Gesichtserkennung: Wie der weltweit größte Publisher den Jugendschutz mit extremen Maßnahmen vorantreibt

Riot Games-Besitzer Tencent setzt in China nun Gesichtserkennnung ein, um Kinder vom nächtlichen Spielen abzuhalten. Hat das Auswirkungen auf Deutschland?

Tencent nutzt in in China nun Gesichtserkennung, um minderjährige Spieler zu erkennen und vom nächtlichen Spielen abzuhalten, wie Sixth Tone berichtet.

»Wir werden eine Gesichtsüberprüfung für Konten durchführen, die mit echten Namen registriert sind und eine bestimmte Zeit lang nachts gespielt haben.«, zitiert IGN den Publisher.

Weiter heißt es: »Jeder, der sich weigert oder die Gesichtsverifizierung nicht besteht, wird wie ein Minderjähriger behandelt und wie in der Anti-Sucht-Aufsicht von Tencents Spiel-Gesundheitssystem beschrieben, offline gekickt.«

Das System wird von Jugendlichen in China offenbar kritisch aufgenommen. Immerhin betrifft die Maßnahme den Zeitrahmen zwischen 22 und acht Uhr. Ein beinah volljähriger Nutzer bringt es via WeChat folgendermaßen auf den Punkt:

"Das sind so schlechte Nachrichten für uns Abiturienten, die zwei Monate davon entfernt sind, 18 zu werden."

Warum diese drastische Maßnahme?

Im asiatischen Raum gelten Online-Spiele als sehr beliebt bei der breiten Masse. So beliebt sogar, dass Spielesucht ein größeres Problem darstelle.

Diese führe immer wieder zu hohen Ausgaben, über die junge Spieler den Überblick verlieren, oder zu Sorgen die Gesundheit der Jugendlichen betreffend.

Auch League of Legends wird in China wohl demnächst mehr Jugendschutzmaßnahmen voraussetzen. Auch League of Legends wird in China wohl demnächst mehr Jugendschutzmaßnahmen voraussetzen.

Daher habe China jüngst verschiedene Maßnahmen umgesetzt, um diesem Problem entgegenzuwirken: Minderjährige dürfen nun nicht mehr zwischen 22 und acht Uhr spielen und werktags nur noch 1,5 Stunden vor dem Bildschirm verbringen.

Weiterhin sollen Kinder zwischen acht und sechszehn Jahren monatlich nur 29 Dollar an Ingame-Käufen tätigen dürfen. Spieleunternehmen, welche diese Maßnahmen nicht oder ungenügend umsetzen, sollen Konsequenzen bis hin zum Entzug der Geschäftslizenzen zu spüren bekommen.

Führt man sich dies vor Augen, ist aus unternehmerischer Sicht durchaus nachvollziehbar, weshalb Tencent diesen Weg geht. China hat etwa 620 Millionen Spieler mit einem Umsatz von 38 Milliarden Dollar im Jahr 2018, laut Sixth Tone.

Wer ist Tencent überhaupt?

Obwohl die wenigsten Spieler hierzulande bisher von Tencent gehört haben dürften, ist das Unternehmen eines der einflussreichsten der Spielebranche weltweit und gilt als der größte Publisher.

So besitzt Tencent mit Riot Games die Entwickler von League of Legends und mit 48 Prozent einen sehr großen Anteil am Unreal Engine- und Fortnite-Entwickler Epic Games.

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Weiterhin besitzt Tencent auszugsweise Anteile an Dontnod Entertainment (Life is Strange, Remember Me), Frontier Developments (Rollercoaster Tycoon, Planet Coaster), Activision Blizzard, Remedy, Ubisoft und vielen weiteren Entwicklern.

Die Auswirkungen dieser Tatsache sind nicht immer offensichtlich, aber für Spieler und Entwickler doch außerordentlich spürbar:

So hat sich Epic Games-Chef Tim Sweeny mit Tencent zusammengetan, um deren »Games as a Service«-Modell zu adaptieren, so PC Gamer. Während die ersten Projekte wie »Paragon« ein Fehlschlag waren, landete Epic mit Fortnite bekanntermaßen einen Hit.

Auch bei den Vertriebsmodellen für Entwickler lernte man von Tencent, indem man die Unreal Engine 4 kostenlos anbietet und dafür vordergründig von Lizenzeinnahmen der darauf basierenden Projekte profitiert.

Mehr über die interessanten Hintergründe wie Tencent die aktuelle Spiellandschaft formt, könnt ihr im folgenden Artikel nachlesen:

Auswirkungen auf Deutschland?

Tencents Gesichtserkennung wird seit vergangen Dienstag in über 60 Spielen eingesetzt. Wirklich international bekannte Titel sind nicht dabei. Aber es ist anzumerken, dass League of Legends mit einem kommenden Update wohl in die Liste aufgenommen werden soll.

Es ist jedoch nicht davon auszugehen, dass diese Maßnahme Auswirkungen auf deutsche Spieler haben wird. Wie oben erläutert, hat Chinas Regierung strenge Regeln eingeführt, was den Konsum von Videospielen durch Kinder und Jugendliche betrifft. Daher dürfte Tencent schlicht keine andere Wahl geblieben sein.

Einige Experten warnen übirgens davor, dass betroffene Kinder nach Erreichen der Volljährigkeit verleitet sein könnten, besonders viel zu spielen, um die verlorene Zeit gutzumachen. Was haltet ihr von der Gesichtserkennung zum Jugendschutz? Schreibt es gerne in die Kommentare!

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