Die Bundeswehr strebt nach mehr Unabhängigkeit im Weltraum und plant den Aufbau einer eigenen Satellitenkonstellation bis 2029.
Das ambitionierte Projekt soll eine Alternative zu kommerziellen Systemen wie Elon Musks Starlink bieten und die strategische Autonomie Deutschlands im Bereich der Weltraumkommunikation stärken.
Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums hat die grundsätzlichen Pläne gegenüber dem Handelsblatt bestätigt, jedoch werden aus Gründen der nationalen Sicherheit keine Details zu Kosten oder dem technischen Aufbau genannt.
Nach Informationen aus Militärkreisen soll die geplante Konstellation aus mehreren Hundert Satelliten bestehen, die gemeinsam verschiedene Aufgaben erfüllen können, darunter Kommunikation und Erdbeobachtung.
Diese Satelliten sollen in unterschiedlichen Erdumlaufbahnen platziert werden, um verschiedene Anforderungen zu erfüllen:
- Satelliten in niedrigeren Orbits (bis zu 1000 Kilometer Höhe) ermöglichen eine Kommunikation mit geringer Latenz.
- Satelliten in mittleren Orbits (6000 bis 8000 Kilometer) sorgen für eine größere Abdeckung der Erdoberfläche.
Experten rechnen mit Kosten von bis zu zehn Milliarden Euro pro Konstellation. Nach der Regierungsbildung soll das Projekt im neuen Bundeshaushalt verankert werden. Professor Andreas Knopp von der Universität der Bundeswehr in München schätzt, dass bis 2029 realistischerweise etwa 100 bis 150 Satelliten in den Orbit gebracht werden könnten. Ein Alleingang Deutschlands ist in den derzeitigen Planungen jedoch nicht zwingend vorgesehen.
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Ein wichtiges Element der geplanten Satellitenkonstellation liegt im Weglassen der üblichen hohen Anzahl an Bodenstationen, die im Krisen- oder Kriegsfall als besonders angriffsanfällig gelten. Stattdessen sollen die Satelliten per Laser miteinander kommunizieren.
Um die Satelliten ins All zu bringen, möchte die Bundeswehr bevorzugt heimische Unternehmen einsetzen. Gespräche mit Raketenfirmen wie Isar Aerospace (oben im Bild) oder der Rocket Factory Augsburg (RFA) laufen bereits. Diese Firmen sind für ihre kleineren Raketen bekannt, die im Bedarfsfall schnell und präzise gebaut werden können.
Bislang ist Deutschland laut dem Handelsblatt stark von seinen Verbündeten abhängig – insbesondere von den USA, deren Zuverlässigkeit aber seit der vergangenen Präsidentenwahl in Zweifel gezogen wird.
Auch die enge Verbindung zwischen US-Präsident Donald Trump und SpaceX-Gründer Elon Musk habe das Vertrauen in amerikanische Systeme weiter geschwächt.
Die Lage im Ukraine-Krieg habe ebenfalls eine Rolle für die erklärte strategische Bedeutung eigener Konstellationen gespielt; das Land ist mit seinen 42.000 Starlink-Bodenstationen stark auf die Launen des SpaceX-Gründers angewiesen.
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