AMD sorgt für knappe CPUs und Grafikkarten: »Wir tun das nicht, um die Preise hoch zu halten«

Halbleiter-Chips werden künstlich zurückgehalten. Das hat AMD-CEO Lisa Su jetzt selbst bestätigt. Mit dem Aufblähen von Preisen für Grafikkarten und CPUs soll das aber nichts zu tun haben.

Der PC-Markt strauchelt. Vor allem Grafikkarten wurden in den letzten Monaten so wenig verkauft, wie seit Jahren nicht. Webseite wie Tom's Hardware sprachen sogar von einem 20-Jahres-Tief auf dem GPU-Markt.

So manch einer schürt aus diesen Nachrichten Hoffnung: Wenn die Nachfrage nach den aktuell so teuren Grafikkarten sinkt, dann müssen doch auch die Preise fallen. Bisher bleibt der Preiserlass jedoch aus.

Einen Grund, warum das der Fall sein könnte, liefert AMD-Chefin Lisa Su in einem Investoren-Gespräch. Denn das Unternehmen scheint die Menge an Halbleiter-Chips künstlich zu verknappen - und ist damit nicht allein. Allerdings stellt AMD auch klar: Mit dem Preis soll das gar nichts zu tun haben.

Alles andere als günstig: Das neue AMD-Flaggschiff RX 7900 XTX. Alles andere als günstig: Das neue AMD-Flaggschiff RX 7900 XTX.

AMD verknappt Halbleiter-Chips

Die Bestätigung, dass AMD Grafikkarten und CPUs künstlich verknappt, stammt aus dem Earnings Call für das vierte Quartal 2022. Darin halten leitende AMD-Manager ihre Investoren auf dem Laufenden über die verschiedenen Geschäftsbereiche und Finanzen des Unternehmens.

Als Teil des Gesprächs kommt CEO Lisa Su auch auf das Client- und Gaming-Geschäft zu sprechen, das vor allem die CPUs der Ryzen-Serie und die Radeon-Grafikkarten enthält. Deren ausgelieferte Mengen würde man aktiv kleinhalten, um das Inventar von nachgelagerten Händlern weiter zu verringern:

We have been undershipping the sell-through or consumption for the last two quarters, we undershipped in Q3, we undershipped in Q4. We will undership, to a lesser extent, in Q1.

Wir haben die letzten beiden Quartale weniger verkauft und verbraucht. Wir haben im dritten Quartal unterverkauft, wir haben im vierten Quartal unterverkauft. Und wir werden in geringerem Maße auch im ersten Quartal unterverkaufen.

Die Vermutung vieler Tech-Seiten: AMD will mit der künstlichen Verknappung trotz fallender Nachfrage die Preise oben halten.

Die Rechnung liegt auf der Hand, denn wenn man das Angebot im selben Maße wie die Nachfrage reduziert, wird sich bei den Preisen für neue Prozessoren und Grafikkarten nichts ändern - und die bisherige Gewinnmarge bleibt erhalten.

Bei den Preisen für Grafikkarten scheint das Ende der Fahnenstange indes noch nicht erreicht worden zu sein. Denn Nvidia soll bereits an einer RTX 4090 Ti bzw. Titan arbeiten, die jeglichen bisherigen Preisrahmen für Gaming-GPUs sprengen dürfte:

Verknappung soll nichts mit Preisen zu tun haben

AMD widerspricht dieser Darstellung. Gegenüber PCWorld erklärt Drew Prairie, Vice President of Communications:

We are shipping below consumption because there is too much inventory in the channel and that partners want to carry lower levels of inventory based on the demand they are seeing and their expectations for their business…the idea we are doing this to keep prices elevated isn’t accurate. Our client ASP was flat year over year, and that is due to mix of CPUs shipped.

Wir liefern unter dem Verbrauch, weil es zu viele Bestände in der Vertriebskette gibt und die Partner aufgrund der Nachfrage, die sie sehen, und ihrer Erwartungen für ihr Geschäft niedrigere Bestände haben wollen. […] Die Idee, dass wir dies tun, um die Preise hochzuhalten, ist nicht korrekt. Der ASP [Anm. d. Red.: Average Selling Price = Durchschnittsverkaufspreis] unserer Kunden ist im Vergleich zum Vorjahr gleich geblieben, und das ist auf den Mix der ausgelieferten CPUs zurückzuführen.

Zusammengefasst soll die Verknappung von Halbleiter-Chips also nicht für höhere Preise sorgen. Stattdessen hält man die Chips laut eigener Aussage auf Wunsch der Händler zurück, die sich kleinere Lagerbestände wünschen.

Mit der Verknappung der Bestände steht AMD indessen nicht allein dar. Denn auch Nvidia soll die im Markt verfügbare Ware absichtlich reduzieren, wie PCGamesHardware berichtet. Auch hier stammt die Information aus einem Investorengespräch. Und auch hier sei der Grund laut Aussage von Nvidia, die Bestände in der Vertriebskette zu reduzieren.

Ob nun Absicht oder nicht: Die Preise für GPUs sind weiterhin hoch. So hoch, dass mein Kollege Nils in seinem Kommentar sogar vom Luxusgut Grafikkarte spricht:

Was meint ihr? Steckt hinter der künstlichen Verknappung der Hersteller die kalte Kalkulation, Preise für Grafikkarten um jeden Preis oben zu halten? Oder geht es den Unternehmen tatsächlich um eine Korrektur der Bestände, wie sie sich die Händler wünschen? Schreibt uns eure Meinung zu dem Thema gerne in die Kommentare!

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