Zu comichaft! Zu detailarm! Klickibunti-Mist! Dawn of War 3 musste für seine Grafik einige Kritik einstecken. Kein Wunder, Warhammer-Fans ist der Stil dieses großartigen Universums (zurecht!) enorm wichtig: Düster muss es sein, blutig und hoffnungslos! Aber trotzdem finde ich: Die Kritik ist an vielen Stellen unfair.
Durch die dreckige Nostalgie-Brille
Die Entwickler haben sich freilich keinen Gefallen damit getan, dass die ersten Bilder durch die Bank von einem Schneeplaneten stammten - weiße und blaue Landschaften waren lange Zeit alles, was wir von diesem Spiel kannten.
Inzwischen habe ich für meine Multiplayer-Preview von Dawn of War 3 mehr davon gesehen und gespielt, und da stecken auch deutlich düsterere Umgebungen drin! Durch Eis und Schnee ziehen sich Vulkankrater und Lavaflüsse, genauso kämpfen wir uns durch metallstarrende Industriekomplexe.
Gut, dass Gabriel Angelos in schwerster Panzerung durch diese Umgebungen hüpft wie ein leichtfüßiger Akrobat, darüber könnte man sich streiten. Aber seit wann geht's denn bei Warhammer in erster Linie um Realismus?
Ja, es ist ein düsteres Universum - aber auch ein maßlos übertriebenes, gern mal überraschend abgedrehtes, voller Coolness und Spektakel. Und das spiegelte sich bereits im ersten Dawn of War wieder. Da zogen Kollege Gabriel und seine Marine-Kameraden auch schon Stunts ab, die sie sich in voller Plattenpanzerung eigentlich in die Haare schmieren könnten, und es war glorreich!
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Und was knallige Effekte angeht: Die brannten in Dawn of War 2 schon die Granaten meiner Eldar-Standardeinheiten ab! Von der Runenprophetin mit ihrem bildschirmfüllenden Psi-Sturm aus dem ersten Teil ganz zu schweigen. Die müsste sich vor keiner Elite-Einheit aus Teil 3 verstecken!
Die richtige Grafik für das richtige Gameplay
Und doch lässt sich nicht bestreiten, dass sich bei Dawn of War 3 etwas geändert hat. Einzelne Einheiten wirken weniger dreckig, Truppen und Effekte stechen stärker heraus. Nur: Dawn of War 3 ist ja auch ein anderes Spiel als seine Vorgänger. Hier toben deutlich größere Schlachten als vor allem im zweiten Teil, es ragen noch gewaltigere Supereinheiten auf.
Der Autor
Maurice Weber hat als hoffnungslos indoktrinierter Agent der imperialen Inquisition vor allem eins gelernt: Triffst du jemanden, der dir widerspricht, lass ihn in den Feuern der Läuterung brennen! Und doch nagen gelegentlich Gewissensbisse an seinem ach so unerschütterlichen Glauben.
Gerade Themen wie Grafik und Stil sind doch komplett subjektiv, jede Meinung dazu gleich legitim! Dann fällt ihm ein, dass ihn solche Gedanken spornstreichs als nächsten auf den Scheiterhaufen bringen könnten, und er wischt sie gnadenlos beiseite. Gesegnet sei der Verstand, der zu klein für Zweifel ist!
Um da im Schlachtgetümmel noch den Überblick zu behalten, werden klare Silhouetten, eindeutig erkennbare Truppen und Effekte, die ins Auge stechen, umso wichtiger. Wie viele Kratzer der einzelne Space Marine an seiner Rüstung hat, würde dafür kaum auffallen, wenn sich hundert davon Granaten und Plasma um die Ohren pfeffern.
Was keineswegs heißt, dass ich mit allen Grafik-Entscheidungen von Dawn of War 3 einverstanden bin. In der Praxis arten selbst mit dem neuen Stil die Schlachten noch stellenweise in arges Chaos aus. Aber besonders schmerzt mich der Verlust der großartig choreographierten Sync-Kills.
Klar, auch das lässt sich mit Gameplay-Bedürfnissen erklären: Dem knallharten Strategen passt es ja eigentlich gar nicht in den Kram, wenn seine Einheit sich per Zufall immer mal wieder noch die Zeit nimmt, einem Feind ganz besonders spektakulär den Kopf von der Rübe zu hauen - aber mir hat das in den Kram gepasst, verdammt!
Es war ein so atmosphärischer Teil der Serie, dass ich die kleine Gameplay-Einschränkung mit Freuden hingenommen habe. Aber trotzdem: Ich finde, auch Dawn of War 3 sieht richtig klasse aus. Anders als Dawn of War 2 vielleicht, so wie auch das schon anders aussah als der erste Teil - aber dem Warhammer-Universum immer noch treu und würdig.
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