Nach Drohung mit Freiheitsstrafe: KI-Anwalt zieht sich aus Gerichtssaal zurück

In den USA wird im Februar ein Gerichtsverfahren stattfinden, in dem zwei Angeklagte von einer KI vertreten werden. Was es damit auf sich hat, erfahrt ihr jetzt.

Update vom 30.01.2023: Wir haben den Artikel um einen Absatz zum Rückzug der KI aus dem Gerichtssaal erweitert.

Original-Artikel: Es ist ein ungewöhnlicher Gedanke, sich eine Gerichtsverhandlung vorzustellen und statt einer schick gekleideten Person mit abgeschlossenem Jurastudium und Staatsexamen eine Art Roboter vor Augen zu haben. So wird die KI zumindest bezeichnet: als »Robot Lawyer«. 

Diese soll im Februar zum ersten Mal in einem US-Gericht eingesetzt werden, um zwei Angeklagte zu verteidigen, wie newsscientist.com vor kurzem berichtet hat. Wie das genau vor Gericht funktionieren soll, erfahrt ihr in diesem Artikel.  

KIs haben allerdings nicht nur das Potenzial Anwälte zu ersetzen (oder sie zumindest zu ergänzen), sondern auch viele andere Berufsfelder. Autoren von Kinderbüchern, wie Kollege Sören zum Beispiel. Er hat sich angeschaut, wie gut ChatGPT sein Buch nachschreiben kann:

Was hat es mit der Anwalt-KI auf sich?

DoNotPay ist das US-Unternehmen, das die KI entwickelt hat - gleichzeitig ist es auch der Name der KI. Laut dem CEO Joshua Browder ist DoNotPay der erste »Rober-Anwalt« der Welt. Der bisherige Zweck der KI: Den Nutzern kostenlosen Rechtsbeistand bei kleineren Angelegenheiten wie Strafzettel oder Erstattungen zu helfen. Vor Gericht wurde sie bisher allerdings nie eingesetzt. 

»Anwälte berechnen hunderte Dollar pro Stunde, um ein paar Dokumente zu kopieren. Unsere Vision mit DoNotPay ist es, das Gesetz kostenfrei zu machen.« 

Joshua Browder, CEO DoNotPay

Ab Februar soll die KI nicht mehr nur beratend zur Seite stehen, sondern direkt im Gerichtssaal mit den Klienten per Bluetooth-Kopfhörer kommunizieren und ihnen so mitteilen, was sie sagen sollen. Was im Saal passiert, wird angeblich durch das Mikrofon der Kopfhörer aufgenommen. DoNotPay soll also in Echtzeit auf das Geschehen reagieren und so einen herkömmlichen Anwalt ersetzen können. 

Genaue Informationen zum Gerichtsverfahren hält DoNotPay unter Verschluss. Laut Cnet sollen nun zwei Klienten vertreten werden, die sich gegen Strafzettel wehren wollen. Die künstliche Intelligenz bleibt bei der Strafverteidigung also vorerst bei Themen, mit denen sie vertraut ist - immerhin hat sie Klienten bereits bei diesen Prozessen zumindest beratend zur Seite gestanden.

Ist das auch in Deutschland denkbar? 

(Bild: Tara Winstead) (Bild: Tara Winstead)

KIs werden in manchen Bereichen der anwaltlichen Praxis schon heute genutzt, wie das Anwaltsblatt berichtet. Zum Beispiel in der Forensik oder bei Chat-Bots wie zum Beispiel Advobot

Da die Anwaltschaft in Deutschland als freier Beruf gilt, der laut § 1 PartGG »natürlichen Personen« ausgeführt werden muss, scheint ein KI-Anwalt in Deutschland erstmal unwahrscheinlich. 

Grundsätzlich darf man sich in Deutschland selbst vor Gericht vertreten. Es gibt allerdings Grenzen vom Gesetzgeber. Ein Kopfhörer, der lediglich eine unterstützende Rolle einnimmt, während man sich selbst vertritt, wäre in dieser Hinsicht also schon eher denkbar. Den Anwalt wird es allerdings nicht ersetzen. Wir gehen eher davon aus, dass es Prozesse beschleunigen wird, indem die KIs den Anwälten zur Hand gehen.

Im Falle von DoNotPlay war es laut Joshua Browder nicht einfach ein Gericht zu finden, in dem sie diesen Test durchführen können. Nur zwei der 300 Anfragen wurden angenommen. Das liegt angeblich daran, dass die meisten Gerichte von allen beteiligten Parteien die Erlaubnis einholen müssen, aufgezeichnet zu werden. Das schließt eine KI aus, wie cbsnews.com berichtet

Update: KI-Unternehmen zieht sich nach Drohung mit Freiheitsstrafe zurück

Eigentlich sollte der erste Prozess mit einer KI als Anwalt am 22. Februar stattfinden. DoNot Pay, die Firma hinter der KI, hat sich laut npr.org allerdings aus dem Verfahren zurückgezogen.

Mehrere staatliche Anwaltskammern haben uns gedroht. Eine sagte sogar, dass eine Überweisung an die Staatsanwaltschaft und eine strafrechtliche Verfolgung sowie eine Gefängnisstrafe möglich wären.

Joshua Browder, CEO von DoNotPay

Welche staatlichen Anwaltskammern genau involviert sind verrät Browder nicht. Er gibt allerdings an, dass mehrere Anwaltskammern unter anderem wegen möglicher unerlaubter Ausübung des Rechts, gegen DoNotPay ermitteln.

Anstatt sich auf den Gerichtssaal wird sich DoNotPay in Zukunft angeblich darauf konzentrieren Menschen zu unterstützen, die Hilfe mit teuren Arztrechnungen oder ungewollten Abonnements brauchen.

Außerhalb des Gerichtssaal findet künstliche Intelligenz inzwischen ihren Einsatz als Kristallkugel. Kollege Nils hat einen Blick in die Zukunft riskiert:

Ich habe eine KI gefragt, wer in 100 Jahren die Welt regiert - und ihre Antwort war erschreckend 

Was haltet ihr von derartigen Einsatzzwecken von KIs? Würdet ihr eine KI nutzen, um euch vor Gericht vertreten zu lassen? Würdet ihr es jetzt schon tun, wenn es möglich wäre? Schreibt es uns gerne in die Kommentare! 

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