Medal of Honor: Warfighter im Test - Eine Frage der (Shooter-)Ehre

Neuer Versuch: Mit Medal of Honor: Warfighter will der Entwickler Danger Close den mauen Vorgänger vergessen machen. Mit mehr Abwechslung - und mehr Handlung.

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Eine gehörige Portion Skepsis ist es, die uns begleitet, als wir Medal of Honor: Warfighterinstallieren. Kein Wunder, schließlich erinnern wir uns nur zu gut an den Vorgänger von 2010, der vom Publisher Electronic Arts zum rundum aufgefrischten Serien-Neustart hochgepuscht wurde, letztlich aber enttäuschte. GameStar vergab magere 68 Spielspaß-Punkte.

Nun gelobt der Entwickler Danger Close Besserung: Warfighter soll mehr Abwechslung bieten, uns in noch spektakulärere Anti-Terror-Einsätze schicken und dabei auch noch eine emotional packende Geschichte erzählen. Das macht Warfighter tatsächlich zu einem ansatzweise besseren Spiel. Aber noch längst nicht zu einem wirklich großartigen.

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EA Origin
Medal of Honor: Warfighter muss einmalig über Electronic Arts’ Online-Plattform Origin aktiviert werden. Danach können Sie das Programm auch im Offline-Modus starten und spielen. Aber: Einmal mit Ihrem Konto verknüpft, können Sie das Spiel nicht mehr weiterverkaufen.

So kann's losgehen

Schon das Tutorial des Spiels macht mächtig Krach. Schon das Tutorial des Spiels macht mächtig Krach.

Der Auftakt der Story-Kampagne schickt uns an den Hafen der pakistanischen Küstenstadt Karatschi. Hier sollen wir als Elitesoldat »Preacher« gemeinsam mit unserem KI-gesteuerten Kollegen »Mother« die illegale Waffenlieferung einer im Nahen Osten operierenden Terrorzelle sabotieren. Doch der Einsatz geht gründlich schief. Denn als wir den Lieferwagen in die Luft jagen, explodiert das daneben geparkte Containerschiff gleich mit. Prompt entwickelt sich das Tutorial zum Inferno allererster Roland-Emmerich-Güte.

Der Pier bebt, überall kracht und knallt es, und tonnenschwere Container werden von den Detonationen meterweit durch die Luft geschleudert. Bevor wir realisieren können, was da eben passiert ist, hetzen wir im Eiltempo durch die Katastrophe, ballern auf verwirrte Gegner, holen sogar den obligatorischen Helikopter vom Himmel und können schließlich mit einem Schlauchboot fliehen – so spektakulär darf ein Ego-Shooter gerne anfangen.

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Alter Anti-Terror-Hut

Im Verlauf der rund sechs Spielstunden umfassenden Kampagne finden wir heraus, was bei dem Karatschi-Einsatz schief gelaufen ist, spüren die Hintermänner des Terror-Netzwerks auf und jagen sie quer über den Globus, von Pakistan über die Philippinen, den Jemen und Sarajevo bis nach Dubai.

Medal of Honor: Warfighter gibt sich dabei allerdings kaum Mühe, dem ausgelutschten Anti-Terror-Szenario frisches Leben einzuhauchen. Böse Araber, noch bösere Serben, geklauter Super-Sprengstoff - kennen wir alles schon. Was ideenarm klingt, ist es auch, zumal uns das Spiel nicht mal einen greifbaren Oberschurken vorsetzt, den wir über alles hassen dürfen. Dem Bösen von Warfighter fehlt das Gesicht, Modern Warfare 3löst das mit seinem Erzmistkerl Makarov deutlich besser.

In den aufwändig animierten Zwischensequenzen erfahren wir mehr über »Preacher« und seine Motivation. In den aufwändig animierten Zwischensequenzen erfahren wir mehr über »Preacher« und seine Motivation.

Das einzige Herausstellungsmerkmal der Warfighter-Story ist Preachers persönliche Geschichte, die vor jedem Einsatz in aufwändig animierten Rendersequenzen erzählt wird. Darin versucht der zwischen Ehrgefühl und Pflichtbewusstsein gegenüber seiner Familie hin- und hergerissene Soldat, seine auf der Kippe stehende Ehe zu retten.

Diese Sequenzen gehören zu den emotionalen Höhepunkten des Spiels und heben sich angenehm vom Hurra-Patriotismus eines Call of Duty ab. Allerdings reizen die Autoren das Potenzial nicht aus. Denn in den Einsätzen selbst gibt Preacher kaum ein Wort von sich, seine Gedanken bleiben uns verschlossen, was ihn zur stupiden Ballermaschine macht und die eigentlich gelungenen Filmclips mit der Familie aufgesetzt wirken lässt.

Gute Story... Während die Zwischensequenzen emotionale Einblicke in Preachers Privatleben gewähren…

...schlechte Story …bleibt der Elitesoldat (wie auch seine Kollegen) in den Ingame-Sequenzen eine Kriegsmarionette.

Hier vergibt Danger Close eine große Chance, der Handlung mehr Tiefe und einen glaubhaften Rahmen zu verleihen. Denn ein klarer roter Faden fehlt, zwischen Preachers Einsätzen gibt es Zeitsprünge, die nicht mal ansatzweise erklärt werden. So müssen wir immer wieder rätseln, warum genau uns Warfighter nun schon wieder woanders hinschickt – und was wir dort sollen. Unterm Strich wirken die Missionen wie (für sich gesehen durchaus unterhaltsame) Einzellevels, die lieblos zusammengestöpselt wurden. Da spannt selbst der Russen-Terroristen-Weltkrieg von Modern Warfare 3 einen deutlich verständlicheren Handlungsschirm über die Schießereien.

Ebenfalls ärgerlich: Obwohl uns die Warfighter-Handlung im Test zumindest ein, zwei Mal durch unerwartete Szenen überraschte, enttäuscht auch das Finale. Zum einen kommt es ohne bemerkenswerte Höhepunkte daher, zum anderen lässt es uns auch mit vielen Fragen zurück. Haben wir den Kampf überhaupt gewonnen? Was passiert mit den involvierten Parteien? Und wie geht es mit Preacher und seiner Familie weiter? All das beantwortet Warfighter kaum – wir sehen uns dann in Warfighter 2.

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