Nur so hat VR eine Zukunft - Mein Ersteindruck zum neuen Pico 4

Das Pico 4 bietet gute VR-Hardware zu einem günstigen Preis - und das ist genau das, was Virtual Reality braucht. Ich konnte das Display für rund eine Stunde ausprobieren.

Das Pico 4 erinnert an das Design von Skibrillen. Das Pico 4 erinnert an das Design von Skibrillen.

Wenn ich an Virtual Reality denke, fallen mir spontan drei Begriffe ein, von denen keiner positiv besetzt ist: Nische, teuer und … Meta. Der Facebook-Konzern kam vor rund einem Jahr auf ganze 80 Prozent Marktanteil.

Was Virtual Reality braucht, um sich von diesen Assoziationen zu lösen, ist Wettbewerb. Es braucht Konkurrenzprodukte, die das Bild der Öffentlichkeit wegbewegen vom monolithischen Meta-Markt, in dem alle anderen Firmen nur zweite Geige spielen. Und mit Pico gibt es einen Hersteller, dem das gelingen könnte.

Warum Pico wichtig für VR ist

Pico ist die VR-Marke des chinesischen Konzerns ByteDance, zu dem unter anderem auch die Social-Media-App TikTok gehört. Nun ist auch ByteDance kein Heiliger: Dem Unternehmen wurden in der Vergangenheit mehrfach ein schlechter Umgang mit Daten vorgeworfen. 

Trotzdem halte ich Picos großes Aufspielen im weltweiten VR-Markt für etwas Gutes. Die Wahl zwischen Regen und Traufe ist immer noch besser, als ohne Wahl im Nassen zu stehen. Und das nötige Kleingeld hat ByteDance allemal in der Tasche, um ernsthaft auf Duell-Kurs mit Meta zu gehen - etwas, das man sonst nur bekannten Namen wie Apple zutraut.

Gleichzeitig muss man aber natürlich auch ein starkes Produkt abliefern, um sich als ernsthafter Spieler im VR-Game platzieren zu können. Ein wichtiger Schritt dahin ist die Pico 4, die vor ein paar Wochen für unter 500 Euro auch in Europa erschien. Ich konnte die Pico 4 jetzt für eine Stunde ungestört testen, mehrere Spiele und andere Funktionen des VR-Headsets ausprobieren.

Warum euch Virtual Reality nicht egal sein sollte, hat unser Autor Sasche bereits vor zwei Jahren in seinem Plus-Artikel treffend zusammengefasst.

Das Pico 4 nach einer Stunde - kurz zusammengefasst

Mein Ersteindruck: Bei der Hardware macht die Pico 4 schon einen verdammt guten Eindruck - und kann der Meta Quest 2 sogar in manchen Teilen den Schneid abkaufen. Das Headset ist unfassbar leicht, löst hoch auf und saß zumindest auf meinem Kopf stets bequem.

Probleme gibt es hingegen noch bei der Software: Nicht alles wirkt vollständig ausgegoren und das App-Angebot ist im Vergleich zum großen Konkurrenten noch sehr klein. Für Pico gilt es daher, hier in den kommenden Monaten aufzustocken und gleichzeitig die Datenschutzbedenken aus dem Weg zu räumen, die gerade bei westlichen Käufern existieren.

Alana Friedrichs
Alana Friedrichs

Das erste Mal hat Alana Virtual Reality auf der Gamescom 2016 ausprobiert. Die VR-Serie Halcyon musste sie damals leider vor Folgenende abbrechen, weil die noch so häufig auftretende VR-Übelkeit ihr den Tag vermieste. Seitdem hat sich viel im Bereich der VR-Brillen getan - und trotzdem kamen die Headsets nie aus dem Nischenbereich heraus. Alana ist davon überzeugt: Das kann sich nur ändern, wenn neue Hersteller die Konkurrenz ankurbeln.

So leicht kann VR sein?

Nachdem ich mir das Pico 4 erstmals aufgesetzt hatte, haben mich gleich zwei Dinge wirklich positiv überrascht: Erstens ist das VR-Headset sehr leicht. Keine 300 Gramm wiegt das Gerät, das sich da auf meinem Kopf befindet. Und das Pico 4 saß zumindest auf meinem Kopf stets bequem.

Das liegt zum einen an dem weichen Riemen auf der Rückseite und zum anderen an der ausgeglichenen Gewichtsverteilung des Headsets. Diese erreicht Pico dadurch, dass man den Akku anders als Meta auf die Rückseite des Geräts verfrachtet.

So konnte ich das Pico 4 über die gesamte Stunde tragen, ohne dass mein Kopf schmerzte, Druckstellen störten oder sich Ermüdungserscheinungen im Nackenbereich bemerkbar machten.

Knackscharfes Bild, aber es gibt noch Luft nach oben

Auch beim Display schlägt das Pico 4 das Konkurrenzprodukt Quest 2 von Meta - zumindest auf dem Datenblatt. Die Auflösung ist mit 2160 x 2160 Pixeln höher, das Sichtfeld mit 105 Grad ein bisschen weiter.

In der Praxis konnte ich beim Pico 4 auch tatsächlich ein ziemlich klares und scharfes Bild feststellen, auch wenn ich aufgrund des fehlenden Vergleichs nicht sagen kann, wie stark der Unterschied zum Quest 2 tatsächlich ist.

Dank rückseitigem Akku ist das Pico 4 gut ausbalanciert. Dank rückseitigem Akku ist das Pico 4 gut ausbalanciert.

Picos VR-Headset setzt außerdem auf Pancake-Linsen anstelle von Fresnel-Linsen, wie sie bei Meta zum Einsatz kommen. Die technischen Unterschiede zwischen beiden Technologien sind spannend, führen hier aber zu weit. In der Praxis sind Pancake-Linsen dünner, leichter, nicht so rechenintensiv und sitzen näher am Auge. Dafür geht aber auch mehr Licht in der Übertragung verloren.

Gerade bei hellen Elementen stellte ich leider ein leichtes Flackern am Rand fest, während sich in dunklen Szenen teils die fehlende Helligkeit der Pancake-Linse bemerkbar machte. Die Probleme waren aber nie so präsent, dass sie mich ernsthaft gestört oder sogar in der Nutzung eingeschränkt hätten.

Beim Tracking wenig zu meckern

Wer schon einmal ein VR-Headset von Meta genutzt hat, wird sich beim Controller des Pico 4 gleich zu Hause fühlen. Wie auch beim Design des Headsets selbst hat man sich hier stark vom Konkurrenten inspirieren lassen.

Mir hat das gewohnte Layout den Einstieg beim Ausprobieren klar erleichtert. Das Tracking meiner Hände hat in der Praxis ohne Ausnahme stets gut funktioniert, sodass ich hier nichts zu meckern habe.

Bei den Controllern hat sich Pico von Meta inspirieren lassen. Bei den Controllern hat sich Pico von Meta inspirieren lassen.

Ebenfalls getrackt wird von dem Pico 4 meine Position im Raum. Bewege ich mich aus diesem heraus, wechselt die Brille auf Farbdurchsicht. Dann sehe ich, was in der Realität um mich herum passiert.

Die Größenverhältnisse sind dabei nicht ganz akkurat, gerade nahe Objekte wirken recht verzerrt. Dennoch funktionierte das Feature gut genug, dass ich damit Gespräche mit dem mir zugeteilten Pico-Mitarbeiter führen und sogar mein Smartphone auf neue Nachrichten überprüfen konnte, ohne das Headset abzunehmen.

Sound, den man selbst im Einkaufszentrum hört

Um auf Audio nicht verzichten zu müssen, besitzt das Pico 4 integrierte Stereo-Lautsprecher. Die hauen klanglich niemanden vom Hocker, sind aber zweckdienlich und gut genug, um beim Spielen und YouTube-Schauen nicht negativ aufzufallen.

Die Lautstärke der Speaker konnte mich sogar wirklich überzeugen. Denn obwohl ich das Headset inmitten eines lauten Einkaufszentrums ausprobierte, waren die übertragenen Geräusche bei höchster Einstellung durchweg gut zu hören.

Was ich nicht probieren konnte

Nicht alle Details der Pico 4 konnte ich während meines einstündigen Probelaufs ausprobieren. So kann ich aktuell wenig zur Einrichtung des VR-Headsets sagen. Auch das Anpassen an meine Kopfform wurde nicht von mir selbst, sondern von einem Pico-Mitarbeiter vorgenommen.

Die Akkulaufzeit beträgt auf jeden Fall über eine Stunde, darüber hinaus muss ich mich aber auf offizielle Angaben verlassen. Laut denen könnt ihr mit bis zu drei Stunden beim Pico 4 rechnen.

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Wo muss Pico nachbessern?

Wie bereits erwähnt, gibt es noch kleinere Probleme bei Helligkeit und Artefakten des Displays, die neuere Iterationen des VR-Headsets angehen sollten.

Das größte Problem des Pico 4 ist aber aktuell die Software. Denn im Vergleich zu Meta fällt das App-Angebot noch sehr überschaubar aus. Pico weiß aber um diese Schwachstelle und möchte hier in den kommenden Monaten nachbessern.

Der zweite große Haken: Als Marke eines bereits öfter in der Kritik stehenden chinesischen Konzerns wird es Pico gerade in Europa schwer haben, Datenschutzbedenken auszuräumen. Hier muss man zeigen, dass man mit den Daten der Kunden sensibel umgeht.

Wenn Pico das schafft, könnte der Hersteller aber endlich wieder Dynamik in den einseitigen VR-Markt bringen - was weitere große Hersteller zum Einstieg oder Ausbau von VR bewegen dürfte. Das, davon bin ich überzeugt, ist der einzige Weg, wie Virtual Reality auf mittlere Sicht doch noch zu einem Massenmedium wird.

Ich bin auf jeden Fall gespannt darauf, wie sich Pico in den kommenden Monaten und Jahren schlagen wird. Das Pico 4 ist auf jeden Fall ein guter Schritt in die richtige Richtung, um Metas Macht im Markt zu brechen.

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Was haltet ihr von der Pico 4? Bekommt Virtual Reality damit endlich die benötigte Konkurrenz? Oder wird sich der chinesische Hersteller nicht durchsetzen können? Und wärt ihr an einem ausführlicheren Test des VR-Headsets interessiert? Schreibt es uns in die Kommentare!

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