Star Citizen - gamescom-Fazit - Die Kritik wächst, die Begeisterung bleibt

Wir haben auf der Gamescom den Rennspiel-Modus Murray Cup angespielt, das große Star-Citizen-Fan-Event besucht, uns heimliche Vorwürfe gegen Chris Roberts angehört und danach mit ihm darüber gesprochen.

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»Nervös?« Chris Roberts lacht und lehnt sich noch weiter in seinem Stuhl zurück. Es ist, als wolle er schon durch seine Körpersprache zum Ausdruck bringen, wie verkehrt unsere Frage ist. Es ist Mittwoch, der erste Tag der Gamescom und in zwei Tagen erwartet Roberts rund 2000 seiner Fans auf dem zweiten, großen Star Citizen-Fan-Event des Jahres. Beim letzten Mal, im April, lief nichts nach Plan. Die Show begann Stunden später als geplant, die Demoversion des Spiels verursachte Abstürze am laufenden Band und zu spät angekündigte Verschiebungen im Projektzeitplan sorgten für großen Unmut unter den Fans.

Die Skepsis nimmt zu

Seitdem mehren sich auch unter Befürwortern von Star Citizen die Skeptiker. Rund 51 Millionen Dollar hat Chris Roberts nach offiziellem Zählstand inzwischen eingesammelt. Für nicht wahnsinnig viel mehr Geld wurde vor rund zehn Jahren World of WarCraft entwickelt. Langsam, finden einige, müsse es genug sein. Insbesondere, dass Roberts seine bestehenden Unterstützer immer wieder mit neuen, schicken Raumschiffen in seinen Onlineshop treibt, erscheint sogar einigen Entwicklerkollegen inzwischen suspekt.

Rund 2000 Fans von Star Citizen strömten am Freitag Abend ins Kölner E-Werk um Chris Roberts und die neuesten Spielfeatures live zu erleben. Rund 2000 Fans von Star Citizen strömten am Freitag Abend ins Kölner E-Werk um Chris Roberts und die neuesten Spielfeatures live zu erleben.

»Braucht er das Geld? Ja. Will er seine Vision verwirklichen? Ich denke schon. Weiß er genau, dass er diejenigen, die sich dieses Spiel am sehnlichsten wünschen, immer mehr und mehr mit ins Risiko nimmt? Garantiert. Hat er jetzt schon eine komplette Microtransaction-Infrastruktur aufgebaut, weil das hinterher im Spiel bis auf den limitierten Verkauf von Credits keine Rolle spielen wird? Glaubt das wirklich jemand?«, heißt es von einem Entwickler hinter vorgehaltener Hand, der auch die Berichterstattung der Gamestar und anderer Spielemedien über Star Citizen für »naiv« hält.

Offiziell will sich aber niemand dazu äußern. Chris Roberts ist zu wichtig geworden. Erfolg und Misserfolg von Star Citizen könnten tiefgreifende Folgen für das Crowdfunding von Spielen nach sich ziehen. Einige Entwickler beeilen sich bereits, das Roberts-Modell für ihre eigene Fan-Finanzierung zu kopieren. Genügend Gründe also, um vielleicht ein bisschen nervös zu sein. Aber nicht für Chris Roberts. »Es wird eine super Show. Die Leute werden echt zufrieden sein«, sagt er.

In Roberts Kommandozentrale

In seinem kleinen Präsentationsraum hat sich Roberts eingerichtet, wie in einer Kommandozentrale. An zwei Seiten des Zimmers stehen Rechner, einer davon mit großem 4K-Bildschirm um der Presse bereits vorab die Demos und Videos zu zeigen, die er am Freitag seinen Fans enthüllen will. An der rechten Wand hängen Poster des Großraumschiffs Constellation, das pünktlich zum Event am Freitag in vier verschiedenen Modellen in den Verkauf gehen soll.

Auf einem der Rechner auf der linken Seite sind derweil die neu gestalteten Schiffshangar-Modelle in einem Renderprogramm geöffnet, damit Roberts die verspielten Details dieser neuen Weltraumgaragen bei Bedarf direkt vorführen kann. Wie auf der Brücke seines eigenen, kleinen Raumschiffs springt Roberts während der Präsentation im Raum hin und her, zeigt hier was, startet da ein Programm, lässt schnell ein Video laufen. Fast könnte man meinen, die Entwicklung von Star Citizen sei selbst hier auf der Messe in vollem Gange.

Star Citizens Formel 1

Kernpunkt seiner Vorführung ist der Rennspiel-Modus »Murray Cup« in dem Spieler gegeneinander und gegen die KI um Bestzeiten wetteifern sollen. Die erste Strecke spielt hoch über einer futuristischen Metropole und ist die erste spielbare Umgebung, die nicht im Weltraum verortet ist.

Beim Zuschauen erscheint uns der Spielmodus zunächst etwas träge. Obwohl Roberts im gerade erste fertiggestellten Renn-Raumschiff M50 um den Kurs brettert, kommt wenig Geschwindigkeitsgefühl auf. Das liegt zum einen daran, dass die Bezugspunkte fehlen. Anders als in einem Need for Speed rauschen nicht ständig Bäume und Leitplanken an uns vorbei.

Star Citizen - Chris und Erin Roberts auf der Gamescom 2014 Star Citizen - Chris und Erin Roberts auf der Gamescom 2014

Aber es hat auch mit dem realistischen Anspruch des Spiels zu tun. Jeder der Checkpoint-Ringe die wir durchfliegen müssen hat in Spieldimensionen einen Durchmesser von Hunderten Metern. Riesige Distanzen und gigantische Objekte lassen das Spiel daher meist viel langsamer wirken, als es theoretisch ist.

Gegen die Wand

Als wir wenig später selbst eine Runde fliegen dürfen wird außerdem schnell klar: Viel schneller darf das Rennen kaum sein. Die komplexe Flugphysik der Star-Citizen-Raumschiffe macht jede Kurve zur Herausforderung, insbesondere wenn man auch noch den stabilisierenden Bordcomputer ausschaltet.

Ohne den kann man zwar engere Kurven nehmen, muss aber ständig auf der Hut sein, dass unser Pilot nicht aufgrund zu hoher Fliehkräfte das Bewusstsein verliert. Mehrmals pro Runde endet unsere Jagd nach dem ersten Platz an der Wand. Echte Bestzeiten, glaubt Roberts, werden am Ende nur die einsammeln, die Maschine und Pilot während des kompletten Rennens am Limit fahren können.

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