CES 2024: Heller geht’s kaum noch bei den OLED-TVs

LG Display und Samsung Display schaukeln sich erneut gegenseitig hoch, während Sony eine neue Strategie einschlägt.

Auf der CES gehören Fernseher zu den Highlights. Auf der CES gehören Fernseher zu den Highlights.

Alle Jahre wieder nutzen Tech-Firmen die Consumer Electronics Show (CES) zum Feilbieten ihres Jahresprogramms. Am meisten Wind machen dabei üblicherweise Fernseher, weil ganze Hallen zwecks Werbewirksamkeit mit Farben geflutet werden.

Auch dieses Jahr ließen sich die beiden koreanischen Zankhähne LG-Display und Samsung Display nicht lumpen. Beide stellten die neuesten Varianten ihrer OLED-Bildschirme zur Schau und versuchten dabei, ihre eigene Darstellungsmethode als die Überlegene anzupreisen.

LG vs. Samsung: Das 3.000-Nits-Duell

OLEDs bieten in Sachen Farbkraft und Kontrast kaum noch Verbesserungsmöglichkeiten. Der Schlagabtausch läuft deshalb seit einigen Jahren auf zwei Eigenschaften hinaus: Komfort-Features - und maximale Leuchtkraft.

Bei letzterem liefern sich beide Hersteller seit Jahren ein Kopf-an-Kopf-Duell. Schon das dritte Jahr in Folge streben beide den exakt gleichen Zielwert an. Dieses Jahr heißt das Ziel 3.000 Nits.

Industriespionage? Absprache? Zufall? Wie es auch immer dazu kommt, es ist für den Kunden am Ende doch nur ein akademischer Wert.

Warum euch der Nit-Wert fast egal sein kann

Erfahrungsgemäß dürften die daraus produzierten Fernseher - also LGs G4-Serie, Samsungs S95D-Reihe und die Fernseher von Drittherstellern wie Panasonic - die theoretisch erreichbaren 3.000 Nits keineswegs voll ausschöpfen. Die lassen sich nämlich nur bei reinem Weiß auf zehn Prozent Darstellungsfläche messen.

Realistisch eingeschätzt dürfte der Wert zwecks Paneel-Schonung auf 2.500 Nits fallen, und je größer die Darstellungsfläche wird, desto weniger Leuchtkraft ist möglich - sonst droht Überhitzung. Bei voller Abdeckung des Bildschirms sind es unterm Strich doch nur etwas mehr als 300 Nits.

Welche Leuchtkraft in der Praxis möglich ist, und wie viel Zahlenspielerei das Marketing ausschmückt, erfahren wir wie üblich erst bei Presse-Tests kurz vor der Veröffentlichung.

Was wichtiger ist als die Helligkeit: Farben

Dass der Ottonormalverbraucher solche Höchstwerte bewusst wahrnimmt, darf bezweifelt werden. Wer sich nicht mit der Materie auskennt oder keine direkte Vergleichsmöglichkeit hat, wird bemerken, dass gewisse Bildelemente schön hell strahlen.

Ob die Helligkeit von weißen Flächen nun 1.500 oder 2.500 Nits erreicht, dürfte bei direkter Betrachtung jedoch wenig Ausschlag bei der Kaufentscheidung geben.

Die Helligkeit von kräftigen Farbtönen spielt da schon eher eine Rolle, und bei diesem Thema haben klassische WOLED-Panele, wie sie LG-Display herstellt, kaum noch Verbesserungsmöglichkeiten.

LG Display wirbt mit gesteigerter Helligkeit. Farbkraft dürfte zukünftig jedoch das größere Problem sein. LG Display wirbt mit gesteigerter Helligkeit. Farbkraft dürfte zukünftig jedoch das größere Problem sein.

Die im letzten Jahr erstmals verwendete Linsenschicht (Micro Lense Array), welche das Licht über der Pixel-Anordnung bündelt, damit es nicht verloren geht, wurde durch ein optimiertes Herstellungsverfahren verbessert. LG bezeichnet diesen Sprung als META 2.0.

Die Schicht arbeitet dadurch rund 30 Prozent effizienter. Das dürfte auch der Farbdarstellung noch einmal einen Schub geben. Außerdem sollen jetzt alle Größen bis 83 Zoll bedient, eine Bildwiederholrate von bis zu 144 Hz unterstützt, wie auch einige OLED-PC-Monitore mit der Licht sammelnden Linsenschicht ausgestattet werden.

Dennoch bleiben helle Farbtöne ein (leichter) Schwachpunkt der WOLED-Technik, denn je heller der Farbton sein soll, desto mehr müssen die weißen Subpixel leuchten, was zum Überstrahlen des gewünschten Farbtons führt.

Diesen Nachteil glich der Endverwerter LG Electronics bisher durch rechnerische Nachbearbeitung aus, was letztes Jahr im G3-Modell noch hervorragend funktionierte. Bleibt nur die Frage, wie lange dieser Trick noch zieht.

Wo Samsung bald noch besser wird

Für Samsungs Displays QD-OLED-Technik bleibt hingegen auch in den kommenden Jahren mehr Spielraum. Das wird schon jetzt deutlich, da die Koreaner den Stromverbrauch wie auch die interne Effizienz verbessern konnten. Dazu kommen:

  • Kältere Temperaturen bei hellen Flächen: Während ein klassischer WOLED-Bildschirm wegen seines weißen Subpixels punktuell 90 oder sogar 100 Grad heiß werden kann, kommen Samsungs QD-OLEDs auf etwa 50 Grad Celsius. Das steigert die Lebensdauer der Pixel, wodurch das im letzten Jahr kritisierte hohe Burn-in-Risiko abgeschwächt wird.
  • Ein neues Print-Verfahren für Subpixel: Frühere QD-OLED-Modelle ernteten Kritik aufgrund von roten und grünen Farbsäumen am Rand von weißen Flächen, was auf die dreieckige Anordnung der Bildbausteine zurückzuführen war.

Bei den Fernsehern fiel letzteres weniger ins Gewicht als bei Monitoren. Inzwischen stellt das kein Problem mehr dar, denn dank des neuen Druckverfahrens liegen die Subpixel so nah beieinander, dass Farbsäume nicht mehr mit bloßem Auge erkennbar sind. Darum sollen nun auch vermehrt QD-OLED-Monitore in Serie gehen.

An den Größen der TVs ändert sich allerdings nichts. 77 Zoll bleiben bei QD-OLED vorerst das Höchste der Gefühle. Für kleinere Oleds mit 40 und 48 Zoll kauft Endverwerter Samsung Electronics sogar WOLED Paneele beim Konkurrenten LG.

Dank eines neuen Druckverfahrens für die Pixel-Matix leiden QD-OLED-Monitore nicht mehr unter sichtbaren Farbrändern auf schwarzen und weißen Flächen. Dank eines neuen Druckverfahrens für die Pixel-Matix leiden QD-OLED-Monitore nicht mehr unter sichtbaren Farbrändern auf schwarzen und weißen Flächen.

Sony kehrt OLED den Rücken zu

Schmerzhaft für Samsung Display dürfte sein, dass Sony vorerst kein Drittabnehmer mehr für QD-OLED-Bildschirme ist. Sofern die Japaner keine Geheimniskrämerei betreiben, wird es zumindest dieses Jahr keinen Nachfolger des allseits gefeierten A95L geben.

Stattdessen entwickelte Sony ein neues Verfahren, das die Hintergrundbeleuchtung von Mini-LED-Bildschirmen genauer und effizienter macht. Die hohen Kontraste und absoluten Schwarzwerte eines OLEDs erreicht man damit zwar noch immer nicht, aber der Unterschied wird merklich geringer.

Zumal Mini-LED-TVs weniger Strom verbrauchen und billiger herzustellen sind. So kann Sony den Durchschnittskunden, der nicht mal eben 3.000 bis 4.000 Euro für einen Fernseher raushauen will, besser bedienen.

Mini LEDs können nicht an jeder Stelle das satte Schwarz eines OLEDs bieten, leuchten aber heller bei weniger Stromverbrauch. Mini LEDs können nicht an jeder Stelle das satte Schwarz eines OLEDs bieten, leuchten aber heller bei weniger Stromverbrauch.

Hellere Filme: Der Grund für den Sony-Ausstieg?

Der Grund für Sonys Umdenken findet sich allerdings auch in den neuen Mastering-Monitoren für Filmemacher. Die erreichen nämlich neuerdings 4.000 Nits Maximalhelligkeit auf kleinen Flächen und stolze 1.000 Nits auf dem gesamten Bildschirm.

Obwohl es schon jetzt einige wenige Filme gibt, die punktuell 4.000 Nits erreichen (und sogar sehr seltene, die bis zu 10.000 Nits versprechen), liegt der Standard bisher bei rund 1.000 Nits. Dank der genannten Mastering-Monitore dürfte sich das bald ändern.

OLED erreicht bald seine Grenze

Während WOLED und QD-OLED sich dieser extremen Helligkeit auf kleinen Flächen annähern, liegen 1.000 Nits bei voller Nutzungsfläche in unerreichbarer Ferne. Das organische Material der Subpixel ist solcher Belastung einfach nicht gewachsen. Sowohl LG als auch Samsung stehen somit vor einem Problem.  

Die WOLED-Abnehmer LG Electronics, Panasonic und Co unterstützen Dolby Vision, wodurch zumindest garantiert werden kann, dass die Kontrastverhältnisse zwischen maximaler und minimaler Helligkeit gewahrt bleiben. Trotzdem hat das eine Herabsenkung der Gesamthelligkeit zufolge, wenn wirklich mal volle 1.000 Nits den größten Teil des Bildschirms fluten.  

Samsung sträubt sich derweil nach wie vor, Dolby Vision zu lizenzieren, während deren hauseigenes dynamisches Format HDR10+ kaum noch von der Filmindustrie unterstützt wird. Infolgedessen können Samsungs Fernseher nur durch internes Tone Mapping nachbessern, was manchmal eine Übersättigung und sichtbare Verfälschung zufolge hatte.

Verzichtet man darauf, verschlucken helle Flächen Details durch sogenanntes Clipping. Mal sehen, was sich beide Hersteller in den kommenden Jahren einfallen lassen, um diesem Problem entgegenzuwirken. Bis dahin dürften die bisher üblichen OLED und QD-OLED-Fernseher deutlich günstiger werden. Wie steht es bei euch? Gebt ihr was auf den Nits-Schlagabtausch? Schreibt es uns in die Kommentare.

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