Mit jeder neuen iPhone-Generation veröffentlicht Apple auch eine große neue Version seines Mobil-Betriebssystems iOS. So wird auch dieses Jahr, einige Tage vor dem Erscheinungstermin des iPhone 5, ein Versionssprung vollzogen. Wir haben uns die Beta-Version schon vorab heruntergeladen und auf einem Apple iPhone 4S installiert.
Nicht alle iOS-Geräte werden von der neuen Version profitieren. Das Ur-iPhone, das iPhone 3G und auch das iPad 1 werden nicht mehr unterstützt. Besitzer eines solchen Geräts müssen also auch in Zukunft mit iOS 5.1.1 arbeiten und mit etwaigen Sicherheitslücken und fehlenden Funktionen leben.
Trotzdem ist es lobenswert, dass Apple immerhin einige ältere Geräte wie das iPhone 3GS noch mit aktueller Software versorgt, in der Androi-Welt ist dies bei weitem nicht selbstverständlich. Üblicherweise bekommen hier nur die Spitzenmodelle Aktualisierungen und auch diese nur mit teils deutlicher Verzögerung. Allein bei den Google-Geräten wie dem Samsung Galaxy Nexus kann man sich zeitnaher Updates sicher sein. Allerdings müssen Besitzer von iPhone 3GS und iPhone 4 auch nach dem Update auf iOS 6 auf die Sprachsteuerung Siri verzichten, Facetime-Videotelefonie über 3G-Netzwerke wird ebenfalls nicht möglich sein und die Turn-by-Turn-Navigation wird trotz der neuen Karten-App nicht unterstützt.
Konsequente Facebook-Integration
Mit iOS 6 vertieft Apple seine Kooperation mit Facebook. In nahezu jeder App findet sich in der neuen Version des mobilen Betriebssystems eine fest verknüpfte Facebook-Funktion. In dem bereits seit iOS 5 bekannten Benachrichtigungscenter etwa finden wir nun ein Widget, mit dem wir ohne Umweg über die Facebook-App unseren Status aktualisieren dürfen. Dabei funktionieren Links, kopierte Bilder hingegen nicht. Allerdings können wir die nun direkt aus unserem Fotoalbum mit unseren Kontakten teilen, in dem wir die Option »Auf Facebook teilen« wählen. Auf Wunsch können wir auch gleich Personen auf dem Bild markieren und den Ort der Aufnahme hinzufügen.
Sogar im App-Store, im Browser und in der Karten-App begleitet uns Facebook auf Schritt und Tritt. Wenn uns eine App gefällt, leiten wir sie direkt im App-Store an unsere Freunde weiter. Gleiches gilt für Internetseiten, die wir direkt aus Safari im sozialen Netzwerk weiterverbreiten können. Aus der Karten-App empfehlen wir Lokale, Geschäfte oder auch einfach nur Interessante Orte und Sehenswürdigkeiten wie zum Beispiel den Eisbach in München oder unser Redaktionsgebäude. Ob und wie wir über Facebook-Postings benachrichtigt werden wollen, legen wir im neuen Menüpunkt »Facebook« fest. Dort können wir auch bestimmen, mit welchem unserer Profile wir agieren wollen.
Neue Apple-Karten
Die wohl auffälligste Neuerung von iOS 6 ist das neue Kartenmaterial, das nicht mehr wie gewohnt von Google stammt. In Zusammenarbeit mit dem Navigationsgerätehersteller Tom-Tom hat Apple eigene Karten erstellt und in das Betriebssystem integriert. Erstmals brauchen iPhone-Nutzer damit keine Drittanbieter-Anwendung wie beispielsweise Navigon mehr, um »Turn-by-turn«-Navigation zu verwenden. Dieser Ausdruck bezeichnet die von Navigationsgeräten bekannte Funktion, bei der die Software uns mitteilt, wo wir abbiegen müssen.
Allerdings nur auf dem iPhone 5 und dem iPhone 4S. Dem iPhone 4und das iPhone 3GS nicht nur die 3D-Ansicht fehlt, sondern gleich die »Turn-by-Turn«-Navigation nicht zur Verfügung steht, schließlich läuft etwa Navigon auch ohne Probleme auf diesen älteren Apple-Smartphones.Wir haben uns ein wenig in und um München durch die Gegend lotsen lassen und im Test festgestellt, dass die Navigation sehr gut funktioniert. Je nach Route bietet die iOS-6-App verschiedene Wege an, ganz so wie wir es von den großen Navigationssoftwares kennen.
Unsere gesuchte Route können wir klassisch per virtueller Tastatur eingeben oder auch dem iPhone per Siri diktieren. Erstaunlich gut klappt auch das Navigieren zu bestimmten Kontakten. Die Eingabe »Siri, zeig mir den Weg zu Tom Loske.« quittierte Siri prompt mit der Nachfrage, zu welcher der gespeicherten Adressen ich denn wolle, privat oder geschäftlich. Da der Autor aus der Redaktion nach Hause wollte, antwortete er »Privat« und die Navigation wurde gestartet. Ein Nachteil an der Navigationsfunktion bleibt die fehlende Offline-Routenfindung. Damit die Anwendung funktioniert, benötigen wir eine stehende Internetverbindung. Falls Ihr Vertrag also nur ein geringes Datenvolumen mitbringt, könnte dies ein Problem werden. Da wir aber bisher keine großen Überlandfahrten testen konnten, können wir zum tatsächlichen Datenaufkommen noch wenig sagen.
Eine weitere große Neuerung bei den Karten ist die 3D-Ansicht der Umgebung. Aus einer isometrischen Perspektive zeigt die Karten App ein dreidimensionales Profil der Umgebung an. In ausgewählten Städten sind sogar wichtige Gebäude als Polygonmodelle eingebaut, momentan aber nur in großen US-amerikanischen Metropolen. Wie schnell hier der Ausbau und die Aktualisierung des Kartenmaterials vorangeht, können wir nicht abschätzen. Wir vermuten aber, dass hier sukzessive nachgearbeitet wird.
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