Update vom 17. August 2023: Wir haben den Artikel um ein weiteres Mythos am Ende des Artikels erweitert.
Wie so vieles in der Technik sind auch Smartphones nicht frei von Mythen. Wischt ihr immer noch fleißig Anwendungen im Hintergrund weg, um den Arbeitsspeicher zu entlasten?
Diese und viele andere Smartphone-Mythen haben sich in den Köpfen der Handybesitzer festgesetzt. Wir räumen heute mit ihnen auf.
1. Apps im Hintergrund müssen regelmäßig geschlossen werden
Dies ist einer der am weitesten verbreiteten Mythen im Smartphone-Bereich. Wir alle erinnern uns noch an die Zeiten, als es tatsächlich notwendig war, Apps im Hintergrund zu schließen.
Heute ist das anders. Weder bei iOS noch bei Android müssen Apps im Hintergrund geschlossen werden. wie auch unser Artikel iPhone: Hintergrund-Apps beenden - bringt das wirklich was?
zeigt.
2. Apps, die von Google Play oder dem App Store stammen, sind immer sicher
Wir alle laden von Zeit zu Zeit neue Apps aus Google Play oder dem App Store von Apple herunter. Und alle Apps aus den offiziellen Stores sind doch garantiert sicher!
Falsch.
Es gibt keine Garantie dafür, dass eine App aus offiziellen Quellen wie den App Stores frei von Missbrauch ist.
Die gute Nachricht: Die meisten Apps stammen von vertrauenswürdigen Herausgebern, die einen Ruf zu verlieren haben. Bei neuen Apps aus unbekannten Quellen ist dagegen besondere Vorsicht geboten.
3. Bluetooth und WiFi Direct verbrauchen auch dann Akku, wenn keine aktive Verbindung besteht
Verbindung zwischen mehreren Endgeräten, etwa via Bluetooth, sind bei Smartphones keine Seltenheit. Mit Wifi Direct, also der Funkverbindung von zwei Geräten ohne dazwischen geschalteten Router, können dabei auch große Datenmengen übertragen werden.
Verbrauchen diese beiden Standards Strom, wenn sie nicht aktiv genutzt werden?
Nein.
Sowohl Bluetooth als auch WiFi Direct wurden in den letzten Jahren weiterentwickelt und neue Generationen verbrauchen wenig bis gar keinen Strom, wenn keine aktive Verbindung besteht.
Erst, wenn eine Verbindung zu einem anderen Gerät hergestellt wird, steigt der Stromverbrauch. Bis dahin sind beide Verbindungsmöglichkeiten keine nennenswerten Stromfresser.
4. Höhere Smartphone-Spezifikationen sind immer besser
Der Untertitel ist zum Teil richtig. Viele neue Flaggschiffe kommen mit beeindruckenden Spezifikationen auf den Markt. Doch hohe Zahlen sind nicht immer ein Indikator für ein Rundum-Sorglos-Paket.
Eines der beliebtesten Features, mit dem sich die Handyhersteller fast jedes Jahr überbieten, ist die Kamera auf dem kleinen Handschmeichler. Mittlerweile sind wir bei stolzen 200 Megapixel angekommen.
Dabei sind 50 Megapixel nicht unbedingt besser als ein Objektiv mit 12 Megapixel. Ein Smartphone mit drei Kameras auf der Rückseite macht nicht automatisch bessere Bilder als ein Handy mit nur einer Linse.
Eine wichtige Rolle bei der Smartphone-Fotografie spielt die Software zur Bildbearbeitung und das Objektiv selbst (Blende).
Ein anderes Beispiel ist der eingebaute Akku. 5.000 mAh machen ein Smartphone noch lange nicht zum Marathonläufer. Weitere Faktoren wie der Prozessor und das Betriebssystem spielen eine wichtige Rolle. Man sollte sich also nicht von hohen Zahlen auf dem Datenblatt alleine beeindrucken lassen.
5. Das Aufladen über Nacht schadet dem Akku
Einer der beliebtesten Smartphone-Mythen: Schadet das Aufladen über Nacht dem Akku?
Tatsächlich ist das Aufladen über Nacht heute in der Regel unbedenklich und schadet dem Akku nicht.
Moderne Smartphones verfügen über ausgeklügelte Ladesysteme, die ein Überladen verhindern und den Ladevorgang automatisch beenden, wenn der Akku vollständig geladen ist.
Zudem bieten die Betriebssysteme Software-Optionen, um den Akku schonend zu laden und so den Verschleiß zu verlangsamen.
Beim iPhone findet ihr die Option ab iOS 13 in den Einstellungen unter »Batterie« -> »Batteriezustand und Ladevorgang«. Setzt dort ein Häkchen bei »Optimiertes Laden der Batterie«.
Besitzt ihr ein Google Pixel-Smartphone, findet ihr die Option ebenfalls in den Einstellungen. Wechselt zu »Batterie« -> "Intelligente Batterie" und »Adaptives Laden« und setzt dort den Haken bei »Adaptives Laden«.
Je nach Android-Handy befindet sich diese Option möglicherweise an einer anderen Stelle.
6. Der Handy-Akku muss vor dem Aufladen immer leer sein
Dieser Mythos stammt aus der Zeit älterer Batterietechnologien wie Nickel-Cadmium. Bei diesen Batteriezellen trat der so genannte »Memory-Effekt« auf.
Wenn eine NiCd-Batterie wiederholt nur bis zu einem bestimmten Ladezustand entladen und wieder aufgeladen wird, passt sich die Batterie allmählich an diesen begrenzten Ladezustand an.
Moderne Lithium-Ionen-Batterien kennen keinen Memory-Effekt. Es ist sogar besser, die Batterie nicht zu oft tief zu entladen. Allerdings schadet es dem Akku nicht, wenn er bei 0 Prozent wieder aufgeladen wird.
Um die Lebensdauer des Akkus zu erhalten, empfiehlt es sich, den Ladezustand zwischen 20 und 80 Prozent zu halten.
7. iPhones sind sicherer als Android-Smartphones
Dieser Mythos ist recht komplex, da die Sicherheit von verschiedenen Faktoren abhängt.
Android und iOS haben verschiedene Sicherheitsarchitekturen. Das iPhone unterliegt einer streng kontrollierten Umgebung. Schließlich läuft das iPhone-Betriebssystem offiziell nur auf Apple-Handys.
Alle Apps im App Store werden vorab geprüft und genehmigt, was das Risiko einer Malware-Infektion bis zu einem gewissen Grad reduziert.
Android hingegen ist ein offenes Betriebssystem, das von verschiedenen Herstellern auf unterschiedlichen Geräten eingesetzt wird.
Auch Google hat Sicherheitsvorkehrungen für den Play Store getroffen. Dennoch besteht ein erhöhtes Malware-Risiko durch Downloads außerhalb des offiziellen App-Stores. Ob ihr dafür ein Anti-Viren-Programm benötigt, beantworten wir hier:
Ein weiteres Argument für das iPhone ist die großzügige Bereitstellung von (Sicherheits-)Updates. Apple ist nach wie vor dafür bekannt, ältere Geräte länger mit Updates zu versorgen.
Bei Android hat sich dies in den letzten Jahren zwar deutlich verbessert, allerdings nicht bei allen Herstellern. Es gibt immer noch Mobiltelefone, die nur zwei Jahre lang mit Sicherheitsupdates versorgt werden.
Insgesamt darf nicht vergessen werden, dass sowohl Android- als auch iOS-Smartphones robuste Sicherheitsvorkehrungen bieten.
Letztlich hängt die Sicherheit - wie bei vielen anderen technischen Geräten auch - nicht nur vom Betriebssystem ab. Insbesondere das Nutzerverhalten, die Installation von Sicherheitsupdates und das Herunterladen von Apps aus vertrauenswürdigen Quellen spielen eine wichtige Rolle.
Fakt ist: Auch ein iPhone von Apple ist trotz der hohen Sicherheitsmaßnahmen nicht gegen Schadsoftware immun.
8. IP67- und IP68-Schutzklasse: Das Handy ist immer wasserdicht
Sehr viele aktuelle Smartphones verfügen über eine IP-Schutzklasse wie IP67 oder IP68. Die erste Ziffer steht für den Staubschutz, die zweite für den Wasserschutz.
Allerdings sprechen wir hier von Laborbedingungen mit klarem, reinem Wasser. Im Alltag kann die Situation schon ganz anders aussehen. Das gilt auch für Schäden am Smartphone.
Knutscht der tägliche Begleiter einmal zu viel den harten Betonboden, können am Smartphone Schäden entstehen, die die Wasserdichtigkeit beeinträchtigen.
Auch die Bedingungen dieser Schutzklassen müssen genauer verstanden werden. Denn Mobiltelefone sind nur für eine bestimmte Zeit und bis zu einer bestimmten Wassertiefe gegen das Eindringen von Wasser geschützt.
Wer sich dennoch auf die IP67- oder IP68-Zertifizierung verlässt und das Handy mit ins Wasser nimmt, dem sollte das Wort »Garantie« noch in den Sinn kommen.
Die wenigsten Smartphone-Hersteller kommen für Schäden auf, die durch das Eindringen von Flüssigkeiten in das Handy entstehen.
Noch mehr kuriose Mythen gefällig? Was passiert mit einem USB-Stick, wenn ich ihn abziehe? Kollege Sören ist dieser und weiteren Geschichten auf den Grund gegangen:
➡️ 5 neue hartnäckige Hardware-Mythen - und die Wahrheit dahinter
Das war unsere Liste an hartnäckigen Smartphone-Mythen, die sich bis heute halten. War eine der oben genannten Punkte neu für euch oder ist das längst alter Käse? Habt ihr gewisse Gewohnheiten wie das Wegwischen von Hintergrund-Apps von früher übernommen und könnt diese nicht abstellen? Und welche Mythen von Smartphones kennt ihr noch? Schreibt es gerne in die Kommentare!
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