Leichte und dünne Controller
Ähnlich gut steht es um die beiden mitgelieferten Controller, deren Steuerungsschema den inzwischen etablierten Standards entspricht Einziger Unterschied: Auf jedem Controller sitzt ein zusätzlicher Knopf für Video-Aufzeichnungen und Screenshots.
Sieht man mal von den Quest Pro-Steuereinheiten ab, die aufgrund ihrer kameragestützten Positionsabfragen völlig auf Tracking-Bügel verzichten, verfügt kein anderes VR-Headset über schlankere Controller. Picos Tracking-Sensoren bilden nämlich ausnahmsweise keine großen Ringe, sondern eine elegant geschwungene Schleife über den Daumen hinweg zum unteren Teil des Griffs.
Selbst wenn es noch so banal klingen mag: Es ist ein Vorteil, beide Hände zueinander führen zu können, ohne dass sich die Tracking-Ringe berühren. Zu oft erschreckt man sich andernfalls bei versehentlichen Controller-Kollisionen, wenn man etwa in Half Life Alyx eine Handfeuerwaffe nachlädt. Einzig beim Aufheben oder Verstauen ergibt sich daraus ein minimaler Nachteil, weil die Schleifen nicht so viel Grifffläche bieten. Das macht sie unpraktisch, wenn man sie an einem VR-Stand aufhängen oder auf einem Tisch vertikal aufstellen will. Erste-Welt-Probleme, die man angesichts ihrer von zwei AA-Batterien gestützten, langen Batterielaufzeit gerne in Kauf nimmt.
Farbiger Passthrough ohne Mehrwert
In allen anderen Funktionen erfüllt Pico 4 sämtliche Erwartungen an ein modernes Standalone VR-Erlebnis. Die internen Bewegungssensoren arbeiten schnell und ohne Hilfe von außen, da sie auf vier Fischaugen-Kameras samt Inside-Out-Tracking vertrauen. Somit ist das Anlegen eines Spielbereichs in der Wohnung ein Klacks.
Wollt ihr zwischen den Spielsitzungen (oder in einer kurzen Pause) eure Umgebung sehen, so genügt es, zweimal an die Seite des Geräts zu tippen, um eine farbige Passthrough-Ansicht zu aktivieren. Leider ist sie keineswegs für Augmented- oder Mixed-Reality-Apps geeignet. Dazu verzerrt sie das Sichtfeld bei Bewegung zu sehr, zumal sie kein dreidimensionales Bild generiert. Die Ansicht ist stets flach, sodass man nicht einmal erkennt, wie weit die eigene Hand von den Linsen entfernt ist. Texte von einem hellen Bildschirm lesen ist aufgrund der Lichtempfindlichkeit ebenfalls nicht drin. Angesichts des Verkaufspreises war das nicht anders zu erwarten. Sicher kein Beinbruch, aber eine verschenkte Chance, weil trotz der 16-Megapixel RGB-Kamera kein nennenswerter Fortschritt gegenüber anderen Headsets erkennbar ist.
Eine große Schwäche
Ein anderer Nachteil wirkt viel schwerer: Während Menüführung und Handhabung beinahe geklonte Varianten des Quest 2-OS darstellen, fehlt von dessen breitem Softwareangebot jede Spur. Wollt ihr euch Pico 4 einzig und alleine für den Standalone-Betrieb zulegen, erweist sich die Hardware zwar dank des verbauten Qualcomm-XR2-Prozessors als höchst potent, doch der dünn besiedelte App Store enttäuscht zurzeit.
Kein Wunder: Der VR-Profi Pico gehört erst seit 2021 zum Tik-Tok-Konzern ByteDance, dessen Einfluss maßgeblich für das Angebot und die Verfügbarkeit ist. Jegliches Verständnis dafür hilft Kunden unterm Strich aber nichts. Fakt ist: viele Standard-VR-Erlebnisse fehlen.
Von Beat Saber keine Spur, Vader Immortal, Iron Man und andere hochrangige Knaller bleiben ebenfalls außen vor. Stattdessen gibt es Titel aus der zweiten Reihe: Moss Teil 1, Superhot VR, The Walking Dead und ein paar andere durchaus gute Spiele. Ergänzt werden sie von wöchentlichen Nachzüglern. Es bleibt zu hoffen, dass deren Zustrom konstant bleibt und sich hochrangige Entwickler in Zukunft nicht lumpen lassen.
Doch selbst wenn keine Knaller für den Standalone-Betrieb nachrücken würden, bliebe Pico 4 ein schlagendes Argument: Das weite Sichtfeld ist für PCVR-Anwendungen höchst attraktiv. Half Life Alyx, Formel 1 oder auch Beat Saber als Remote Client über Steam erhalten durch die hervorragende Sicht auf das Spielgeschehen eine ganz neue Qualität. Zumal man ähnlich wie bei Quest 2 die Verbindung zu Steam per Hochgeschwindigkeits-USB-3.1-Kabel knüpfen darf, oder per WiFi 6-Koppelung kabellos in virtuelle Welten eintaucht.
Letzteres steigert die Immersion erheblich, nagt aber auch am nicht gerade üppig ausgestatteten Akku. Dessen 5300mAh hält sowohl im Standalone-Betrieb als auch bei der kabellosen PC-Verbindung nur rund 90 Minuten durch.
Ein Tipp unsererseits: Sollte PCVR euer Hauptanliegen sein, dann legt 20 Euro für den Kauf der Virtual Desktop-App zurück. Diese ermöglicht eine erheblich bessere Verbindung dank konstant höherer Bandbreite.
Alana durfte die Pico 4 bereits im vergangenen Jahr ausprobieren und hat euch ihre ersten Erfahrungen mit dem VR-Headset ebenfalls in einem Kurztest niedergeschrieben:
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