Bevor es Computereffekte in Hülle und Fülle gab, musste man bei Filmen kreativ werden. Wie sollte man etwa das weite All, fremde Planeten und die Inneneinrichtung von Raumschiffen möglichst detailliert darstellen?
Klar, viele von uns kennen die Miniaturen, die bei den alten Star Wars-Filmen verwendet wurden, um durch optische Täuschung zu suggerieren, ein riesiges Raumschiff würde an der Kamera vorbeifliegen.
Was viele nicht wissen (und dazu gehörten auch fast alle Kollegen der Tech-Redaktion): Für Panorama-Aufnahmen, die trotzdem viele Details zeigen sollten, wurden sogenannte »Matte Paintings« verwendet, zu Deutsch Vorsatzmalerei.
Link zum YouTube-Inhalt
Warum hat man auf Malerei gesetzt?
Die Antwort ist ziemlich einfach: Durch klassische Malerei lassen sich viele Details in Szenen unterbringen, ohne bestimmte Kulissen bauen zu müssen, die entweder sehr teuer gewesen wären oder schlichtweg unmöglich herzustellen waren, weil zu groß.
Tatsächlich zeigt sich eine sehr bekannte Effektschmiede für die Matte Paintings verantwortlich. Bevor sich Industrial Light & Magic (ILM) mit Computereffekten einen Namen machte – unter anderem bei der Herr der Ringe-Trilogie und späteren Star Wars-Filmen –, sorgten sie für praktische Effekte.
Hauptsächlich haben die Künstler auf Acryl und Öl gesetzt. Die Bilder dienten unter anderem dazu:
- Bestehende Aufnahmen zu vervollständigen
- Fenster ins All darzustellen
- Panoramen von Planeten zu zeigen
Wie starwars.com schreibt, dienten kurioserweise Duschtüren und -abtrennungen aus dem Baumarkt als die besten Leinwände.
Wir zeigen euch einige dieser Werke, die nicht nur verdammt echt aussehen, sondern die sich vermutlich jeder Star Wars-Fan in Wohnzimmer hängen würde.
Die Schlacht von Hoth
Ihr erinnert euch sicher an den Kampf der Rebellen gegen das Imperium auf dem Eisplaneten Hoth am Anfang von »Das Imperium schlägt zurück«. Sämtliche Hintergründe dort waren Matte Paintings, inspiriert von Norwegens eisiger Landschaft.
Die AT-ATs, also die laufenden Kampfschiffe des Imperiums, wurden vor den handgemalten Hintergründen per Stop Motion bewegt.
Was ist Stop Motion
?
Stop Motion ist eine Animationstechnik, bei der einzelne Frames von realen Objekten oder Figuren aufgenommen und hintereinander abgespielt werden, um Bewegung zu erzeugen.
Einer der Künstler, Ralph McQuarrie, war nicht vertraut mit Matte Paintings, hat sich mit der Zeit aber in den Stil eingearbeitet. Von ihm stammen Konzeptzeichnungen, bevor Episode 5 überhaupt gedreht wurde, diese hat er dann mit Öl bzw. Acryl umgesetzt.
Ihm wurde die Ehre zuteil, in der Szene, in der die Evakuierungspläne von Hoth besprochen werden, als Rebellen-General verkleidet durchs Bild zu laufen. Und welcher Künstler kann von sich behaupten, in einer der bekanntesten Filmreihen aller Zeiten einen Cameo-Auftritt vor seinem eigenen Kunstwerk zu haben?
Die Sümpfe von Dagobah
Ratet mal, wie viel der Kulisse des Sumpfplaneten Dagobah, auf dem Luke Meister Yoda trifft und von ihm trainiert wird, aus Matte Paintings besteht.
Laut starwars.com so gut wie alles, bis auf ein wenig Wasser und Nebel im Vordergrund.
Harrison Ellenshaw, der erfahrenste Matte-Künstler am Set und Protegé von Walt Disney, sagt im Interview mit dem Magazin Cinefex:
Alles, was wir hinzugefügt haben, war der Rauch, der aus dem X-Wing kommt, und die Vögel, die animiert waren.
Mit animiert meint Ellenshaw natürlich nicht aus dem Computer. Die Kreaturen wurden als Puppen gebaut und dann wieder per Stop Motion in die Szene eingefügt.
Um beim Abflug von Luke in seinem X-Wing den Planeten Dagobah im All zu zeigen, mussten sogar gleich zwei Matte Paintings her, aber nicht so, wie ihr vielleicht denkt.
Schaut euch diese beiden Bilder an und ratet, was daran die zwei gemalten Bilder sein könnten.
Nein, es sind nicht Planet und Universum im Hintergrund, sondern der Planet und die Wolken darauf.
Ein Kunstwerk zeigt die grau-grünen Sümpfe von Dagobah, und das zweite die Wolken darüber, die auf Plexiglas gemalt wurden. Durch die Schatten, die sie auf die Planetenoberfläche werfen, wirken die Wolken so plastisch.
Die Landung in Wolkenstadt
Wie stellte man vor 45 Jahren bitte eine ganze futuristische Stadt im Himmel dar? Ihr habt’s erraten: per Matte Paintings natürlich. Doch dazu gehört noch ein weiterer Trick.
Die Szene, in der Lando Calrissian die Heldentruppe begrüßt, ist keine Kulisse. Es war keine Zeit, diese zu bauen (mal ganz davon abgesehen, dass sie sehr teuer gewesen wäre), daher hat man den Laufsteg, auf dem Lando und seine Entourage marschieren, kurzerhand per Projektion eingefügt.
Regisseur Irvin Kershner bezeichnete diese als eine der komplexesten Aufnahmen des gesamten Films. In den Elstree Studios wurde Live-Action-Material gedreht, das dann mit dem Matte Painting von ILM kombiniert wurde, um die Illusion von Wolkenstadt echt wirken zu lassen.
Besonders stolz war Harrison Ellenshaw auf den Himmel des Zeichners Ralph McQuarrie. In einem Behind-the-Scenes Feature würde der Künstler schließlich Folgendes sagen:
Was mir am Außenbereich von Wolkenstadt so gut gefallen hat, war die Subtilität des Himmels [und] der Beleuchtung. Es geht hier um Eleganz. Das schaffen nur sehr wenige, selbst heute mit CGI.
Hier könnt ihr es im Original hören:
Link zum YouTube-Inhalt
In den Episoden 1 bis 3 würde ILM später dann Coruscant am Computer bauen. Welche Version der futuristischen Stadt im Himmel besser ist? Das muss jeder für sich selbst entscheiden.
Natürlich gibt es noch viel mehr Matte Paintings in den alten Filmen als die Handvoll, die wir euch hier gezeigt haben. Einige mehr seht ihr in dieser Galerie.
Auf welche beeindruckende Technik später die Serie »The Mandalorian« (und »Fallout«) setzen würde, lest ihr einem Artikel zu The Volume.
CGi sorgte übrigens für eine der größten Star Wars-Kontroversen überhaupt: Hat Han Solo zuerst geschossen?
Um die Star Wars-Filme so darzustellen, wie wir sie heute kennen, mussten die Macher ihrer Zeit kreativ werden. Um die Illusionen aufrechtzuerhalten, kamen Acryl- und Ölmalerei zum Einsatz und wurden mit Miniaturen von Raumschiffen kombiniert.
Würdet ihr euch eines der Bilder ins Wohnzimmer hängen? Sagt es uns in den Kommentaren.
Hinweis: Dieser Artikel ist bereits in einer früheren Version auf GameStar erschienen.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.