MS-DOS (Microsoft Disk Operating System) – unendliche schwarze Weiten. Wir schreiben das Jahr 1994. Ein zaghaft blinkender Cursor verwirrt Computerbenutzer nach dem ersten Einschalten des nagelneuen PCs. Viel mehr als ein dunkler Bildschirm mit ein paar Zeichen und eben jenem Cursor sah man als PC-Nutzer seinerzeit nicht, ohne Kenntnisse der wichtigsten DOS-Befehle war ein PC ein ziemlich nutzloses Gerät.
Diese aus heutiger Sicht gigantische Einstiegshürde versuchte Microsoft seinerzeit mit einem DOS-Addon namens Windows zu verringern. Es sollte aber noch bis zum August 1995 dauern, bis mit Windows 95 mehr als nur ein grafischer Aufsatz für MS-DOS erschien – wir gratulieren mit einem persönlichen Rückblick zu 20 Jahren Windows 95.
Lange Zeit galt Windows 3.1 als die grafische Benutzeroberfläche der Wahl - zumindest in Büros, denn Windows 3.1 war sperrig, nicht sonderlich hübsch und wirkte ungefähr so anziehend wie ein Aktenordner im Finanzamt. Außerdem war es nur auf MS-DOS aufgepfropft, musste einzeln gestartet werden und war nur mit wenigen Spielen kompatibel - auch damals schon ein gewichtiges Gegenargument.
Gamer blieben seinerzeit lieber bei DOS, schon alleine weil Windows 3.1 spürbar Leistung und Ressourcen kostete. Davon hatten die seinerzeit gängigen 386- und 486-Systeme nicht allzu viel, Taktraten waren niedrig zweistellig, der RAM wurde in einstelligen Megabytezahlen gemessen und Festplatten hatten selten mehr als 100 Megabyte. Übrigens ist selbst ein moderner DSL-Anschluss schneller als die damaligen Festplatten.
Wer den PC hauptsächlich zum Spielen nutzte, war zwar schon länger genervt von fehlendem Speicher - oder besser: trotz eigentlich ausreichend RAM fehlendem Speicher im richtigen Speicherbereich - und vom permanenten Basteln in den Dateien autoexec.bat und config.sys und der Suche nach einem noch etwas kleineren Maustreiber. Was nutzten schon 8,0 Megabyte RAM, wenn im für DOS wichtigen Speicherbereich unter 640 kByte nicht genug Platz für das aktuelle Lieblingsspiel frei ist? Das Jonglieren mit Boot-Disketten (mit speziell angepassten Startdateien, die meist nur für exakt für ein Spiel funktionierten) sollte mit Windows 95 ein Ende haben - versprach Microsoft.
Auf in die Zukunft
Während Windows 3.1 und die Workstation-Variante 3.11 noch komplett auf 16 Bit setzten, sollte mit Windows 95 die Ära des 32-Bit-Codes beginnen. So ganz konsequent war Microsoft dabei nicht, Windows 95 setzte auf eine Mischung aus 16 und 32 Bit. Das Dateisystem und die Gerätetreiber beispielsweise waren modern gestrickt, zudem konnten 16-Bit-Anwendungen weiterhin problemlos ausgeführt werden. Mit einer Einschränkung: Wie schon bei Windows konnten 16-Bit-Programme nicht gleichzeitig im Multitasking ausgeführt werden, das funktionierte nur mit 32-Bit-Software.
Komplett neu war aber die Optik. Erstmals bootete ein Windows-PC direkt und ohne zusätzlichen Startbefehl in die grafische Oberfläche. Mit dem Startmenü gab es dann auch eine Neuerung, die erst mit Windows 8 leichtsinnig abgelöst und mit Windows 10 wieder teilweise reaktiviert wurde.
Ebenfalls neu war die Unterstützung für längere Dateinamen - die 8.3-Regelung von DOS grenzte bei größeren Datenmengen doch stark ein. Geregelt wurde das durch das Dateisystem VFAT. Das auch heute noch meist auf USB-Sticks und Speicherkarten zu findenden FAT32 für Partitionen größer als 2,0 Gigabyte sollte erst mit späteren Windows-Erweiterungen in Form von Windows 95B kommen, gleiches gilt für die Unterstützung von USB-Peripherie.
Eines der größten Werbeversprechen von Microsoft war allerdings Plug&Play. Einstecken und loslegen, ohne beispielsweise IRQs von Hand zuweisen zu müssen (damalige Soundkartenbesitzer kennen das Spiel mit DMA und IRQ). Dass dieser Begriff schnell zu Plug&Pray (Einstecken und Beten) wurde, war den oft sehr unsauber arbeitenden Treibern und gewissen Anfangsschwierigkeiten von Windows geschuldet.
Immerhin bot sich den Nutzern so eine weitere regelmäßige Neuerung von Windows 95, die mal mehr mal weniger häufig auf dem Bildschirm präsentiert wurde: der berüchtigte Bluescreen.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.