Ich kann mich noch gut an die Stimmung zum RTX-3000-Release von Nvidia im Jahr 2020 erinnern. Ein ordentliches Performance-Plus gegenüber den Vorgängern bei einer (theoretisch) besseren Preissituation hat zu großem Kaufinteresse geführt, auch da die Raytracing-Skepsis nach der ersten RTX-Generation etwas niedriger war. Der Kontrast zur aktuellen Situation auf dem GPU-Markt könnte kaum größer sein.
Das neue Top-Modell Geforce RTX 4090 als erste GPU der RTX-4000-Generation ist zwar extrem schnell, aber mit einem Preis von etwa 2.000 Euro auch extrem teuer, und das trotz guter Verfügbarkeit. Ich hätte nicht gedacht, dass es so schnell zu so teuren Normalkosten
kommt - auch wenn das im Nachhinein betrachtet wohl etwas naiv war.
Zum Vergleich: Die erste RTX-3000-Grafikkarte in Form der Geforce RTX 3080 erschien im September mit einer UVP von 699 Euro für Nvidias Founders Edition. Noch absurder wird es nur im Profi-Bereich:
RTX 6000 für knapp 8.000 Euro: Neue Grafikkarte von Nvidia schießt gleich mehrfach den Vogel ab
Bekanntermaßen war die RTX 3080 nur mit sehr viel Glück neu für 699 Euro zu haben und selbst heute kostet die in Shops immer seltener werdende Karte noch mindestens 800 Euro. Die entscheidenden Unterschiede von heute zu damals sind einerseits die Liefersituation und andererseits die UVPs.
Grafikkarten-Mondpreise trotz guter Verfügbarkeit
Während die RTX 3080 aufgrund verschiedener Faktoren wie dem Mining-Boom und der Corona-Pandemie quasi ab Release kaum verfügbar und dadurch nicht nur ein sehr seltenes, sondern auch ein sehr teures Gut war, sieht das bei der RTX-4000-Generation anders aus.
Alle drei bislang erschienenen Modelle sind in zahlreichen Varianten und Shops sofort lieferbar, und zwar zu Preisen im Bereich von oder sogar unterhalb der UVP. Rein von der Beschreibung her ist das eine Situation, die sich Spieler zu Zeiten von RTX 3000 (und Radeon RX 6000) vor zwei Jahren sehnlichst herbeigesehnt hätten. Heute gilt das aber nicht mehr.
Kein Wunder, schließlich liegt bereits die UVP der RTX 4070 Ti als Founders Edition mit 899 Euro ganze 200 Euro höher als im Falle der RTX 3080 zu ihrem Release im September 2020 - von der RTX 4080 (1.399 Euro UVP) und RTX 4090 (1.859 Euro UVP) ganz zu schweigen. Und auch bei AMD und der neuen RX-7000-Generation sieht es mit Mindestpreisen von etwa 1.000 Euro nicht viel besser aus.
Die Preise sind nicht das einzige Problem...
Mir ist bewusst, dass auch Grafikkartenhersteller wie AMD und Nvidia sowie all ihre Partner und Zulieferer mit den schon länger in vielen Bereichen steigenden Kosten konfrontiert sind. Ich kann mir aber beim besten Willen nicht vorstellen, dass das allein zu derart hohen Preisen führt.
Erschwerend hinzu kommt der Umstand, dass sowohl RTX 4000 als auch RX 7000 zum Release teils mit technischen Mängeln zu kämpfen haben (oder hatten). Mehr dazu erfahrt ihr hier:
- Nvidia: Noch nie war es so wichtig, den Stromanschluss eurer neuen Grafikkarte zu überprüfen
- AMD: Drama um zu heiße High-End-Grafikkarten, die oft nicht ausgetauscht werden können
Menschen machen Fehler, geschenkt. Es ist aber schon irgendwie bezeichnend, dass so etwas ausgerechnet bei den neuen und extrem teuren Highend-Produkten der zwei GPU-Platzhirschen passiert. Und der neue Mitspieler Intel (Arc) hat gleichzeitig noch oft mit Treiberproblemen zu kämpfen.
...und Performance ist nicht alles
Keine Frage, es handelt sich um sehr schnelle Grafikkarten, die in einem Spiele-PC viel Freude bereiten können, wenn ihr sie auch entsprechend ausreizt (ich werfe die Sichtworte 4K
, 120+ Hertz
und Raytracing
in den Raum). Aber auch als enthusiastischer Spieler, der hohe Auflösungen und tolle Grafik liebt, komme ich nicht umhin, die aktuelle Situation auf dem GPU-Markt extrem enttäuschend zu finden.
So ist die RTX 4070 Ti etwa zwei Jahre nach Release der RTX 3080 in unseren 4K-Benchmarks nur überschaubare elf Prozent schneller. Für ein deutlicheres Performance-Plus wie bei der RTX 4080 oder RTX 4090 beziehungsweise der RX 7900 XT(X) muss ich also nochmal wesentlich tiefer in die Tasche greifen.
Nur 4K
Durchschnitt aus Cyberpunk 2077, Dying Light 2, Forza Horizon 5, God of War, TW: Warhammer 3
- 3.840 x 2.160
- 0,0
- 24,0
- 48,0
- 72,0
- 96,0
- 120,0
Auf der anderen Seite liegt der einstige und damals sehr beliebte Mittelklassebereich mit GPU-Preisen zwischen 200 und 300 Euro gefühlt seit Jahren brach. Bei Nvidia bekomme ich dafür maximal eine RTX 3050 und bei AMD eine RX 6600 - und die erreichen in Sachen Performance grade mal grob das Niveau einer GTX 1070 (Ti) von 2016, wie auch unsere große Leistungsklassen-Übersicht mit über 70 GPUs zeigt.
Man muss dabei zwar auch neue Features wie DLSS 3 oder die Speicherausstattung und die Raytracing-Performance bedenken. So richtig Freude bereitet mir der Blick auf den GPU-Markt aber allem Faible für neue Technik zum Trotz schon lange nicht mehr.
Keine Besserung in Sicht, aber etwas Trost gibt es trotzdem
Auch zum Abschluss dieser Kolumne habe ich leider keine guten Nachrichten für euch. Ich sehe keine Hinweise darauf, dass sich die Situation in halbwegs überschaubarer Zeit verbessern könnte, ganz im Gegenteil.
Es steht wohl eher zu befürchten, dass der derart extreme GPU-Preise für längere Zeit (oder gar ab den aktuellen Generationen) den neuen Standard darstellen. Da kann ich es meinem Kollegen Peter Bathge nicht verdenken, dass ihm das langsam zu viel wird und ihm das Gaming-Hobby potenziell verleidet:
Ein gewisser Trost ist vielleicht nur, dass all das letztlich Luxusprobleme sind - gepaart mit dem Umstand, dass man längst keine RTX 3000/RTX 4000- oder RX 6000/RX 7000-Grafikkarte braucht, um Spaß beim Zocken in guter Grafikqualität zu haben.
Bleibt abschließend nur zu hoffen, dass ich nach meiner Fehlprognose zu stabil bleibenden Grafikkarten-UVPs auch dieses Mal daneben liege und sich die Situation doch wieder irgendwann bessert.
Wie schätzt ihr die Lage ein? Müssen wir uns wohl oder übel an derart hohe GPU-Preise gewöhnen, verbessert sich die Situation auf jeden Fall noch oder lässt sich das vorerst gar nicht sagen? Schreibt es gerne in die Kommentare!
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