Das Smartphone ist eure Immer dabei
-Kamera und passt – im Gegensatz zu professionellen Geräten – auch in eure Hosentasche. Dennoch möchte Drohnen- und Kamera-Gimbal-Experte DJI dem Smartphone den Platz als Videokamera streitig machen.
Mit der dritten Generation des Osmo Pockets verbesserte das Unternehmen viele Kritikpunkte des Vorgängers und will das Nischendasein hinter sich lassen. Nach wie vor richtet sie sich an Hobby-Filmer und Content Creator, um hochwertige Videos im Alleingang zu produzieren.
Dazu ist die Osmo Pocket 3 vollgepackt mit nützlichen Features, Smartphone-Anbindung und hat praktisches Zubehör erhalten, um ein kompaktes Paket für Einzelkämpfer zu schnüren.
Ist das dem chinesischen Hersteller gelungen oder müssen die Ingenieure wieder zurück ans Reißbrett? Finden wir es gemeinsam heraus.
Was ist neu in der DJI Osmo Action 3?
Die auffälligste Neuerung dürfte dabei das größere Display sein. Dieses dient jetzt als Ein- und Ausschalter, indem man es einfach seitlich aufflippt, um es ins Querformat zu bringen und den Kamera-Gimbal zu aktivieren.
Flippt man es zurück in die Ursprungsposition, fährt sich das Gerät wieder herunter. Jedoch wird zuvor ein Countdown gestartet, um den Vorgang noch abzubrechen. Dann schaltet sich die kleine Kamera automatisch in den Hochformat-Modus, der sich perfekt für Social-Media-Videos eignet und damit mehr Möglichkeiten eröffnet.
Neu sind auch der größere 1-Zoll-Bildsensor, der 4K-Modus mit bis zu 120 Bildern pro Sekunde sowie das 10-Bit-D-Log-M-Format, das euch deutlich mehr Optionen beim späteren Nacharbeiten lässt.
Hinzu kommen diverse Verbesserungen am Autofokus, der nun schneller und zuverlässiger arbeitet, während gleiches auch für den Tracking-Modus gilt, mit dem die Osmo Pocket 3 zuvor ausgewählte Objekte verfolgt und im Bildausschnitt hält.
Auf den ersten Blick klingt das alles ziemlich nett, aber was bedeutet das im Detail und wo liegen die Grenzen der Hosentaschenkamera?
Einfache Bedienbarkeit
Wer die Kamera eines Smartphones bedienen kann, kommt sofort mit der DJI Osmo Pocket 3 zurecht. Ist eine microSD-Karte eingelegt, dann reicht es das Display aufzuflippen und die kleine rote Taste zu drücken. Die Kamera lässt sich mittels Joystick bewegen, während ein Tippen auf das Display den Fokus setzt und ein Doppeltippen schon den Folgemodus aktiviert.
Den Löwenteil der Arbeit übernimmt dabei der Drei-Achsen-Gimbal, der das Bild bei jeder Bewegung stabil hält und auch Nachführbewegungen sehr weich vollführt, sodass nichts hakelig wirkt. Denn sowas kann am Smartphone ohne zusätzliches Gimbal sowie ausreichend Routine schnell passieren.
Jedoch ist der Bewegungsradius des Gimbals eingeschränkt, sodass er die Kamera nie vollständig um die drei Achsen drehen kann – eine wichtige Sache, die ihr bei Aufnahmen sowie im Folgemodus bedenken sollte.
Der einfache Wechsel vom Quer- ins Hochformat ist komfortabel möglich, indem man das Display dreht.
Anders als etwa bei den DJI-Drohnen wird die Kamera dabei nicht gedreht. Stattdessen wird lediglich der Bildausschnitt angepasst und damit die Seiten abgeschnitten. Dadurch ist die Aufnahme im Hochformat nicht in 4K möglich, sondern wird auf 3K reduziert.
Das solltet ihr ebenfalls bedenken, sofern ihr hochauflösende Aufnahmen anstrebt oder später den Bildausschnitt heranzoomen beziehungsweise verkleinern möchtet.
Apropos Bilder: Für diese zeigt sich ein neuer 1-Zoll-Sensor verantwortlich, der mit 9,4 Megapixeln auflöst und damit deutlich größer ist als der 1/1,7-Zoll-Sensor des Vorgängers. Er versteckt sich hinter einer Kameralinse mit einer fixen Brennweite von 20 mm und einer Blende von f/2,0.
An diesen Werten lässt sich bereits ablesen, dass die Osmo Pocket 3 nicht gerade für Porträtaufnahmen geeignet ist und sich eher für Weitwinkelaufnahmen eignet. Mit ihrer kompakten Bauform erreicht sie auch Orte, an die weder ein Smartphone noch eine Action-Cam gelangt und lässt sich dabei dennoch präzise führen.
Bei der DJI Osmo Pocket 3 liegen intuitive Bedienung und gewisse Ungereimtheiten nahe beieinander.
Ein Menü lässt sich mit einem Wisch von jedem Bildschirmrand zur Mitte aufrufen. Zudem erhaltet ihr von jedem Rand aus andere Einstellungsmöglichkeiten, die lediglich durch Symbole oder Abkürzungen gekennzeichnet sind und teils kaum auf ihre Funktion schließen lassen. Sucht man bestimmte Einstellungen, geht dies oft nicht leicht von der Hand und braucht Zeit zum Finden.
Einfacher wurde es, als ich die Kamera mit meinem Smartphone und der DJI-Mimo-App verbunden habe. Dort lässt sich nicht nur ein Livebild ansehen, sondern auch viele Einstellungen vornehmen. Sogar Beauty-Anpassungen sind möglich, um Lippen voller, Haut glatter und Zähne weißer zu machen.
Außerdem könnt ihr von hier aus einen Livestream auf Facebook oder YouTube starten.
Am besten hat mir allerdings die Möglichkeit der Remote Steuerung gefallen. Dadurch war ich in der Lage, die Kamera vom Smartphone aus optimal einzurichten und gleichzeitig einen deutlich größeren Vorschaubildschirm zu erhalten, um die Live-Aufnahme auch aus der Entfernung zu sehen.
Bildqualität und Möglichkeiten
Wie schon eingangs erwähnt, unterstützt die Osmo Pocket 3 eine 4K-Auflösung mit bis zu 120 Bildern pro Sekunde, um ultrahochauflösende Slow-Motion-Aufnahmen zu erlauben. Reicht euch die HD-Auflösung, dann sind sogar bis zu 240 Bilder pro Sekunde möglich.
Sowohl im normalen Videomodus als auch in Slow Motion werden auch 10-Bit-Aufnahmen mit D-Log-M und HLG unterstützt. D-Log-M lässt euch dabei völlige Freiheiten bei der Nachbearbeitung der Farben, da hier ein besonders großer Dynamikumfang aufgezeichnet wird, der von euch jedoch entdeckt werden will. HLG stellt dabei eine gute Hybridlösung dar, um HDR-Aufnahmen aufzuzeichnen und gleichzeitig nicht viel nacharbeiten zu müssen.
Jedoch setzt das Format ein Display mit HLG-Fähigkeit (REC.2020-Farbraum) für die Wiedergabe voraus. Für Einsteiger reicht der normale Farbmodus aus, aber es ist sicher gut zu wissen, dass man noch Luft nach oben hat.
Wirklich solide Arbeit leistet die DJI Osmo Pocket 3 auch bei schlechter Beleuchtung. Der große Sensor kann natürlich viel Licht einfangen. Dennoch integrierte DJI einen speziellen Low-Light-Modus, der jedoch die Bildrate auf 30 Bilder pro Sekunde begrenzt, um die Aufnahmen länger belichten zu können. In diesem Modus wird der ISO-Wert auf bis zu 16.000 hochgeschraubt, während in anderen Modi bei ISO 3.200 Schluss ist.
Der Autofokus ist in der neuen Version schneller geworden und leistet stets gute Arbeit. Möchtet ihr jedoch den Fokus von Vorder- auf Hintergrund verlagern, kommt er manchmal leicht ins Stottern und ändert mitunter auch den Bildausschnitt.
Nutzt ihr den Tracking-Modus, fällt dieses Problem nicht ins Gewicht, da ihr immer scharf im Bild bleibt und euch die Kamera zuverlässig verfolgt. Aktiviert wird er, indem ihr einfach zweimal auf das zu verfolgende Objekt auf dem Display tippt. Ein grüner Rahmen zeigt an, was verfolgt wird. Optional könnt ihr auch eine Gesichtserkennung aktivieren, sodass ein Gesicht automatisch verfolgt wird, wenn es sich im Bildbereich befindet.
Besonders, wenn ihr alleine mit der Osmo Pocket 3 hantiert, kommt ein weiteres Feature zum Tragen: Fokusrahmen. Damit habt ihr die Möglichkeit, einen Bereich festzulegen, indem das getrackte Objekt typischerweise gehalten werden soll. Möchtet ihr also immer rechts neben euch im Bild Platz haben, dann ist das damit problemlos möglich.
Fazit der Redaktion
Benjamin Otterstein
@benotterstein
Die DJI Osmo Pocket 3 hat einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht und das vor allem in den Bereichen Bildqualität, Autofokus und Low-Light-Aufnahmen, wodurch das kompakte Gerät deutlich vielseitiger geworden ist.
Die Bildqualität steckt die meisten Smartphones locker in die Tasche und in puncto Video beziehungsweise Bildstabilisierung liefert DJI eine gewohnt hohe Qualität ab.
Seid ihr auf der Suche nach einer kleinen Kamera im Hosentaschenformat, macht ihr mit der Osmo Pocket 3 garantiert nichts falsch und könnt schnell und problemlos Aufnahmen für Social Media erstellen.
Der einzig echte Kritikpunkt ist der Preis. Mit 539 Euro in der Basisvariante ist die Pocket 3 nicht gerade günstig. Ein besseres Preis-Leistungsverhältnis bekommt sie jedoch in der Kreativ Kombo
für 140 Euro mehr, die der Kamera noch einen Akkugriff, einen DJI Mic 2 Sender, ein Mini-Stativ sowie eine Tasche hinzufügen.
Aktuell lässt sich kaum darüber streiten, dass die Osmo Pocket 3 zu den besten Vlogging-Kameras auf dem Markt gehört und dabei einen Formfaktor bietet, der anderswo nicht zu finden ist. Sucht ihr hingegen eine Kamera für Abenteuer, solltet ihr zur DJI Osmo Action 4 oder GoPro Hero 12 greifen, da diesen Wasser und Staub keine Probleme bereiten.
Hinweis: Das Gerät wurde uns für den Test zur Verfügung gestellt und geht zurück an DJI. Eine Einflussnahme seitens des Herstellers auf den Test fand nicht statt. Ebenfalls gab es keine Verpflichtung zur Veröffentlichung eines Artikels.
Was denkt ihr über die neuesten Entwicklungen im Bereich der kompakten Videotechnik? Die DJI Osmo Pocket 3 stellt eine spannende Innovation dar und könnte die Art und Weise, wie wir Videos erstellen und teilen, verändern. Anders gefragt: Auf welches Aufnahmegerät setzt ihr persönlich - und wieso? Teilt eure Gedanken mit uns und der Community gerne in den Kommentaren.
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