»Wir haben uns alle gewaltig geirrt«: Bildschirme sind laut schwedischer Regierung schuld am Rückgang des Schülerniveaus

Tablets und Co. können einerseits eine große Lernhilfe sein, andererseits aber auch ablenken. Ein schwieriger Fall für die Bildung.

Wie viel Bildschirmzeit sollte es für Kinder beim Lernen sein? Eine schwierige Frage, die aktuell auch Schweden bewegt. (Bild: stock.adobe.com) Wie viel Bildschirmzeit sollte es für Kinder beim Lernen sein? Eine schwierige Frage, die aktuell auch Schweden bewegt. (Bild: stock.adobe.com)

Wenn es um das Thema Digitalisierung geht, sind skandinavische Länder wie Schweden oftmals vorne mit dabei. So ist es dort beispielsweise bereits deutlich üblicher, bargeldlos zu bezahlen, als das etwa in Deutschland noch der Fall ist.

Auch bei der Bildung ist die Digitalisierung in Schweden schnell vorangeschritten. Sogar so weit, dass schon in Kitas eine passende Ausstattung mit Tablets & Co. zur Verpflichtung werden sollte.

Doch nun macht die seit etwa einem Jahr im Amt befindliche neue schwedische Regierung die Pläne rückgängig, wie unter anderem der Focus berichtet. Grund sind Sorgen über mögliche negative Auswirkungen auf das Bildungsniveau.

Gleichzeitig sollen in den nächsten drei Jahren etwa 150 Millionen Euro in Bücher investiert werden (via Wochenblatt).

Schwedens aktuelle Regierung will gedruckte Bücher in Kitas und Schulen wieder wichtiger machen. (Bild: liberalerna.se) Schwedens aktuelle Regierung will gedruckte Bücher in Kitas und Schulen wieder wichtiger machen. (Bild: liberalerna.se)

Wird zu viel Bildschirmzeit zu einem Problem?

Vor allem zwei Faktoren werden als mögliche Auslöser der Kehrtwende in Schweden eingeschätzt:

  • Verschlechterung bei der Lesekompetenz: Schweden schnitt in der letzten internationalen IGLU-Studie bei der Lesekompetenz zwar einmal mehr auf den vorderen Plätzen ab, aber mit klar negativer Tendenz: In der Gruppe der 16 Länder oder Regionen, die schon seit 2001 dabei sind, ist nur in Schweden und in den Niederlanden die Lesekompetenz noch stärker gesunken (als in Deutschland), so das Deutsche Schulportal zu den Ergebnissen.
  • Aussagen der schwedischen Forschung: In einer Stellungnahme zu der nationalen Digitalisierungsstrategie des angesehenen schwedischen Karolinska Instituts heißt es, dass es eindeutige wissenschaftliche Belege dafür gebe, dass digitale Werkzeuge das Lernen der Schüler eher beeinträchtigen als verbessern.

Diese Sorgen greift auch die schwedische Bildungsministerin Lotta Edholm laut einer Aussage auf der Homepage der schwedischen Liberalen auf, zumindest mit Blick auf besonders junge Kinder:

Es ist offensichtlich, dass Bildschirme große Nachteile für kleine Kinder haben. Sie behindern das Lernen und die Sprachentwicklung. Zu viel Bildschirmzeit kann zu Konzentrationsschwierigkeiten und Verdrängung körperlicher Aktivitäten führen. Wir wissen, dass die menschliche Interaktion für das Lernen in jungen Jahren entscheidend ist. Die Bildschirme gehören einfach nicht in Kindergärten.

Zu der Frage, wie viel Bildschirmzeit im Kindergartenalter generell höchstens gewährt werden sollte, gibt es auch Richtlinien von der Weltgesundheitsorganisation WHO aus dem Jahr 2019. Bis zu einem Alter von vier Jahren sollten es demnach maximal 60 Minuten am Tag sein:

Inwieweit Bildschirme beim Lernen eher hilfreich oder hinderlich sein können, ist aber keine wissenschaftlich eindeutig beantwortete Frage, wie laut Focus der australische Soziologe Neil Selwyn betont.

Demnach würde die Forschung keine eindeutige Antwort darauf liefern, ob das Lernen mit Unterstützung digitaler Mittel eher Vorteile oder Nachteile bedeutet.

Ein schwieriges Thema

Die Digitalisierung von Schulen ist auch in Deutschland immer wieder ein vieldiskutiertes Thema. Im Vergleich mit den aktuellen Entwicklungen in Schweden war das lange Zeit eher in umgekehrter Richtung der Fall - es wurde also eine zu langsame Digitalisierung beklagt statt eine zu weitgehende.

Doch auch hierzulande gibt es Sorgen über negative Auswirkungen einer zu starken Digitalisierung. Das zeigt unter anderem ein Bericht des Spiegels mit dem Titel Wann Tablets im Unterricht schaden können, der auch auf die aktuellen Entwicklungen in Schweden eingeht.

Wie weit die Digitalisierung geht, variiert gleichzeitig je nach Alter des Kindes und nach Schule teilweise stark, zumal die Bildung in Deutschland Ländersache ist und es kein einheitliches Schulsystem gibt.

Unstrittig dürfte indes sein, dass mit Blick auf die Bildschirmzeit nicht nur das Wie viel? sondern vor allem auch das Wie? beziehungsweise die genaue Art der Nutzung von Bildschirmen eine große Rolle spielt.

Lasst uns gerne in den Kommentaren wissen, wie es im Falle eurer Kinder aussieht und wie ihr generell darüber denkt, wie stark die Digitalisierung in Schulen vorangetrieben sollte und ob das eher positive oder negative Auswirkungen auf das Lernen haben kann!

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