Der Kindle Scribe als E-Book-Reader
Nach dem reinen Zeichenblock-Test habe ich den Kindle Scribe erst einmal von meinem Schreibtisch verbannt. Stattdessen kam er für weitere zwei Tage ausschließlich als klassischer Kindle zum Einsatz. Meine Frage lautete: Wie gut eignet sich der Kindle Scribe als reines Lesegerät?
Und dabei präsentiert er sich insgesamt nicht besser und nicht schlechter als andere Kindle-Modelle, verfügt aber über ein paar exklusive Vorzüge.
So ist der Kindle Scribe wie bereits erwähnt das bisher größte Kindle-Modell. Wer also ein besonders großes Display sucht, wird hier fündig. Und dank der Komfortfunktionen in Form der anpassbaren Farbtemperatur und der Lichtsensoren ist die Leseerfahrung ähnlich hochwertig wie beim Kindle Oasis, wenn man von den fehlenden Seitenwechsel-Knöpfen absieht.
Was gegen den Kindle Scribe als reines Lesegerät spricht? Einerseits ist er aufgrund seiner Größe nur wenig geeignet, um ihn täglich beim Pendeln zu nutzen. Das hohe Gewicht des Kindle Scribe sorgt zudem dafür, dass er nach längerer Lesezeit für ein Ziehen in den Handgelenken sorgt. Und die fehlende IPX8-Zertifizierung macht ihn nur unter Risiko badewannentauglich.
Vor allem aber ist der Kindle Scribe als reines Lesegerät schlichtweg zu teuer. Wer einen E-Reader mit viel Speicher sucht, ist mit dem Paperwhite Signature besser bedacht. Und ein großes Display findet sich auch beim Kindle Oasis.
Der Kindle Scribe als 2-in-1-Modell
Nun ist es natürlich nicht fair, den Kindle Scribe ausschließlich als E-Book-Reader oder als digitalen Notizblock zu bewerten. Denn das neue Modell von Amazon ist schließlich beides auf einmal. Wie also schlägt sich der Scribe, wenn beide Funktionen zusammenkommen?
Hier ist vor allem die Notizfunktion herauszustellen, mit der sich handschriftlich Notizen in E-Books niederschreiben lassen. Die Idee ist fantastisch: Wie bei einem echten Buch können Gedanken zum Gelesenen direkt an die entsprechende Textstelle gekritzelt werden und so in ihrem Kontext erhalten bleiben, wenn man später auf das Notierte zurückgreifen will.
Leider lässt die Umsetzung hier noch zu wünschen übrig. Statt direkt zwischen die Zeilen oder an den Seitenrand zu zeichnen, hinterlassen wir im Text nur Notiz-Icons, die dann ein eigenes Fenster zum Schreiben öffnen. Das erhöht zwar die Lesbarkeit des Texts auch bei längeren Notizen, ist aber wenig intuitiv und stört den Lesefluss. Hier wäre eine Wahlmöglichkeit zwischen freier Notiz im Text und ausführlicherer Haft-Notiz schön gewesen.
Als 2-in-1-Modell kann ich mir den Kindle Scribe vor allem für längere Zugfahrten vorstellen, während denen ich sowohl entspannen als auch arbeiten möchte. Statt ein Gerät zum Lesen von E-Books und ein weiteres zum Zeichnen einzupacken, ließe sich der Scribe als klassischer Kindle, gleichzeitig aber auch zum Redigieren längerer Texte von Kollegen einsetzen.
Für wen ist der Kindle Scribe geeignet?
Ob der Kindle Scribe tatsächlich in euer Leben passt oder ob ihr mit einem anderen Modell besser bedacht seid, hängt von euren Wünschen und Anforderungen ab.
Ich kann euch den Kindle Scribe empfehlen, wenn:
- Ihr ein digitales Notizbuch mit integriertem Browser sucht
- Ihr mit eurem digitalen Notizbuch vor allem lokal arbeiten wollt
- Ihr ein stabiles 2-in-1-Gerät braucht, das auch längere Reisen gut übersteht
- Ihr die Kombination von E-Book-Reader und digitalem Notizbuch zu schätzen wisst
Ich kann euch den Kindle Scribe nicht empfehlen, wenn:
- Ihr eure Bücher nicht nur bei Amazon kaufen wollt
- Ihr nicht bereit seid, 370 bis 450 Euro auszugeben
- Ihr einen reinen E-Book-Reader oder nur ein digitales Notizbuch sucht
- Ihr auf eine Cloud-Anbindung nicht verzichten könnt
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