Fragt besser mich statt ChatGPT nach einer neuen Grafikkarte, sonst könnte es teuer werden!

Wer mit Bildern oder Texten arbeitet, hat möglicherweise ein neues Problem: Kann eine KI die Aufgaben genau so gut übernehmen? Mein Selbstversuch sagt: Jein.

Als Hardware-Redakteur wird mir sowohl beruflich als auch privat eine wenig überraschende Frage besonders oft gestellt: Ich brauche neue Hardware, kannst du mir Tipps geben?. Aber wozu braucht man noch einen Hardware-Redakteur, wenn man genau so gut die KI ChatGPT fragen kann?

Genau das habe ich anhand des Beispiels einer neuen Grafikkarte ausprobiert. Aktuelle Modelle wie die RTX 4090 oder die RX 7900 XTX kennt die Datenbank von ChatGPT zwar (noch) nicht, aber wohin die KI-Kaufberatungs-Reise geht, sieht man dennoch sehr gut - und dass ChatGPT zum Übertreiben neigt.

Wie gut es der KI in meinem Test gelungen ist, mich beim Kauf einer neuen Grafikkarte zu beraten und warum es trotzdem noch Hoffnung für mich und meinen Job gibt, lest ihr in diesem Erfahrungsbericht. Den kompletten Chat-Verlauf könnt ihr euch unter diesem Google-Drive-Link herunterladen.

Wenn ihr noch nicht genau wisst, was es mit ChatGPT auf sich hat oder ihr wissen wollt, wie ihr die mächtige KI selbst nutzt, findet ihr alle Infos dazu in unserer Übersicht:

Es beginnt beängstigend

Allzu viel Erfahrung habe ich persönlich noch nicht mit ChatGPT. Daher habe ich vorab ehrlich gesagt insgeheim gehofft, dass das Tool schnell an den wichtigen allgemeinen Fragen scheitert. Aber von wegen! Schon bei den ersten beiden Fragen legt die KI eine absolute Punktlandung hin.

Ich habe mit der folgenden Frage begonnen: Ich möchte mir eine neue Gaming-Grafikkarte kaufen. Welches Modell empfiehlst du mir?. ChatGPT weist anschließend direkt darauf hin, dass die Wahl einer Grafikkarte von meinen Anforderungen und meinem Budget abhängt. Auf Nachfrage listet sie außerdem genau die Bedürfnisse auf, die auch aus meiner Sicht am wichtigsten sind:

Immerhin leistet sich die KI bei meiner nächsten Frage kleinere Fehler, auch wenn sie ehrlich gesagt nicht so gewichtig sind. Ich wollte wissen, wie ich die Auflösung herausfinde. Die Begriffe in der Schritt-für-Schritt-Anleitung stimmen dabei aber nicht genau mit den Windows-11-Einstellungen überein.

Apropos Windows: Dass ich unter Windows spiele, ist zwar sehr wahrscheinlich, wenn ich nach einer Grafikkarte frage. Aber zur Sicherheit nachfragen (auch nach der genauen Windows-Version) wäre hier noch das Sahnehäubchen gewesen.

Einige auf dieser Seite eingebaute Links sind Affiliate-Links. Beim Kauf über diese Links erhält GameStar je nach Anbieter eine kleine Provision ohne Auswirkung auf den Preis. Mehr Infos.

ChatGPT übertreibt es...

Die KI-Anleitung genügt, um die Auflösung herauszufinden. Sie liegt in meinem Fall bei 3840x1200, also beim eher ungewöhnlichen Breitbild-Format 32:10. Für die Hardware-Anforderungen ist aber letztlich nicht das Format entscheidend, sondern die Pixelmenge.

Die liegt bei 3840x1200 bei etwa vier Millionen und damit nur leicht über der 16:9-WQHD-Auflösung 2560x1400 (ca. 3,6 Millionen Pixel). Mit den ersten Empfehlungen, die auf keiner aktuellen Datenbank basieren, übertreibt es ChatGPT aber für meinen Geschmack mit der RTX 3080 und der RX 6900 XT etwas.

Diese Pixelmenge können durchaus auch etwas weniger schneller (und teure) Grafikkarten in aktuellen Titeln meist gut stemmen, beispielsweise die RTX 3060 Ti aus dem Bild unten oder die Radeon RX 6700 X. Zu diesen Modellen kommen wir gleich spannenderweise erneut, aber habt noch etwas Geduld.

Zwar könnte man sagen, lieber zu viel als zu wenig Leistung empfehlen, aber grade bei den weiterhin sehr hohen Preisen lohnt es sich in meinen Augen, besonders genau auf die eigenen Anforderungen zu schauen. Ich würde mir deshalb eine differenziertere Empfehlung wünschen.

...und zwar in doppelter Hinsicht

Als meine bevorzugten Spiele nenne ich korrekterweise League of Legends und Legends of Runeterra, die bekanntermaßen auch auf einem Toaster gut laufen.

ChatGPT sagt zwar zu recht, dass es dafür keine sehr leistungsstarke Grafikkarte braucht, die Empfehlung fällt mit einer GTX 1660 Super oder einer RX 580 aber in meinen Augen erneut zu hochgegriffen aus. Zum Vergleich: Mit einer klar langsameren GTX 1050 Ti erreiche ich in 3840x1200 bei maximalen Details immer noch 240 FPS in LoL, wie auch im Screenshot zu Beginn dieses Abschnitts oben rechts zu sehen.

Mit Blick auf die gelegentlich von mir empfohlenen Triple-A-Titel passt dieser Tipp zwar besser als eine GTX 1050 Ti, aber ChatGPT trennt hier die Empfehlungen. Für die Triple-A-Titel werden wie gehabt die RTX 3080 und die RX 6900 XT genannt.

Sehr positiv ist aber hervorzuheben, dass die KI an dieser Stelle einen weiteren, sehr wichtigen Hinweis einbaut: Auch die restlichen Systemkomponenten wie die CPU und der Arbeitsspeicher müssen stimmen. Nächstes Mal aber bitte etwas früher darauf hinweisen!

Die Hertz- und Geld-Frage

Das Monitore mit dreistelliger Bildwiederholrate wie der LG 27GP850-B sehr empfehlenswert sind, weiß auch ChatGPT. Das Monitore mit dreistelliger Bildwiederholrate wie der LG 27GP850-B sehr empfehlenswert sind, weiß auch ChatGPT.

Bei der Anleitung zum Herausfinden der Bildwiederholrate bekleckert sich ChatGPT mit zu ungenauen Begriffen erneut nicht mit Ruhm. Dafür schätzt es empfehlenswerte Hertzzahlen aus meiner Sicht richtig ein, wenn indem sie Folgendes sagt:

Eine empfehlenswerte Bildwiederholrate ist mindestens 60 Hz. Für ein noch besseres Spielerlebnis können Sie auch höhere Bildwiederholraten wie 144 Hz oder sogar 240 Hz in Betracht ziehen.

Auf meinen Hinweis, dass mein Monitor 120 Hertz unterstützt, folgt nach einem kurzen Wunderbar! wenig überraschend die schon mehrfach gelesene GPU-Empfehlung in Form einer RTX 3080, RX 6900 XT oder RTX 3070.

Im Hinblick auf das Spielen mit 120 Hertz beziehungsweise Bildern pro Sekunde hat das jetzt aber in meinen Augen schon mehr Berechtigung bei einer Auflösung von 3840x1200, zumindest, wenn es um anspruchsvollere aktuelle Titel geht.

Mein Budget-Hinweis von 500 Euro führt dann zur bereits angedeuteten Nennung der RTX 3060 Ti und der RX 6700 XT. Die auch in diesem Preisrahmen zu habende Radeon RX 6750 XT kennt ChatGPT dagegen bislang noch nicht. Eine RTX 3060 Ti gibt es aktuell ungefähr ab 430 Euro:

Woher nehmen, wenn nicht stehlen?

Zu guter Letzt will ich von ChatGPT wissen, wie ich sicherstellen kann, einen fairen Preis für meine neue GPU zu zahlen. Auf durchaus gute, aber sehr allgemeine Hinweise wie das Vergleichen von Preisen und das Überprüfen von Lagerbeständen folgen auf meine Nachfrage Empfehlungen für passende Webseiten.

Zunächst nennt ChatGPT primär Seiten, die zum US-Markt passen. Als ich aber wissen will, ob die KI auch deutsche Seiten kennt, trifft sie in meinen Augen erneut ins Schwarze: Der erste Tipp ist Geizhals.de - und damit auch meine erste Anlaufstelle für das Prüfen von Preisen und Vergleichen von Angeboten.

Nach anfänglichem Schock geht mein ChatGPT-Experiment damit doch noch versöhnlich für mich aus. Einerseits bin ich beeindruckt, wie gut die KI darin ist, die richtigen Fragen zu stellen. Andererseits hapert es im Detail dann doch noch etwas. Abschließend sei euch deshalb unsere garantiert nur von Menschhand erstelle Grafikkarten-Kaufberatung für das Spielen in WQHD sehr ans Herz gelegt:

Ratgeber: Die besten Grafikkarten für WQHD 2023

Habt ihr ChatGPT bereits genutzt, um euch beim Kauf von etwas beraten zu lassen, vielleicht sogar mit Blick auf Gaming-Hardware? Falls ja, wie war eure Erfahrung dabei? Und falls nein, was hält euch davon ab? Schreibt es gerne in die Kommentare!

zu den Kommentaren (23)

Kommentare(23)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.