer weiter. Manchmal beschleicht einen fast das Gefühl, die Akteure seien hyperaktive Kinder, die keine Sekunde lang stillsitzen können.

James Bond-Filme folgen einem bekannten Strickmuster. Neben der Action dürfen natürlich die Bond-Girls und exotische Originalschauplätze nicht fehlen. Vor allem bei den Drehorten greift der Regisseur in die Vollen. In England, Panama, Chile, Mexiko, Italien und Österreich hat die Crew Quartier bezogen. Das ist nicht nur eine Herausforderung für die Filmemacher, sondern auch für den Zuschauer. Die Szenen, die in Bolivien spielen, wurden an vier unterschiedlichen Orten gedreht, sodass das Land alle fünf Minuten komplett anders aussieht. Frauen hingegen sind Mangelware: An der Seite von Bond ist die meiste Zeit Camille, dargestellt von Olga Kurylenko (Hitman, Max Payne), zu sehen. Die Ukrainerin spielt eine bolivianische Agentin (in der englischen Synchronfassung des Films übrigens mit derben russisch-französischen Akzent), die zufällig immer in dieselbe Richtung wie Bond muss und ebenso wie er einen Rachefeldzug zu Ende bringen will. Sie mimt nicht das typische Bond-Girl, das mehr oder weniger lang braucht, bis es sich lasziv in seinem Bett räkelt. Sie ist vielmehr ein weiblicher Mini-007, der mit dem männlichen Agenten mithalten kann und nicht seinen Reizen verfällt. Doch ohne das Bond-Girl-Stereotyp kommt auch der aktuelle Streifen nicht aus: 007 amüsiert sich bei einem kurzen Abstecher mit Agentin Fields (in ihrer ersten Rolle: Gemma Arterton).

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Viel Handlung mutet Ein Quantum Trost dem Zuschauer nicht zu. Die Dramaturgie ist ebenfalls simpel gestrickt: Bond findet einen Hinweis, verfolgt jemanden und fackelt schließlich alles ab. Das wiederholt sich ein paar Mal und schon ist der Film zu Ende. Ruhepausen gönnt sich das Abenteuer selten: Die Action treibt vielmehr schnörkellos auf einen Höhepunkt zu.

In Italien kommt es zu einer Verfolgungsjagd zwischen Bonds Aston Martin und einem Alfa Romeo. In Italien kommt es zu einer Verfolgungsjagd zwischen Bonds Aston Martin und einem Alfa Romeo.

Das ist durchaus nicht verkehrt und einem modernen Actionfilm angemessen. Jedenfalls bleibt keine Sekunde Zeit, sich zu langweilen. Was Besseres kann einem im Kino eigentlich nicht passieren! Und wer Casino Royale geliebt hat, wird sich auch für Ein Quantum Trost begeistern, auch wenn eine nette Auflockerung wie die viertelstündige Pokersequenz dises Mal fehlt.

Dafür gibt es ein Wiedersehen mit alten Bekannten wie Mathis oder dem amerikanischen CIA-Agenten Felix. 007 ist wie im Vorgänger eher eine düstere, wortkarge Figur. Albern-abstruse Szenen wie Bonds Bademoden-Schau in Casino Royale erspart sich Regisseur Forster zum Glück, um der Inszenierung mehr Tempo zu geben. Der eindeutige Höhepunkt des Actiontreibens findet übrigens auf der Bregenzer Seebühne statt. Mitten während einer Opernaufführung kommt es zu einer wilden Schießerei. Analog läuft die Handlung von Puccinis Tosca und der Auseinandersetzung, wobei sich beide spiegeln. Anstatt hier die Schussgeräusche und die Wortgefechte in den Vordergrund zu stellen, dreht Regisseur die Musik auf – die Opernarie ist nicht mehr Hintergrundrauschen, sondern Hauptdarsteller.

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