Ich habe für 7 Euro Fake-AirPods auf Temu gekauft: Wie schlimm sind sie wirklich?

Sie sehen aus wie das Original und spielen sogar Musik ab. Doch wie gut ist das Knock-off von Temu wirklich?

7 Euro für AirPods: Ein echter Schnapper oder glorifizierter Elektroschrott? 7 Euro für AirPods: Ein echter Schnapper oder glorifizierter Elektroschrott?

Update von 27. Juli 2023, 9.44 Uhr: Link zu Artikel Die Schattenseiten von Temu: Greenwashing & verletzte Menschenrechte eingefügt.

Der Online-Shop Temu ist derzeit in aller Munde. Nicht nur wegen unverschämt günstiger Preise und einer riesigen Auswahl, sondern auch der Frage: Sollte man überhaupt Ware dort bestellen?

Ich habe es getan: Für 7 Euro habe ich In-Ear-Kopfhörer erstanden, die den Apple AirPods Pro der zweiten Generation zum Verwechseln ähnlich sehen. Wie klingen sie wohl?

Temu hat mich drangekriegt

Beim Bestellprozess ist mir genau das passiert, worauf Temu baut. Eigentlich habe ich eine Handvoll Geräte für einen zukünftigen Artikel bestellt (dieser erscheint später und wird bei Veröffentlichung hier verlinkt sein). Beim Check-out schlägt mir Temu weitere Schnäppchen vor - unter anderem besagte Fake-AirPods für 6,29 Euro (zum Zeitpunkt des Artikels sind sie sogar für 4,95 Euro zu haben).

Der Handventilator ist teurer als die falschen AirPods. Ein Zeichen? Der Handventilator ist teurer als die falschen AirPods. Ein Zeichen?

Mein Interesse war geweckt: Niemals sind das echte Apple AirPods. Aus morbider Neugier habe ich die Ohrhörer mitbestellt.

Mit solchen psychologischen Tricks verleitet Temu Kunden zum Kauf - und ich bin drauf reingefallen.

AirPods, aber nicht von Apple

Knapp eineinhalb Wochen später erreichte mich das Paket. Das clevere Verpackungsdesign von Apple haben die AirPods von TWS Bluetooth Earphones nicht: Eine Plastikschale mit dem Case drin, darum eine Pappschachtel, die nicht mal zugeklebt war.

Eines muss man den Fakes jedoch lassen: Auf den ersten Blick sehen sie den echten Apple AirPods zum Verwechseln ähnlich.

Ebenfalls im Lieferumfang: Eine spartanische Anleitung und ein Lightning-auf-USB-Kabel, jedoch keine zusätzlichen Tips.

Sogar wenn man die beiden Cases nebeneinander legt, wirken sie identisch. Erst auf der Rückseite findet sich ein Unterschied, den man aber auch nur erkennt, besitzt man das Original.

Am Case fehlen sowohl die Schlaufenöse als auch die Lautsprecher.

Die In-Ears selbst fallen nur dadurch auf, dass die vermeintlichen Sensoren (die schwarzen Streifen) größer sind, und die Aufsätze kleiner.

Unwissende führt der Fake aufs Glatteis. Und sitzen die In-Ears im Ohr, sieht man von außen gar keinen Unterschied.

Wer keine Originale besitzt, wird den Unterschied nicht bemerken. Wer keine Originale besitzt, wird den Unterschied nicht bemerken.

So wirkt das Knock-off haptisch

Sobald man das Gehäuse in die Hand nimmt, bemerkt sogar der Laie das Billigplastik. Das Case lässt sämtliches Gewicht vermissen, es besitzt keinen Schnappmechanismus beim Schließen (und ein kleiner Spalt bleibt stets vorhanden): Überhaupt fühlen sich die Fakes minderwertig an.

Bei den Ohrknöpfen ist der Qualitätsunterschied weniger drastisch, wenngleich auch diese deutlich leichter sind und sich minderwertiger als die Originale anfühlen.

Featureseitig fehlt alles. Keine automatische Sitzerkennung, keine Gestensteuerung, kein Mikrofon, kein aktives Noise-Cancelling, keine Presets: Für 7 Euro habe ich das aber auch nicht erwartet.

Die Cases sind fast identisch. Die Cases sind fast identisch.

Wie klingen AirPods für 7 Euro?

Immerhin: Das Pairing mit meinem iPhone klappt wunderbar.

Das mag überraschen: Die falschen Apple AirPods klingen besser als erwartet. Der Klang ist dezent stumpf, als würde man durch einen Vorhang hören, aber sie geben zumindest problemlos Musik wieder.

Tiefe Töne werden verschluckt, hohe Töne kommen nicht sehr hoch, dafür sind die Mitten einigermaßen sauber. 

Für jemanden, der lediglich Musik hören und dabei aussehen möchte, als trüge er originale AirPods, rentiert sich der einstellige Betrag. 

Lohnt sich der Kauf also?

Für mich? Nein.

Für euch? Das kann ich nicht sagen. Das bemesst ihr an euren eigenen Ansprüchen.

Für andere? Ja, denn Ware wird günstiger, je mehr Leute sie bestellen, so funktioniert das System.

Für Temu? Der Kauf lohnt sich für den Shop-Betreiber allemal, denn mit eurem Kauf steckt ihr im Temu-Loop und bekommt weitere Vergünstigungen, die euch zu mehr Käufen anleiten sollen.

Wenn ihr mehr zu Temu wissen wollt, schaut in diesen Artikel:

Für die Umwelt und die Menschen, welche die Kopfhörer herstellen und vertreiben? Auf keinen Fall.

Temu hat sich selbst Richtlinien auferlegt, um Mensch und Umwelt zu schützen. Ob diese eingehalten werden, ist Gegenstand einer andauernden Debatte, die vermutlich nie zu einem Ergebnis kommen wird.

Fakt ist aber auch: Wie gut und umweltfreundlich können Apple-AirPod-Attrappen sein, die zu tausenden zu Schleuderpreisen verkauft und weltweit verschifft werden?

Darüber hinaus ist PDD Holdings, die Mutter hinter Temu, nicht frei von Kontroversen, was seine Mitarbeitenden betrifft. Anfang 2021 kam eine 22-Jährige Angestellte ums Leben, deren Tod mit zu vielen Überstunden in Verbindung gebracht wird. Das wurde seitens PDD Holdings dementiert.

In diesem Artikel gehen wir auf die Schattenseiten von Temu ein setzen den Umweltschutz und die Menschenrechte in Perspektive:

Die echten Apple AirPods der 2. Generation hatten wir auch bereits im Test.

Ich habe den Test gemacht und mir unseriös billige AirPod-Fakes zusenden lassen - mit einem erwartbaren Ergebnis. Für 7 Euro war nicht mehr als Elektroschrott zu erwarten. Würdet ihr euch solche Ohrhörer kaufen? Kommen die günstigen Preise den Konsumenten entgegen? Oder haltet ihr von Shops wie Temu tendenziell Abstand? Schreibt es gerne in die Kommentare.

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