Seite 2: The Witcher 3: Hearts of Stone - Ein neuer DLC-Maßstab

GameStar Plus Logo
Weiter mit GameStar Plus

Wenn dir gute Spiele wichtig sind.

Besondere Reportagen, Analysen und Hintergründe für Rollenspiel-Helden, Hobbygeneräle und Singleplayer-Fans – von Experten, die wissen, was gespielt wird. Deine Vorteile:

Alle Artikel, Videos & Podcasts von GameStar
Frei von Banner- und Video-Werbung
Einfach online kündbar

»Geralt ist ein Langweiler«

Olgierds Laufbursche zu spielen erweist sich übrigens als deutlich spaßiger, als es klingt. In seine rund zehnstündige Haupthandlung packt Hearts of Stone nämlich vorbildlich abwechslungsreiche Quests. Eines unserer Highlights: die »Sause des toten Mannes«, die wohl witzigste Quest der Witcherserie. Auch davon wollen wir aber freilich nicht ohne schützende Spoiler erzählen.

Geralt auf einer Party? Was kann schon schiefgehen! Geralt auf einer Party? Was kann schon schiefgehen!

Warnung: der folgende Absatz enthält Spoiler

Olgierds erster Wunsch ist eine rauschende Party für seinen Bruder Vlodimir - der aber seit Jahren im Grab liegt. Die, ähem, naheliegende Lösung: Der Geist des hedonistischen Edelmanns muss von Geralt Besitz ergreifen und in seiner Gestalt einen draufmachen.

Wir besuchen also mit Shani die Hochzeit ihrer Freundin und steuern zwar äußerlich Geralt, aber in Wirklichkeit den Schürzenjäger und Partyhengst Vlodimir. Der natürlich sofort ein Auge auf Shani wirft. Und so lenken wir den sonst so stoischen Geralt, während er seinem »saftigen Birnchen« um jeden Preis seine Manneskraft beweisen will. Etwa, indem er sich ins Schweinegehege stürzt, um die Krone des Königs der Schweinetreiber für sie zu gewinnen.

Oder indem er wettet, jede beliebige Frau auf der Feier rumkriegen zu können - und sich nach einem kurzen »Tat es weh, als du vom Himmel gefallen bist?« im gleichen Schweinestall mit ihren drei wütenden Brüdern prügelt. Ein köstlicher Moment jagt den nächsten, wir haben die ganze Quest über ein dickes Grinsen im Gesicht und müssen mehr als einmal laut loslachen.

Allein schon die Dialogoptionen! Vlodimir hat zum Beispiel überhaupt kein Problem damit, Shani lang und breit mit Geralts Stimme zu erklären, was für ein fürchterlicher Langweiler der Hexer eigentlich ist. Das alles würzen die Entwickler mit optischen Details, zum Beispiel steht Geralt viel arroganter und herrischer, wenn er gerade von Vlodimir besessen ist, und setzt ein dreistes Grinsen auf.

So haben wir auf der Party genauso viel Spaß wie der Geist selbst. Ernst wird er nur, wenn es um seinen Bruder Olgierd geht, den er stets in den höchsten Tönen lobt. So gewährt er uns neue Einblicke, wenn auch keineswegs aus der zuverlässigsten Quelle. Wir erleben also eine rundum erstklassig geschriebene Quest und sind um Mitternacht richtig traurig, dass wir nicht noch mehr Zeit mit Vlodimir verbringen können.

Romanze für Nostalgiker

Dafür mit Shani. Die übrigens keineswegs einen auf Spielverderberin macht: Sie lässt sich von der Partylaune mitreißen und räumt sogar ein, dass Geralt tatsächlich mal etwas lockerer sein dürfte. Wenn wir wollen, können wir unsere alte Romanze neu entzünden. Auch wenn es dabei keine Rolle spielt, was wir im ersten Witcher gemacht haben, dessen Savegames lassen sich weiterhin nicht importieren.

Shani begleitet Geralt auf einer Erkundungstour durch die Familienkrypta der von Everecs. Shani begleitet Geralt auf einer Erkundungstour durch die Familienkrypta der von Everecs.

Trotzdem freuen wir uns über eine charmante und schön geschriebene Liebesgeschichte. Allerdings keine dritte große Option wie Triss oder Yennefer. Ob wir in Hearts of Stone mit der Ärztin anbandeln, hat keinerlei Auswirkungen auf das Hauptspiel.

Was aber irgendwo auch passt, denn so eine wichtige Frau in Geralts Leben wie die beiden Zauberinnen war Shani eben auch nie. Was sie aber nicht davon abhält, uns tatkräftig zu unterstützen. Wie in den guten alten Zeiten untersuchen wir gemeinsam Leichen und sie hilft uns bei Nachforschungen über Olgierds Familie.

Wie alles begann:Making Of The Witcher

In bester Witcher-Tradition

Neben der Feier erkunden wir in Hearts of Stone unter anderem die Mysterien des verfallenen Everec-Anwesens, machen uns auf klassische Monsterjagd in Oxenfurt und brechen in eine schwer bewachte Schatzkammer ein - wie gesagt, ein abwechslungsreiches Programm. Und wie es sich für The Witcher gehört mit so einigen Entscheidungsmöglichkeiten und unterschiedlichen Herangehensweisen. Für den Einbruch brauchen wir einen Sprengmeister und einen Kletterkünstler. Beide Positionen können wir mit zwei unterschiedlichen Kandidaten besetzen, die sich dann auch unterschiedlich verhalten.

Quest-Abwechslung: Party Eine der ersten Aufgaben führt uns nicht gegen wilde Monster, sondern auf eine ausgelassene Party.

Einbruch Später planen wir mit selbst angeheuerten Mitverschwörern einen Einbruch.

Monsterjagd Ganz klassische Monsterjagden dürfen auch nicht fehlen, etwa nach diesem Riesenfrosch.

Spukhaus In verspukten Gruften legt sich Geralt mit Geistern an und deckt so manches Geheimnis auf.

Die Folgen unserer Handlungen sind auch diesmal oft dramatisch und unerwartet, und welchen Figuren wir trauen können, ist alles andere als leicht einzuschätzen. Genau so wünschen wir uns unsere Witcher-Geschichten! Komplett mit drastisch unterschiedlichen Endsequenzen. Das Finale hängt allerdings vor allem davon ab, was wir im letzten Spielabschnitt tun. Es setzt sich nicht wie im Hauptspiel aus einem riesigen Entscheidungsgeflecht über das komplette Abenteuer hinweg zusammen. Klar, es ist auch eine kleine und kürzere Story, aber trotzdem hätten sich die frühen Quests da noch stärker auswirken können.

Höhepunkte des Hauptspiels:Special zu den fünf besten Quests von The Witcher 3

Dass wir diesmal nicht gleich das Schicksal der gesamten Welt entscheiden, hat uns hingegen gar nicht gestört. Im Gegenteil, denn indem sich die Geschichte auf das Schicksal einiger Schlüsselfiguren konzentriert, gewinnt sie ihre eigenen Vorzüge. Sie ist straffer erzählt und Olgierd und O'Dim bleiben stets präsent, statt wie der König der wilden Jagd im Hauptspiel die meiste Zeit nur ein Schatten am Horizont zu sein. Ergänzt wird die Geschichte wie gewohnt durch Nebenquests, Miniaufgaben wie Monsternester und einige interessante Entdeckungen, die über die neuen Gebiete verstreut sind.

Felder, Anwesen, Parallelwelten

Was Geralt wohl im Anwesen der von Everecs erwartet? Was Geralt wohl im Anwesen der von Everecs erwartet?

Die neue Region nordöstlich von Novigrad unterscheidet sich auf den ersten Blick nicht grundlegend vom bereits bekannten, wir durchstreifen ganz ähnliche Felder und Bauerndörfer. Wenn auch mit einer leicht anderen Atmosphäre, im Gegensatz zum Niemandsland von Velen sind die Menschen hier weniger vom Krieg gezeichnet und dadurch wohlhabender. Aber wir besichtigen auch echte Sehenswürdigkeiten, allen voran die Villa derer von Everec: ein Spukhaus der klassischsten Sorte, umwabert von Nebel und voller Geheimnisse.

Optisch erinnern die Umgebungen und einige Gebiete wie die Everec-Familiengruft außerdem an das erste Witcher, was laut Leveldesigner Miles Tost genau so beabsichtigt war. Schließlich treffen wir ja auch Shani hier wieder. Und finden noch so manche weitere Anspielung. Bei einer Auktion in Oxenfurt ersteigern wir etwa die Sonnenbrille des Professors, dem Assassinen-Gegenspieler aus dem ersten Spiel, und dürfen die dann aufziehen - sehr stilvoll!

Ohne zu viel verraten zu wollen, erschöpft sich Hearts of Stone dann aber doch nicht einfach in Anspielungen und Variationen bekannter Umgebungen. Einmal reisen wir etwa in eine Scheinwelt innerhalb eines Gemäldes, die ganze Landschaft sieht aus wie mit Pinselstrichen gemalt. Keine völlig neue Idee freilich, aber trotzdem eine gute und sehr stimmungsvoll umgesetzt. Das bleibt auch nicht die einzige überraschende Exkursion, Hearts of Stone hat einen vielfältigeren Reiseplan in petto, als es zunächst den Anschein hat. Außerdem öffnet es uns gelegentlich Gebiete, die wir bislang nur von außen sehen durften, etwa die Akademie von Oxenfurt. Wenn auch leider nicht dauerhaft und nur für bestimmte Quests.

Die neuen Farmgebiete unterscheiden sich nicht grundlegend von der alten Spielwelt. Die neuen Farmgebiete unterscheiden sich nicht grundlegend von der alten Spielwelt.

Etwas enttäuschend fanden wir hingegen das Monsteraufgebot in den frischen Gebieten. Wir laufen Wildschweinen und Riesenspinnen über den Weg, dazu streifen Raubritter statt gewöhnlicher Banditen durchs Land, die mit ihren Schilden ein Stück gefährlicher sind. Das war's dann aber auch schon weitgehend mit neuen Feinden - etwas wenig.

2 von 4

nächste Seite


zu den Kommentaren (9)

Kommentare(8)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.