Steam OS ausprobiert
Wer Steam OS bereits jetzt testen will, kann auf steam.com eine frühe Beta-Version herunterladen. Für die Installation des Betriebssystems gibt es verschiedene Wege. Die native Installation auf einem separaten Rechner hat mit einem 64-Bit-Prozessor, 4,0 GByte Arbeitsspeicher und einem Mainboard mit UEFI relativ hohe Anforderungen. Die UEFI-Hürde lässt sich jedoch mit einigen zusätzlichen Schritten umgehen. Eine schneller zu realisierende, aber etwas kompliziertere Methode ist die Installation in einer virtuellen Maschine auf Ihrem bestehenden Windows-7/8-PC. Beide Methoden richten sich vorranging an experimentierfreudige PC-Nutzer, dank zahlreicher Anleitungen im Netz ist die Installation prinzipiell aber auch für Linux-Neulinge machbar.
Nach der Installation startet Steam OS direkt in den Big Picture Modus, wo nach erfolgreicher Anmeldung die unter Windows gewohnte Oberfläche des BP-Modus erscheint. Der einzige Unterschied der Linux- zur PC-Version ist die momentan noch nicht regelbare, sehr niedrige Auflösung der Oberfläche. Ansonsten präsentiert sich dem Nutzer schon jetzt ein gut funktionierender Big Picture Modus, dessen Knackpunkt jedoch die Spiele sind: Auf Steam OS laufen nur Titel, die für Linux portiert wurden
Steam Streaming
Doch das eigentliche Ziel von Valve mit den Steam Machines, dem Steam Controller und Steam OS dürfte realistisch betrachtet ohnehin nicht unbedingt die Ablösung von Windows als Spiele-Betriebssystem sein. Darauf weist die die Ankündigung von »Steam Streaming« hin, einem noch 2014 erwarteten Feature des Steam-Clients, mit dem Spiele innerhalb des heimischen Netzwerks von einem PC zum anderen gestreamt werden können. Es wird also möglich sein, vom leistungsfähigen Spiele-PC (mit Windows und DirectX) berechnete Spielegrafik und Sound auf eine kleine Steam Machine im Wohnzimmer oder den Laptop auf dem Nachttisch zu streamen.
Controller oder Maus und Tastatur werden an den empfangenden Rechner angeschlossen, der die Steuersignale an den Spiele-PC überträgt. Wer einen leistungsfähigen Spiele-PC besitzt, soll dank Streaming in Zukunft also ganz einfach entscheiden können, welche Titel er lieber klassisch am PC spielt und welche lieber auf dem TV im Wohnzimmer. Dafür braucht es keine leistungsfähige (und teure) Steam Machine, selbst günstige Modelle, die keine separate Grafikkarte, sondern nur die in modernen Intel-CPUs oder AMD-APUs integrierten 3D-Einheiten nutzen, reichen dafür problemlos aus. Alle 3D-Berechnungen werden vom Haupt-PC übernommen (der sich dann allerdings für nichts anderes nutzen lässt). Selbst ein alter Zweit-PC sollte sich dank dem kostenlosen Steam OS und der Streaming-Funktion problem- und kostenlos in eine PC-Spielekonsole im Wohnzimmer verwandeln lassen.
Allerdings gibt es dabei einige technische Hürden, an deren Überwindung die Entwickler bei Valve noch arbeiten. Die zeitliche Verzögerung (genannt: »Latenz«), die zwischen einer Aktion wie einem Tastendruck und der entsprechenden Reaktion des Spiels liegt, soll so niedrig wie möglich sein. Bei einem Stream spielen daher sowohl die übertragenen Datenmengen für Video und Audio als auch die Qualität der Netzwerkverbindung eine Rolle. Drahtlose Netzwerke, selbst wenn sie den schnellen 802.11N-Standard verwenden, sorgen bei einem schwachen Signal durch verlorene Pakete für instabile Bildraten und ein beeinträchtiges Spielgefühl. Selbst bei einem starken Signal können noch Verzögerungen von 10 bis hin zu 40 Millisekunden eintreten, auch wenn Valve davon ausgeht, dass das Spielerlebnis dabei noch als »gut« bezeichnet werden kann.
Ein verkabeltes Gigabit-Netzwerk hingegen weist nur selten Verzögerungen von über einer Millisekunde auf. So sind laut Valve auch 60 Bilder pro Sekunde im Stream mit GBit-LAN kein Problem mehr. Bei den derzeit laufenden Tests der Streaming-Funktion will Valve daher momentan die besten Hardware-Konfigurationen und Einstellungen für das heimische Netzwerk herausfinden, bevor das Streaming-Feature für alle zugänglich wird.
Auf ins Wohnzimmer
Mit Steams »In-Home-Streaming« wird auch deutlich, dass das eigentliche Ziel von Valve nicht etwa der Bau einer eigenen Konsole oder gar der Kampf gegen Windows als Spiele-Plattform ist. Ziel ist die Eroberung des heimischen Wohnzimmers durch PC-Spiele, die dann natürlich bei Steam gekauft werden sollen. Durch den Big-Picture-Modus ist der Steam-Client selbst bereits fit fürs Wohnzimmer. Die Steam Machines und Steam OS (samt Steam-Client) dienen als Plattform, entweder für an Linux angepasste Spiele oder für den In-Home-Stream, mit dem dann auch anspruchsvolle Windows-Titel mit dem innovativen Steam Controller vom Sofa aus gespielt werden können.
Bemerkenswert ist hier auch ein Halbsatz in Valves Fragen und Antworten zum In-Home-Streaming, der darauf hinweist, dass das Streamen von Spielen über das Internet »aktuell« nicht unterstützt wird. Mit etwas Fantasie könnte man daraus sogar auf weitergehende Pläne schließen, bei denen Valve einen Dienst wie OnLive oder Gaikai (Playstation Now) ins Auge fasst. Die technischen Grundlagen dafür wären jedenfalls vorhanden, allerdings sind die Internetanbindungen bei weitem noch nicht schnell und stabil genug. Aber Valves Pläne enden nicht bei Spielen, in Zukunft sollen voraussichtlich auch Musik, Filme und Serien über Steam vertrieben werden – ganz nach dem Vorbild der Konsolen von Microsoft und Sony.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.