Arbeitsüberlastung - Japanische Firma treibt Angestellte per Drohnen-Beschallung aus dem Büro

Damit ihre Angestellten sich nicht chronisch überarbeiten, hat eine japanische Firma ein Dronensystem installiert, das die Arbeiter mit Musikbeschallung aus dem Büro treiben soll.

Mit speziell ausgerüsteten Drohnen drängt eine japanische Firma Angestellte zum Feierabend aus dem Büro. Mit speziell ausgerüsteten Drohnen drängt eine japanische Firma Angestellte zum Feierabend aus dem Büro.

Seit ihrer Markteinführung erobern flugfähige Drohnen immer neue Lebensbereiche: Neben der Aufnahme von Bildern aus der Luft liefern sie Pakete aus – und vertreiben seit neuestem auch übereifrige Angestellte nach dem Feierabend aus ihrem Büro.

Mit Auld Lang Syne gegen chronische Überlastung

In Japan hat die Firma Taisei in Kooperation mit dem Telekomunikationsanbieter NTT ein System entwickelt, mit dem Drohnen in Großraumbüros patroullieren und Angestellte per Musik-Beschallung dazu bringen sollen, ihren Arbeitsplatz pünktlich zu räumen.

Wie TheVerge berichtet, versucht Taisei unter anderem mit Liedern wie Auld Lang Syne, das in japanischen Einkaufszentren traditionell als »Rausschmeiß-Musik« gespielt wird, das Problem der chronischen Überarbeitung einzudämmen, mit dem Japan seit Jahrzehnten zu kämpfen hat. Das System soll ab April 2018 in ersten Tests zum Einsatz kommen und rund 400 Euro pro Monat kosten.

Experten bleiben skeptisch

Einige Experten stellen allerdings den Erfolg dieser Strategie infrage. Gegenüber der BBC erklärte Scott North, Soziologieprofessor an der Universität von Osaka:

"Selbst wenn diese roboterhafte Belästigung Arbeiter dazu bringt, das Büro zu verlassen, werden sie ihre Arbeit mit nach Hause nehmen [...]. Um Überstunden zu verringern, müssen die Arbeitspensen verringert werden – entweder, indem man Aufgaben, die unnötig Zeit verschwenden und Wettbewerbe verringert, für die japanische Arbeitsplätze notorisch bekannt sind, oder indem man mehr Arbeiter anstellt."

Laut Norths Kollege Seijiro Takeshita, Professor für Management und Information an der Universität von Shizuoka, sei die Bemühung Taiseis, Aufmerksamkeit für das Problem der Überarbeitung in japanischen Firmen zu erregen, lobenswert – die von der Firma vorgestellte Lösung hält er allerdings eher für einen Scherz.

Japan hat bereits seit den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts mit dem Problem der chronischen Überlastung von Angestellten zu kämpfen. Viele Arbeiter leiden unter den gesundheitlichen Folgen ihrer Überstunden – teilweise wohl so drastisch, dass die Japaner für das Phänomen sogar ein eigenes Wort haben: »Karoshi« bedeutet Tod durch Überarbeitung.

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