So viel Verunsicherung bei neuen Grafikkarten gab es noch nie - Alles zu den Netzteil-Sorgen um RTX 4000

Mit RTX 4000 kommen nicht nur neue GPUs, sondern auch neue Netzteile und ein neuer Stromanschluss, die für Fragezeichen und besorgniserregende Schlagzeilen sorgen. Wir klären auf.

Update, 25. Oktober: Knapp zwei Wochen nach Release der RTX 4090 ist der erste mögliche Problemfall mit verschmorten Stromkabeln bei Reddit aufgetaucht. Die Schwierigkeiten könnten durch eine zu starke horizontale Biegung entstanden sein, gesichert ist das bislang aber nicht. Unklar ist auch, ob es sich um einen Einzelfall oder um ein generell größeres Problem handelt.

Wir kontaktieren sowohl Nvidia als auch die Netzteil-Hersteller, um ihrer Einschätzung des Falls und der aktuellen Gesamtlage zu erfahren. Diesen Artikel haben wir im Zuge der neuen Situation bereits inhaltlich angepasst.

Generell empfehlen wir euch, den neuen 12VHPWR-Anschluss insbesondere nahe am Stromstecker der GPU möglichst wenig zu verbiegen, sowohl vertikal als auch horizontal. Das gilt vor allem, aber nicht nur mit 12VHPWR-Adapter für die aktuellen 8-Pin-Anschlüsse und unabhängig von der genau verwendeten Grafikkarte.

Die vor der Tür stehenden RTX-4000-Grafikkarten von Nvidia machen nicht nur durch ihre Kosten und eine hohe Leistungsaufnahme Schlagzeilen. Auch der neue Stromanschlusses sowie beunruhigende Nachrichten über möglicherweise überlastete und schmelzende Adapter-Kabel stehen im Fokus. Letzteres könnte im schlimmsten Fall sogar zu einem Brand führen.

Nvidia und die Netzteilhersteller geben grundsätzlich Entwarnung. Wie inzwischen ein erster Problemfall zeigt, könnte die Lage aber doch komplizierter sein.

Generell sollte eine neue RTX-4000-GPU nicht zum Problem für euren PC beziehungsweise für euer Netzteil werden. Entscheidend ist weiterhin primär, dass euer Netzteil grundsätzlich genügend Leistung für eure Grafikkarte liefert. Gleichzeitig kann es aber auch darauf ankommen, die Kabel möglichst wenig zu verbiegen, worauf wir noch genauer eingehen.

Unumstritten dürfte gleichzeitig sein, dass der Stromverbrauch von Nvidia-GPUs zuletzt stetig angestiegen ist. Wir ihr mit eurem Gaming-PC Strom sparen könnte und alles Wichtige zum Bau eines eigenen Balkonkraftwerks erfahrt ihr in unserem passenden Podcast:

Link zum Podcast-Inhalt

Was hat es mit dem neuen Strom-Anschluss auf sich?

Der inzwischen meist als 12VHPWR-Stecker bezeichnete Anschluss aus dem obigen Bild erscheint im Zuge des neuen Netzteil-Standards ATX 3.0 und der neuen PCI-Express-Version 5.0.

Während die bislang bei GPUs in der Regel verwendeten Stromanschlüsse mit sechs beziehungsweise acht Pins über ein Kabel maximal 75 Watt beziehungsweise 150 Watt liefern, sind es mit dem 12VHPWR-Anschluss nun mit nur einem Kabel bis zu 600 Watt. Das hat auch den Vorteil, Kabelsalat zu reduzieren.

Netzteile mit ATX 3.0 erscheinen erst noch, grundsätzlich lässt sich der 12VHPWR-Anschluss aber auch mit ATX-2.x-Geräten umsetzen. Das funktioniert in zwei verschiedenen Varianten, wie auch im Bild unten zu sehen:

  • ein Adapter-Kabel mit 12VHPWR-Anschluss, das an den bekannten 8-Pin-Kabeln angebracht wird (erstes Bild)
  • ein eigenes 12VHPWR-Kabel, das direkt mit dem (modularen) Netzteil verbunden wird (zweites Bild)

Die Adapter werden bei den neuen RTX-4000-Grafikkarten mitgeliefert. Die eigenen Kabel für modulare Netzteile liegen einigen wenigen ATX-2.x-Netzeilen bereits bei, außerdem bieten manche Hersteller sie zum Nachkaufen für unterstützte Modelle an. Im Shop von Corsair kostet so ein Kabel beispielsweise 21,90 Euro. Achtet beim Kauf aber darauf, dass das Kabel auch für euer aktuelles Netzteil geeignet ist.

12VHPWR-Adapter Bei einem 12VHPWR-Adapter wie diesem schließt ihr in den Anschlüssen rechts die 8-Pin-Kabel an, die ihr seit Jahren zur Stromversorgung eurer GPU nutzt. Der 12VHPWR-Anschluss links kommt in die neue GPU.

12VHPWR-Netzteilkabel von Corsair Eine deutlich schlankere Lösung sind Netzteil-Kabel wie dieses Modell von Corsair. Die beiden Anschlüsse links kommen direkt an zwei der modularen PCIe-8-Pin-Anschlüsse am Netzteil. Der 12VHPWR-Anschluss rechts landet wiederum in der GPU.

Brauche ich ein neues Netzteil für RTX 4000?

Die klare Antwort lautet: Nein, was unter anderem der Netzteilhersteller Corsair in einer Pressemitteilung bestätigt. Entscheidend ist, dass die Leistung des Netzteils grundsätzlich ausreicht und dass die nötigen Kabel vorhanden sind. Nvidia selbst empfiehlt für die RTX 4090 mindestens 850 Watt, für die RTX 4080 mit 16 GByte mindestens 750 Watt und für die RTX 4080 mit 12 GByte mindestens 700 Watt.

Da hier ein gewisser Puffer mit eingeplant ist und es beim Netzteil auf die Gesamtleistung des Systems inklusive CPU und weiterer Komponenten ankommt, kann der Betrieb auch bei Netzteilen mit geringerer Leistung problemlos möglich sein. Wer auf Nummer sicher gehen will, hält sich aber an diese Vorgaben.

Bei später folgenden Grafikkarten-Generationen mit PCI-Express 5.0 könnten aktuelle ATX-2.x-Netzeile dagegen möglicherweise nicht mehr ausreichen, wie ein Blog-Eintrag vom Netzteil-Hersteller be quiet! deutlich macht.

Das liegt an höheren Leistungsspitzen, die mit PCIe 5.0 möglich sind. Im Falle von RTX 4000 weiß man laut des Blog-Eintrags von be quiet! durch Tests inzwischen, dass sie keine entsprechend hohen Leistungsausschläge aufweisen. Bei folgenden Generationen wir RTX 5000 kann sich das dagegen ändern. Ob es wirklich so kommt, wird aber erst die Zukunft zeigen.

Was hat es mit dem Bericht über schmelzende Adapter auf sich?

Den Stein ins Rollen brachte unter anderem ein Video von GamersNexus, das sich auf eine E-Mail der PCI-Express-Vereinigung PCI-SIG bezieht. Sie hat im Zuge von Tests durch Nvidia vor möglicherweise schmelzenden Adapter-Kabeln gewarnt.

Dabei kam es unter sehr starker Last und bei gebogenen Adapter-Kabeln für den 12VHPWR-Anschluss an unterschiedlichen Stellen teilweise zu so hohen Temperaturen, dass die Kabel geschmolzen sind, wie auch im Bild zu Beginn dieses Artikels zu sehen.

Nvidia gibt im Rahmen einer Netzteil-FAQ zur neuen GPU-Generation an, dass dieses Problem nur den Prototyp eines einzelnen Herstellers betraf und dass dieser die Schwierigkeiten inzwischen gelöst hat. Allerdings ist mittlerweile ein erster Fall eines RTX-4090-Besitzers aufgetaucht, dessen Kabel beziehungsweise Adapter durch Überhitzung schaden genommen hat.

Nvidia empfiehlt, am Stromanschluss der Grafikkarte mindestens 1,4 Zoll beziehungsweise 36 Millimeter Platz zu lassen, um das Kabel ohne starkes Verbiegen verlegen zu können und um genug Luftdurchfluss zu ermöglichen, wie auch im folgenden Bild zu sehen:

Bedenkt dabei, dass auch eine horizontale Biegung zu Schwierigkeiten führen kann. Sie steht etwa im oben erwähnten ersten bekannten Fall im Verdacht, für die Überhitzung gesorgt zu haben.

Falls ihr eine neue RTX-4000-Grafikkarte mit einem Adapter für den 12VHPWR-Anschluss verwendet, empfiehlt es sich daher besonders, die Kabel möglichst spät und wenig zu bieten und von Zeit zu Zeit einen Blick auf das Kabel zu verwerfen, insbesondere wenn höhere GPU-Last anlag.

Darf ich das Adapter-Kabel wirklich nur 30 mal verwenden?

Für Aufsehen sorgte außerdem die Aussage im Video von GamersNexus, dass die Probleme mit schmelzenden Kabeln auch im Zuge von 40 und mehr Steckzyklen aufgetreten sind. Man muss den Stromanschluss seiner GPU zwar grundsätzlich nicht oft an- und abnehmen, nach viel klingen 40 Steckzyklen aber dennoch nicht.

Dabei ist allerdings einerseits zu bedenken, dass die Probleme nach circa 40 Steckzyklen nach aktuellem Wissenstand nur im Rahmen der bereits angesprochenen Tests mit dem Prototypen eines einzelnen Herstellers aufgetreten sind. Andererseits gilt für PCI-Stromkabel laut der oben verlinkten FAQ von Nvidia schon seit über 20 Jahren die Empfehlung, maximal 30 Steckzyklen durchzuführen.

Generell sind beim Umgang mit Stromkabeln und Netzteilen für eure Grafikkarte also im Falle von RTX 4000 die gleichen Dinge beachten wie schon zuvor, also vor allem, dass genug Leistung zur Verfügung steht und dass alle nötigen Kabel vorhanden sind. Eine besondere und größere Rolle als bisher könnte aber die Biegung der Stromkabel einnehmen, vor allem dann, wenn ein Adapter genutzt wird.

Wir behalten die Situation gleichzeitig im Auge und berichten sofort darüber, falls sich neue Erkenntnisse in Sachen Stromversorgung und Adapter-Zuverlässigkeit mit Blick auf die neuen GPU-Generationen ergeben sollten.

Die großen Abmessungen und vor allem das hohe Gewicht der neuen Grafikkarten sind vor einem möglichen Kauf ebenfalls zu berücksichtigen. Mehr dazu erfahrt ihr im folgenden Artikel:

Die RTX 4090 könnte zu schwer für euren Rechner sein - doch »Dark Obelisk« rettet den Tag

Plant ihr bereits den Kauf einer neuen RTX-4000-Grafikkarte? Und falls ja, müsst ihr dafür ein neues Netzteil mit höherer Leistung kaufen oder seid ihr bereits ausreichend ausgestattet? Schreibt es gerne in die Kommentare!

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