Genau heute vor 21 Jahren stellte Nokia ein Gaming-Handy vor, das die Welt nicht verändert hat

Das Nokia N-Gage wird 21: Ein Rückblick auf das Handy, das dem Gameboy Advance Paroli bieten sollte und dabei kläglich scheiterte.

Das Nokia N-Gage wäre heute 21 Jahre alt geworden. Was ist schiefgelaufen? (Bild: Ruben Ortega über Unsplash Wikipedia Nokia) Das Nokia N-Gage wäre heute 21 Jahre alt geworden. Was ist schiefgelaufen? (Bild: Ruben Ortega über Unsplash / Wikipedia / Nokia)

Das Nokia N-Gage war der Versuch, Handy und tragbare Spielkonsole zu kombinieren. Es wurde 2003 veröffentlicht und sollte mit dem Nintendo Game Boy Advance und anderen mobilen Geräten konkurrieren.

Leider war das Nokia N-Gage kein großer Erfolg und wurde 2005 eingestellt. Was ist schiefgelaufen und warum ist es gescheitert? In diesem Artikel schauen wir uns die Geschichte, die Features und die Probleme des Nokia N-Gage an.

Was war das Nokia N-Gage?

Das N-Gage war ein Handy der finnischen Firma Nokia - der Hersteller, der einst den Handymarkt dominierte und zu einem der wertvollsten Unternehmen der Welt zählte. Er wurde am 4. November 2002 vorgestellt und ist somit auf den Tag genau 21 Jahre alt. 

Was hat es besonders gemacht: Es war ein Hybrid aus Handy und Spielekonsole mit eigenen Spielkassetten. 

Man konnte damit Anrufe tätigen und empfangen, SMS und MMS senden und empfangen, im Internet surfen, Musik abspielen und natürlich Spiele spielen.

Auf den ersten Blick fiel vor allem das Design des Handys auf. Es sah mehr aus wie ein Gameboy Advance, mit Bedienelementen links und rechts vom Bildschirm, denn wie ein klassisches Handy. 

Tatsächlich war genau diese Nintendo-Konsole einer der Hauptkonkurrenten des N-Gage und womöglich auch der Grund dafür, warum es scheiterte - zumindest einer der Gründe. 

Was ist schiefgelaufen?

Als Nokia das N-Gage im Herbst 2002 präsentierte, war der Plan des Handygiganten klar und deutlich: Ein Handy zu entwickeln, das gleichzeitig eine mobile Spielekonsole ist. Auf dem N-Gage sollten Spiele mit 3D-Grafik laufen, die man selbst auf dem beliebten Gameboy Advance vermisste. Sogar kabelloses Zusammenspielen mit zwei N-Gage-Handys war möglich.

Tomb Raider auf dem Nokia N-Gage war deutlich näher an der PC-Version, als es die Gameboy-Version war. (Bild: Wikipedia Nokia) Tomb Raider auf dem Nokia N-Gage war deutlich näher an der PC-Version, als es die Gameboy-Version war. (Bild: Wikipedia / Nokia)

Während andere Handys sich mit Snake oder Tetris begnügen mussten, hatte das N-Gage starke Launch-Titel wie Tony Hawk's Pro Skater und Tomb Raider. Und im Gegensatz zu mobilen Spielekonsolen, war es noch ein vollwertiges Handy mit MP3-Player, Bluetooth, Infrarot, FM-Radio und vielen weiteren Funktionen. Was soll schon schiefgehen? - Eine ganze Menge. 

Noch nie war Spiele wechseln so umständlich

Das N-Gage verwendete genauso wie seine japanischen Kollegen kleine Spielkassetten, die aussahen wie SD-Karten. Um Spiele zu wechseln, mussten also einfach die kleinen Module ausgetauscht werden - wie beim Gameboy. 

Nokia wäre allerdings nicht Nokia, wenn sie das Wechseln der Spielkassette nicht genauso kompliziert gemacht hätten wie das Wechseln von alten SIM-Karten.

Man musste nämlich den Rückdeckel abnehmen und den Akku entfernen, um das Spiel zu wechseln - jedes Mal. 

Das bedeutete übrigens auch eine sehr lange Wartezeit, wenn ihr von einem Spiel zu einem anderen wechseln wolltet. Nicht nur musstet ihr das Handy auseinandernehmen und wieder zusammensetzen, der Einschaltprozess dauerte auch etwa 30 Sekunden.

Danach startet auch nicht sofort das Spiel, sondern das Symbian-Betriebssystem. In diesem musste man erst einmal zum Spiel navigieren und es starten - und einige von ihnen hatten auch noch Ladebildschirme. 

Beim Nintendo Gameboy Advance steckte man eine andere Kassette ein und schon ging es los.

Dieses grundlegende Feature wurde ein Jahr später im Nokia N-Gage QD hinzugefügt. 

Man sah beim Telefonieren etwas dämlich aus

Telefonieren - das war in den frühen 2000er-Jahren noch einer der wichtigeren Funktionen des Handys. Wer allerdings mit dem Nokia N-Gage telefonieren wollte, musste es wie ein Elefantenohr an den Kopf halten. Der Hörer und das Mikrofon waren nämlich im oberen Rand verbaut. 

In den USA hat es sogar den Spitznamen »Taco-Phone« erhalten - benannt nach dem mexikanischen Fast-Food-Gericht, das eine ähnliche Form hat. 

In einem Werbespot für das Nokia N-Gage QD wurde sogar extra aufgezeigt, dass man damit »normal« telefonieren kann. 

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Der Bildschirm war sehr klein und schmal

Technisch war das Nokia N-Gage seinem Hauptkonkurrenten, dem Gameboy Advance, voraus. Leider wurde das Spielerlebnis durch das sehr kleine Display im Hochformat getrübt. Ein gutes Beispiel dafür ist Sonic N. Dabei handelt es sich um einen Port von Sonic Advance, für den Gameboy Advance. 

Auf der N-Gage-Version war das Spiel deutlich schwerer, da man kaum sehen konnte, welche Hindernisse auf den blauen Igel warten. Es gab sogar ein »The Elder Scrolls«-Spiel auf dem N-Gage mit dem Titel »Shadow Key«. Nicht nur ist das vertikale Bildformat eher ungeeignet für ein First-Person-Adventure gewesen, auch die Sichtweite des Spiels war sehr stark eingeschränkt. 

Die Konkurrenz war sehr stark

Als das erste N-Gage-Handy das Licht wer Welt erblickte, musste es sich dem Gameboy Advance stellen. Als 2005 die Sony PSP und der Nintendo DS erschienen, wurden das Handy und sein leicht verbesserter Nachfolger N-Gage QD endgültig eingestellt. 

Die PSP konnte auch 3D-Spiele abspielen - und das deutlich besser. (Bild: Sony) Die PSP konnte auch 3D-Spiele abspielen - und das deutlich besser. (Bild: Sony)

Das war aber nicht das Ende von N-Gage. Nokia verwandelte den Namen in einen Gaming-Service für seine nachfolgenden Handys. Für den N-Gage-Service erschienen Spiele wie »Star Wars: The Force Unleashed«, »Resident Evil Degeneration« und »Metal Gear Solid: Mobile«. 

Der Service konnte jedoch nie wirklich abheben und wurde 2009 eingestampft - gegen das iPhone, das 2007 erschien, kamen die Nokia-Spiele nicht an. 

Der wohl wichtigste Grund: Der Preis

Fangen wir damit an, wie Nokia den Preis seines Handy-Konsolen-Hybrids bekannt gegeben hat. Wenn ihr auf eine Frau getippt habt, die den Preis auf ihren Bauch geschrieben hat und sich auf der Bühne das Shirt auszieht, um diesen zu enthüllen - dann habt ihr echt gut geraten! 

Denn genau so hat Nokia auf der E3 2003 bekannt gegeben, dass das Nokia N-Gage 299 US-Dollar kosten wird - beeindruckt war niemand. 

Tatsächlich war das N-Gage zu diesem Zeitpunkt die teuerste »Spielekonsole« auf dem Markt. Dazu kam der relativ hohe Preis für Spiele, der zwischen 30 und 40 Dollar lag. 

Zum Vergleich: Der Gameboy Advance SP kostete nur 130 Euro. 

Gepaart mit all den anderen »Eigenheiten« des Nokia N-Gage musste man kein Marktforscher sein, um zu erkennen, dass nicht viele das Handy gekauft haben.

Was hat das Nokia N-Gage gut gemacht? 

Das Nokia N-Gage QD hatte zwei »Features«, die gleich beim ersten Handy dabei sein sollten: Beim Telefonieren normal aussehen und Spielkassetten, die man wechseln konnte, ohne das Handy zu demontieren. Das Nokia N-Gage QD hatte zwei »Features«, die gleich beim ersten Handy dabei sein sollten: Beim Telefonieren normal aussehen und Spielkassetten, die man wechseln konnte, ohne das Handy zu demontieren.

3D-Grafik auf einem Handheld war eine Seltenheit

Eines der Merkmale, die das Nokia N-Gage von anderen Handhelds seiner Zeit abhoben, war seine Fähigkeit, 3D-Grafik darzustellen. Die meisten Handhelds dieser Zeit - also vor allem der Gameboy - nutzten 2D-Grafik. 

Zwar gab es Spiele wie Tony Hawk’s Pro Skater auch auf Nintendos Konsole, doch war die Version weit entfernt von der, die man vom PC oder den Heimkonsolen kannte. Die Version auf Nokias Handy kam dem grafisch hingegen tatsächlich nahe. 

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In Indonesien dank Gameboy-Emulation sehr beliebt

Obwohl das N-Gage weltweit kein großer Erfolg war, fand es in Indonesien nach seinem Ende eine treue kleine Fangemeinde. Einer der Gründe dafür war die Möglichkeit, Gameboy-Spiele auf dem N-Gage zu emulieren. Außerdem eignete sich das Bildverhältnis besonders gut für die Darstellung von Gameboy-Titeln.

Ein gebrauchtes Nokia N-Gage war also besonders attraktiv für diejenigen, die sich keinen Gameboy leisten konnten oder ihn nicht importieren wollten. Es bot somit eine kostengünstige und praktische Alternative für die Fans von Nintendo-Spielen in Indonesien - auf eine wohl eher wenig legale Art und Weise.

Obwohl das Handy bei uns ein - und wohl auch bei Nokia - ein kolossaler Fehlschlag war, hatte es seine eigene Fangemeinde und hat mit Sicherheit einigen Menschen viele spaßige Stunden beschert.

Erinnert ihr euch an das Nokia N-Gage? Oder habt ihr vielleicht sogar selbst eines besessen und könnt ihr über eure Erfahrung damit berichten? Gibt es andere Handys der Vergangenheit, die ihr besonders interessant findet? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

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