Kontroverse Entscheidung: Hilfe-Hotline für Essstörungen entlässt alle Mitarbeiter - für einen Chatbot

Die größte gemeinnützige Organisation für Essstörungen ersetzt alle Helpline-Mitarbeiter mit einem Chatbot - vier Tage nachdem sie eine Gewerkschaft organisiert haben.

Die NEDA ersetzt die gesamte Belegschaft einer Hilfe-Hotline mit einem Chatbot. Die NEDA ersetzt die gesamte Belegschaft einer Hilfe-Hotline mit einem Chatbot.

Werden KI-Sprachmodelle wie ChatGPT zukünftig Jobs ersetzen oder zum Verlust von Arbeitsplätzen führen? Während sich viele diese Frage stellen und darüber diskutieren, ist für andere die Antwort längst Realität geworden. 

Die Führungskräfte der amerikanischen Non-Profit-Organisation National Eating Disorders Association (NEDA) haben beschlossen, vier Tage nachdem die Mitarbeiter eine Gewerkschaft gegründet hatten, die Hotline-Mitarbeiter einfach durch einen Chatbot namens Tessa zu ersetzen - und er ist nicht einmal gut. 

»Es geht schlicht und einfach um die Zerschlagung der Gewerkschaft«

NEDA, die größte gemeinnützige Organisation für Essstörungen, betrieb seit zwanzig Jahren eine Helpline, die über Chat, Telefon und Text Hunderttausenden von Menschen Unterstützung bot. Laut dem Unternehmen wurde der Chatbot eingeführt, um Menschen mit Essstörungen noch besser zu helfen. Laut Noch-Helpline-Mitarbeiterin Abbie Harper dient der Bot lediglich zur Zerschlagung der Gewerkschaft

Harper zufolge besteht die Helpline aus sechs bezahlten Mitarbeitern, einigen Vorgesetzten und bis zu 200 Freiwilligen zu jeder Zeit. Eine Gruppe von vier Vollzeitkräften bei NEDA, einschließlich Harper, beschloss, sich zu organisieren, weil sie sich überlastet und unterbesetzt fühlten. Sie forderten von der NEDA mehr Schulungen sowie Aufstiegsmöglichkeiten. Es wurden nicht einmal Gehaltserhöhungen verlangt

Das Unternehmen lehnte es ab, die Gewerkschaft anzuerkennen, weshalb die Mitarbeiter eine Wahl beim National Labor Relations Board beantragt und gewonnen haben. Nur vier Tage nachdem die Wahlergebnisse bestätigt wurden, wurde allen Mitarbeitern mitgeteilt, dass sie entlassen und durch einen Chatbot ersetzt werden. Die freiwilligen Mitarbeiter sollen die Einzelbetreuung einstellen und als Tester für den Bot fungieren. 

NEDA wirbt damit, dass Tessa immer da ist, wenn man jemanden zum Reden braucht. (Bild: x2ai) NEDA wirbt damit, dass Tessa immer da ist, wenn man jemanden zum Reden braucht. (Bild: x2ai)

Der Chatbot in Frage heißt Tessa und wurde von einem Team der medizinischen Fakultät unter Leitung von Dr. Ellen Fitzsimmons-Craft entwickelt. Er wurde trainiert, um spezifisch auf Körperbild-Probleme einzugehen und therapeutische Methoden anzuwenden. Die Antworten, die Tessa geben kann, sind allerdings begrenzt, da der Bot nicht auf GPT basiert, sondern lediglich eine regelbasierte und geleitete Unterhaltung verwendet. Dr. Fitzsimmons-Craft deutet selbst darauf hin, dass dieser kein Ersatz für eine reale Person sein kann. 

Die amerikanischen Kollegen von Motherboard Vice haben Tessa getestet. Gleich zu Beginn der Konversation wird einem mitgeteilt, dass es sich um einen Chatbot handelt. In dem Test reagierte der Bot nicht auf Texte wie »Ich fühle mich niedergeschlagen« oder »Ich hasse meinen Körper«. 

Die entlassenen Mitarbeiter werden bis zum 01. Juni tätig sein. Ab diesem Datum wird die NEDA-Hotline nur noch von Tessa »betreut«. 

Was haltet ihr von dieser Entscheidung? Glaubt ihr, dass ein Chatbot einen solchen Job effektiv ersetzen kann, wenn ein besseres KI-Modell zum Einsatz kämen würde? Oder kommt sowas gar nicht in Frage? Glaubt ihr, dass die NEDA diese Entscheidung bereuen wird? Worin seht ihr die zukünftigen Risiken, die mit Chatbots wie ChatGPT verbunden sind? Schreibt uns eure Meinung dazu in die Kommentare! 

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