Ich bin ganz ehrlich: Anfangs war ich sehr skeptisch. Was soll ich denn an einer smarten Wetterstation testen? Ich bin beileibe keine Hobby-Meteorologin, mein intrinsisches Interesse an Wetterdaten hält sich also eher in Grenzen. Und ich habe keinen Garten, der groß von detaillierten Temperatur- und Wetterdaten profitieren würde.
Aber nach einer kurzen Bedenkzeit wollte ich der Wetterstation trotzdem eine Chance geben. Immerhin hatte ich den offenen Dachfenstern sei Dank schon öfter mit Pfützen in der Wohnung zu kämpfen und die Möbelpolster auf meinem Balkon wurden auch schon mehrmals nass. Da könnte so eine Wetterstation, die Push-Benachrichtigungen direkt an mein Smartphone sendet, doch nützlich sein.
Genau das ist es nämlich, was die Wetterstation von Netatmo macht. Sie sendet die Daten über die Cloud an eine installierte App und macht dort alle gemessenen Daten auf einen Blick einsehbar. Außerdem gibt es eine - wenn auch eher rudimentäre - Einbindung in Apple HomeKit und Amazon Alexa.
Und während die Netatmo Wetterstation bis zum Schluss für mich eher eine nette Spielerei als ein essenzielles Element meines Smart Homes blieb, konnte sie mich dennoch auf gleich zwei Weisen überzeugen, die ich so zuvor nicht erwartet hätte.
Was habe ich getestet
Von Netatmo wurde mir ein Set rund um die Wetterstation des Anbieters zu Testzwecken zur Verfügung gestellt. Das Set besteht aus insgesamt drei Elementen:
- Die smarte Wetterstation bestehend aus Indoor-Modul und Outdoor-Modul
- Der smarte Regenmesser
- Der smarte Windmesser
Dazu kommt die Netatmo-App für Android, die ich kostenlos aus dem Google Play Store heruntergeladen habe.
Um die Integration mit Smart Speakern zu testen, habe ich die Netatmo-Basisstation zudem per Skill mit Amazon Alexa verknüpft.
Der innere Smart-Home-Skeptiker
Wie steht es um die Sicherheit? Die verschiedenen Elemente der Wetterstation kommunizieren mit der Indoor-Basisstation per Funk, diese sendet die Daten dann per Wi-Fi (802.11 b/g/n; 2,4 GHz; Open/WEP/WPA/WPA2-Personal) an die Netatmo-Cloud. Von dort aus werden die Daten dann wieder an die Smartphone-App geschickt.
Solange Endnutzer über ein gesichertes WLAN-Netzwerk verfügen, geht von der Wetterstation selbst keine zusätzliche Gefahr über das Maß anderer installierter Technik-Geräte hinaus aus.
Ein mögliches Einfallstor ist allerdings die zwingend erforderliche Netatmo-Cloud, auf der die Daten gespeichert werden. Informationen wie historische Dezibel-Werte, CO₂-Werte oder Luftfeuchtigkeit könnten hier Rückschlüsse auf den Alltag des Opfers erlauben, wenn die Clouddaten in falsche Hände gelangen.
Kann man das alles auch un-smart bedienen? Leider nicht. Für die Nutzung der Wetterstation ist zwingend eine Einbindung ins heimische (W)LAN-Netz sowie an die Netatmo-Cloud erforderlich.
Aufgebaut und eingerichtet
Bevor es mit der Wetterstation an die frische Luft ging, wollte erst das Indoor-Modul aufgebaut werden. Das dient nicht nur zum Messen der Werte in der Wohnung, sondern auch als Basisstation für alle weiteren angeschlossenen Geräte.
Dazu lud ich mir erst einmal die Netatmo-App herunter und legte einen Account an. Die App nahm mich daraufhin an die Hand, um mein erstes Element in Form des Indoor-Moduls einzurichten.
Aufbau und Einrichtung waren dabei in der Anleitung verständlich erklärt und gingen leicht von der Hand. Wichtig bei der Platzierung der Indoor-Station: Das Modul sollte sich sowohl möglichst in Nähe der später platzierten Außenmodule als auch in nicht allzu weiter Entfernung vom Router befinden, um eine nahtlose Übertragung zu gewährleisten.
Ich verband das Modul mit meinem Netzwerk und stellte so eine dauerhafte Verbindung zur Netatmo-Cloud her. Nachdem meine Schaltzentrale platziert war, ging es mit den Außenmodulen weiter.
Die Stationen werden über jeweils zwei AAA-Batterien angetrieben. Innerhalb meiner rund zweimonatigen Testphase musste ich keine der Batterien austauschen, Netatmo gibt die Laufzeit für das Außenmodul mit bis zu zwei Jahren an.
Bei der Platzierung der verschiedenen Outdoor-Produkte war etwas Feingefühl gefragt. So soll das Außenmodul zur Temperaturmessung im Schatten und geschützt vor Regen platziert werden. Auch der Windmesser sollte nicht direkt von Niederschlag getroffen werden und ein gutes Stück über dem Boden platziert werden, wobei die Kompassmarkierung nach Norden zeigt. Den Regenmesser platziert man am besten etwa einen Meter über dem Boden, wo er Regen gut auffangen kann und nicht von anderen nahegelegenen Objekten bei seiner Arbeit gestört wird.
Alles funktionierte reibungslos und ich startete manuell an der Indoor-Station eine erste Messung der Geräte. Die Ergebnisse waren nach einer minimalen Verzögerung in der App zu sehen.
So muss eine Smart-Home-App aussehen
Die App ist zweigeteilt in eine obere und eine untere Bildschirmhälfte. In der unteren sehe ich die gemessenen Werte der Indoor-Station, also Innentemperatur, CO₂-Wert, Lautstärke und Luftfeuchtigkeit. Mit einem Swipe nach rechts sehe ich zudem auf einer interaktiven Google-Maps-Karte, welche Werte andere Netatmo-Nutzer mit ihrer Wetterstation gemessen haben. Um auf der Karte für andere Personen zu erscheinen, ist zuerst eine Einwilligung in den Dienst notwendig.
Die obere App-Hälfte ist dann für die Außenmessung verantwortlich. Hier habe ich die Wahl zwischen vier verschiedenen Übersichtsseiten zu Luftqualität, Wetter, Niederschlag und Windstärke. Für die beiden letzteren Werte sind allerdings der Regen- beziehungsweise Windsensor vonnöten. Getrennt werden die beiden Bildschirmhälften durch eine Wettervorhersage für die kommenden Tage.
Über ein Hamburger-Menü lassen sich dann noch verschiedene Einstellungen an den Geräten und Diensten vornehmen, Gäste und Benachrichtigungen verwalten und neue Produkte installieren. Außerdem erhält man hier über die Funktion Grafiken eine detaillierte Aufzeichnung vergangener Messwerte in allen oben genannten Kategorien.
Ebenfalls steuern lässt sich hier, bei welchen Ereignissen die App eine Push-Benachrichtigung sendet. Standardmäßig gehört dazu etwa einsetzender Frost, einsetzender Regen oder starker Wind. Neben den voreingestellten Meldungen lassen sich aber auch eigene Ereignisse festsetzen.
Die gesamte App ist übersichtlich und sehr bedienerfreundlich gestaltet. Von der Qualität des Designs, das Netatmo hier anbietet, könnten sich einige andere Smart-Home-Hersteller gerne eine Scheibe abschneiden.
Mehr smart
wäre schön
Wie bereits erwähnt, lässt sich die Wetterstation von Netatmo sowohl mit Apples HomeKit als auch mit Amazons Alexa verbinden. In meinem Fall habe ich die Station an mein Amazon-Konto gekoppelt. Die Einrichtung über den passenden Skill war dabei schnell und problemlos erledigt.
Allerdings sind die Optionen nach der Einrichtung zu meiner Enttäuschung sehr begrenzt. Die Wetterstation taucht nicht in der Geräteübersicht der Alexa-App auf. Und die Messergebnisse können nicht zum Erstellen von Routinen verwendet werden. Ein Ablauf wie: Spiele einen Warnton, wenn die Netatmo-Wetterstation einsetzenden Regen misst und ein Dachfenster-Sensor noch auf offen steht,
war also leider nicht möglich.
Was bleibt, ist die Möglichkeit, meinen Echo Dot nach den derzeitigen Werten zu fragen. Hier hätte ich mir eine tiefere Integration gewünscht. Ob ich dafür allerdings bei Netatmo oder bei Amazon anklopfen muss, weiß ich nicht.
Wie ist das Wetter heute?
Um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie exakt die gelieferten Wetterdaten der Station sind, habe ich sie eine Woche lang mit den nächstgelegenen Daten von wetteronline.de verglichen. Dabei lagen die Abweichungen zwischen den beiden Messergebnissen meist bei maximal 1-2 Grad.
Lediglich an einem sonnigen Vormittag auf meinem Balkon betrug die Abweichung sogar vier Grad Celsius. Das lässt sich aber bestimmt auf die Lage zurückführen. Und immerhin war die Wetterstation auch mehr als 10 Kilometer entfernt.
Sicherheitshalber habe ich dann noch stichprobenartig mit einem Thermometer nachgemessen. Hierbei lagen die Abweichungen zwischen Thermometer und Wetterstation ebenfalls bei maximal 1-2 Grad Celsius. Insgesamt machen die Messergebnisse der Netatmo-Wetterstation damit einen soliden Eindruck auf mich.
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