Es müssen nicht immer Samsung, Apple, Google und Co. mit ihren teuren Flaggschiffen sein. Das beweist das kürzlich erschienene Nothing Phone 2a in unserem Test.
Auch Honor hat mit dem Honor Magic6 Lite und dem Honor 90 (letzteres kam bereits Juni 2023 auf den Markt) zwei aktuellere Geräte im Portfolio, die unter 400 Euro erhältlich sind.
Beide Smartphones sind (mittlerweile) in einer ähnlichen Preisregion angesiedelt, was einen Vergleich nahelegt. Wer wie ich Honor-Smartphones bisher eher beiläufig betrachtet hat und auf der Suche nach Handys in günstigeren Preisklassen ist, für den könnte dieser Artikel genau das Richtige sein.
Hinweis: Beide Smartphones wurden mir von Honor zur Verfügung gestellt und gehen nach diesem Artikel wieder an den Hersteller zurück. Eine inhaltliche Absprache fand nicht statt.
Design: Chinesische Hersteller trauen sich was
Ich gebe es zu: Mir gefallen die meisten Smartphones aus China. Fade Farben und (Kamera-)Designs findet man hier wirklich kaum. Stattdessen: Satte Farben und außergewöhnliche Kameraanordnungen, die eigenwillig sind und sicher nicht jeden begeistern – mich schon.
Abgesehen vom Geschmack fühlen sich das Honor 90 und das Magic6 Lite hochwertig an. Wobei das Honor 90 mit seiner Rückseite aus geätztem Glas mehr beeindruckt und je nach Blickwinkel leicht schimmert.
Zu den Seiten hin sind beide Displays der Smartphones abgerundet, wobei das Honor 90 im Gesamteindruck, also mit Gehäuse, deutlich runder wirkt. Bei der Displaygröße nehmen sich die beiden Smartphones nicht viel.
Das Magic6 Lite kommt auf 6,78 Zoll, sein Kollege auf 6,7 Zoll. Beide Displays unterstützen eine Bildwiederholrate von 120 Hertz.
Die Displays der beiden Honor-Vertreter machen einen scharfen, satten und ausreichend hellen Eindruck, wobei das Honor 90 mit 1.600 Nits bei direkter Sonneneinstrahlung heller wird.
Die weiteren Specs vom Honor Magic6 Lite und Honor 90 lesen sich wie folgt:
| Specs | Magic6 Lite | Honor 90 |
|---|---|---|
| Betriebssystem | Android 13 (MagicOS 7.2) | Android 13 (MagicOS 7.1) |
| Prozessor | Snapdragon 6 Gen 1 | Snapdragon 7 Gen 1 |
| RAM | 8.0 GByte | 8.0 - 16.0 GByte |
| WiFi | WiFi 6 | WiFi 6 |
| Bluetooth | 5.1 | 5.2 |
| Akku | 5300 mAh 33 Watt | 5000 mAh 66 Watt |
| USB | USB 2.0 (Typ C) | USB 2.0 (Typ C) |
| Straßenpreis | etwa 340 Euro | etwa 370 Euro |
»Nein, warum denn beim iPhone abschauen?!«
Der Satz aus der Überschrift kam mir bei der Benutzung des Magic6 Lite über die Lippen. MagicOS 7.2 und ich werden keine Freunde, zumindest noch nicht.
Warum nicht? Honor hat beim Magic6 Lite die Steuerung vom iPhone abgekupfert, was mir unerklärlich ist. Das Kontrollzentrum erreiche ich, indem ich vom rechten oberen Rand nach unten wische, die Benachrichtigungen finde ich am linken oberen Rand.
Das Kontrollzentrum wirkt auf mich wie ein Fremdkörper. Während sich andere Android-Vertreter mit einem Finger bedienen lassen, muss ich beim Magic6 Lite immer umgreifen und die zweite Hand zur Hilfe nehmen.
»Der stellt sich an«, höre ich euch rufen. Ja, ihr habt irgendwo recht. Allerdings bin ich die sonst so geschmeidie Bedienung von Samsung, Google, Nothing, Motorola und Co. gewohnt.
Es fühlt sich einfach wie ein Rückschritt an, zumindest auf einem Android-Handy. Leider habe ich auch nirgends eine Option gefunden, wie ich diese Gestensteuerung ändern kann.
Merkwürdigerweise greift das Honor 90 auf eine gewohnte Steuerung zurück (MagicOS 7.1).
Wenn ich mit dem Finger am oberen Bildschirmrand nach unten ziehe, öffnet sich das Kontrollzentrum auf dem Honor 90. Habt ihr eine Lösung, wie ich die Steuerung auf allen Honor-Geräten ändern kann? Lasst es mich in den Kommentaren wissen!
Ansonsten läuft MagicOS auf beiden Geräten recht flüssig und ohne nennenswerte Probleme, abgesehen von der Kamera-App.
Kamera: Es gibt einen klaren Sieger
Bei der Kamera gibt es einen klaren Sieger: das Honor 90. Das zeigen die nachfolgenden Vergleichsbilder mit dem Honor Magic6 Lite.
Die Bilder wirken mit der Hauptkamera nicht nur schärfer, auch der höhere Dynamikumfang ist deutlich erkennbar. Gut, das Honor 90 trumpft zudem mit einer 200-Megapixel-Kamera auf, das Magic6 Lite hingegen »nur« mit einer 108-Megapixel-Linse.
Um fair zu bleiben: Das Honor 90 ist mit besseren Sensoren ausgestattet und ursprünglich zu einem höheren Preis gestartet. Da sich beide Smartphones, wie eingangs erwähnt, in ähnlichen Preisregionen bewegen, möchten wir euch einen direkten Vergleich nicht vorenthalten.
Die Farben der Blume rechts sind deutlich satter.
Das Honor 90 punktet mit schönen Schattendetails im Vergleich zum Magic6 Lite.
Auch hier: Der Hund zeigt mehr Schatten und wirkt nicht so blass wie beim Magic6 Lite.
Ein scharfes Bild ist allerdings bei beiden Smartphones gegeben.
Der Unterschied und die besseren Details der Aufnahmen des Honor 90 sind auch im Zoom und bei Aufnahmen mit der Ultraweitwinkelkamera zu erkennen.
Beide Smartphones zoomen digital (3x).
Beide Smartphones heimsen sich keinen Preis beim Ultraweitwinkel ein, aber das Honor 90 sorgt für mehr Details.
Insgesamt macht die Kamera des Honor 90 einen sehr guten Eindruck, während das Magic6 (gerade im direkten Vergleich) nicht überzeugt. Was mir allerdings bei beiden Smartphones negativ auffällt: Die Kamera-Software »ruckelt« stellenweise, sobald ich die Einstellungen innerhalb der App ändere - mal mehr, mal weniger.
Mit an Bord ist auch eine KI-Funktion, die Objekte erkennen soll, um entsprechende Anpassungen für das Bild vorzunehmen.
So viel kann ich sagen: Die Software erkennt die Motive bis auf wenige Ausnahmen in der Regel zuverlässig, allerdings sehe ich kaum einen Unterschied zu Aufnahmen ohne diese Funktion.
Die Kamera-Specs im Vergleich:
| Kamera | Magic6 Lite | Honor 90 |
|---|---|---|
| Hauptkamera | Weitwinkel: 108 Megapixel, f/1.8 Ultraweitwinkel: 5 Megapixel, f/2.2 Makro: 2 Megapixel, f/2.4 | Weitwinkel: 200 Megapixel, f/1.9 Ultraweitwinkel: 12 Megapixel, f/2.2 Makro: 2 Megapixel, f/2.0 |
| Frontkamera | 16 Megapixel, f/2.5 | 50 Megapixel, f/2.4 |
| Video | 4K mit 30fps, 1080p mit 30fps | 4K mit 30fps, 1080p mit 30/60fps |
Kurzum: Wer ein Smartphone mit solider Kamera im Preisbereich unter 400 Euro sucht, sollte sich das Honor 90 genauer ansehen. Im Vergleich zum Magic6 Lite macht es in meinen Augen eindeutig die bessere Figur.
Der Sound …
Beide Geräte sind mit Mono-Lautsprechern ausgestattet. Generell ist der Klang sehr flach und bei höheren Lautstärken neigt der Lautsprecher bei beiden Geräten zu Verzerrungen.
In den eigenen vier Wänden reicht der Sound aber aus, um ein Video anzuschauen. Die Erwartungen sollten jedoch nicht zu hoch gesteckt werden.
Im Konkurrenzfeld mit anderen Smartphones dieser Preisklasse wie dem Galaxy A54 oder auch dem neu erschienenen Nothing Phone 2a müssen sich beide Honor-Handys unterordnen.
Akku ist Trumpf
Die gute Nachricht: In Sachen Akkulaufzeit sind beide Modelle absolute Streber, im positiven Sinne. Mit dem Honor 90 waren bei moderater Nutzung locker zwei volle Tage drin.
Mit dem Magic6 Lite des Herstellers habe ich bei ähnlicher Nutzung etwa zweieinhalb Tage geschafft. Beim Aufladen hat das Honor 90 mit 66 Watt (kabelgebunden) die Nase vorn, während der Akku des Magic6 Lite mit 33 Watt kabelgebunden aufgeladen werden kann.
Wem kann ich die beiden Smartphones empfehlen?
Honor 90:
- ... eine gute Kamera sucht.
- ... weniger 400 Euro ausgeben wollt.
- ... auf der Suche nach einem hochwertigen Handy seid.
- ... möglichst lange OS-Updates erhalten möchtet.
- ... euch nicht mit einem stark abgerundeten Design anfreunden könnt.
Honor Magic6 Lite:
- ... drei weitere Android-Updates bevorzugt.
- ... eine lange Akkulaufzeit bevorzugt.
- ... weniger als 350 Euro ausgeben wollt.
- ... eine iPhone-ähnliche Steuerung ähnlich schlimm findet und keine Launcher installieren wollt.
- ... ein Smartphone mit einer guten Kamera sucht.
Es müssen nicht immer Smartphones für über 400 Euro sein. Das beweisen nicht nur, aber auch die beiden Honor-Smartphones.
Beide Geräte überzeugen mit einem scharfen, hellen Display und schönen Farben. Die Akkulaufzeit ist bei beiden Handys überdurchschnittlich gut.
Die Kamera des Honor 90 gefällt mir aber deutlich besser als die des Magic6 Lite. Lediglich das Betriebssystem bereitet mir leichte Bauchschmerzen, immerhin lässt sich die Ansicht der Apps teilweise an das gewohnte Android-Konzept anpassen.
Wenn ihr auf der Suche nach einem Smartphone unter 400 Euro seid, sind beide Handys auf jeden Fall einen Blick wert. Wenn die Kamera eine wichtige Rolle spielt, dann ist das Honor 90 eine gute Wahl.
Geht es jedoch um die maximale Akkulaufzeit, hat das Magic6 Lite die Nase vorn. Gleiches gilt für die Support-Laufzeit. Während das Honor 90 nur zwei weitere Android-Versionen erhält, sind es bei seinem Kollegen drei.
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