Wie bei Star Trek und nur einmal in eurem Leben: Ein Experte verrät uns alles, was ihr zur anstehenden Sternenexplosion wissen müsst

Es ist Jahrhundertereignis und wir erklären euch, wie ihr es mit eigenen Augen sehen könnt.

So könnte es während der Nova des ungleichen Duos in fast 3.000 Lichtjahren Entfernung ausschauen - eine künstlerische Darstellung auf Basis wissenschaftlicher Fakten. (Quelle: NASA) So könnte es während der Nova des ungleichen Duos in fast 3.000 Lichtjahren Entfernung ausschauen - eine künstlerische Darstellung auf Basis wissenschaftlicher Fakten. (Quelle: NASA)

Manch etwas passiert wahrlich nur einmal, während ihr lebt. Die Sternenexplosion ist solch ein einzigartiges Ereignis. Und ihr solltet es nicht verpassen!

T Coronae Borealis wird allen Beobachtungen nach noch dieses Jahr (aus unserer Perspektive) explodieren und mit bloßem Auge sichtbar dem Polarstern Konkurrenz machen. Das Licht war zuvor natürlich bereits lange unterwegs - nämlich fast 3.000 Jahre.

Wir erklären euch mithilfe eines Experten alles Wichtige rund um das Ereignis und wie ihr das Spektakel am Himmel auf keinen Fall verpasst.

Wer ist unser Experte?

Andreas Vogel ist Leiter des Olbers-Planetariums Bremen und Dozent für Celestial Navigation an der Hochschule Bremen.

Zu Vogels weiteren Leidenschaften gehört unter anderem die Himmelsnavigation. (Quelle: Olbers Planetarium) Zu Vogels weiteren Leidenschaften gehört unter anderem die Himmelsnavigation. (Quelle: Olbers Planetarium)

Was ist T Coronae Borealis und wie kommt es zur Nova?

Rund 2.700 Lichtjahre entfernt entbrennt etwa alle 80 irdische Jahre ein kosmisches Spektakel. T Coronae Borealis ist ein kataklysmisch veränderlicher Doppelstern, der etwa alle 80 Jahre Urheber einer Nova ist. Das ungleiche Paar bildet sich aus einem Weißen Zwerg sowie einem Rotem Riesen.

  • Weißer Zwerg: Die Überbleibsel eines Sternes, winzig im kosmischen Vergleich, doch weiterhin enorm heiß und umso kompakter.
  • Roter Riese: Die Endphase eines Sternes, wie unsere Sonne auch einer ist. Sie wird irgendwann in ferner Zukunft einen ähnlichen Weg einschlagen. Der Riese in T Coronae Borealis war auch einmal deutlich kleiner, hat sich inzwischen aber aufgebläht und stößt mit der Zeit fortwährend Schichten seiner Hülle ab. Auch er wird dereinst zu einem Weißen Zwerg schrumpfen.

Im Falle von T Coronae Borealis sammelt der Weiße Zwergstern, der mit seinem großen roten Bruder einen gemeinsamen Mittelpunkt umkreist, Material auf seiner Oberfläche.

Dabei handelt es sich vornehmlich um Wasserstoff. Ab einer gewissen Menge kommt es zu einer explosionsartigen Selbstzündung, bei der Wasserstoffkerne thermonuklear miteinander verschmelzen.

In diesem Zuge steigert sich die wahrgenommene Helligkeit des Paares für kurze Zeit drastisch - so sehr, dass wir es mit bloßem Auge bei Nacht erkennen können.

Was bleibt danach? Ein schwarzes Loch oder ein Neutronenstern? Beim Wort Nova ist Vorsicht geboten, denn eine Supernova ist das feurige Ende von sehr massereichen Sternen, die danach entweder einen Neutronenstern hinterlassen oder ein schwarzes Loch zusammenstürzen.

Beides ist hier nicht der Fall. Eine Nova ist ein im Vergleich kleines Ereignis, bei dem auch keiner der zwei beteiligten Sterne verschwindet. Irgendwann, nach vielen weiteren Novae wird auch von dem heute noch als Roten Riesen strahlenden Stern nur noch ein Weißer Zwerg übrig bleiben. Dann endet das regelmäßige Feuerwerk und die Milchstraße büßt dauerhaft eine Attraktion ein.

Novae sind rar: In der Milchstraße sowie ihren Nachbar-Galaxien genießt T Coronae Borealis damit Seltenheitswert, wie unser Experte Andreas Vogel erklärt:

Keine andere erreicht eine solche Leuchtkraft. Auch die Vorhersagbarkeit mit einer Periode von etwa 80 Jahren macht diese Nova so speziell. Im Schnitt kann man nur einmal im Leben dieses Ereignis verfolgen.

Wir kennen bisher nur etwa zehn periodisch wiederkehrende Novae. 2024 wäre es nun wieder mal so weit und die Beobachtungen stützen es.

Wie wahrscheinlich ist die Nova und wie kommen wir zu ihrer Vorhersage?

Dazu äußert sich Vogel folgendermaßen:

Bei den letzten Ausbrüchen gab es jeweils einige Zeit vorher den sogenannten Pre‑eruption-Dip, das heißt, der Stern ist vor dem eigentlichen Ausbruch signifikant dunkler geworden. Das wird derzeit wieder beobachtet, sodass die Wahrscheinlichkeit für einen Ausbruch sehr hoch ist.

Bis etwa Ende September 2024 wird sich die Nova in T Coronae Borealis ereignet haben. Sie kann jeden Tag stattfinden oder Stand Mai erst in einigen Wochen. Die Wissenschaft und alle Astronomie-Begeisterten warten gespannt. Hinterlasst einfach ein Lesezeichen zu diesem Artikel, wir halten euch auf dem Laufenden.

Wie kann ich die Nova in T Coronae Borealis beobachten?

Sobald sich die Nova ereignet, wird sie aller Wahrscheinlichkeit nach für mehrere Tage mit bloßem Auge am Nachthimmel erkennbar sein. Mit einem Fernglas vermutlich auch noch, sobald der Stern wieder verdüstert.

Von Mai bis September wandert die gesuchte Himmelsregion recht weit oberhalb des deutschen Horizonts am Nachthimmel entlang. Für eine Gesamtübersicht sowie die sich über die Monate wandelnde Position schaut am besten mal in diese Übersichtskarten.

Die genaue Lage leicht unterhalb des Sternenbildes Nördliche Krone könnt ihr dieser Aufsuchkarte entnehmen:

Eine Aufsuchkarte für T Coronae Borealis. Sucht die genannten Sternbilder und inmitten von ihnen sollte die Nova zu sehen sein. Quelle: Olbers Planetarium, Bremen Eine Aufsuchkarte für T Coronae Borealis. Sucht die genannten Sternbilder und inmitten von ihnen sollte die Nova zu sehen sein. Quelle: Olbers Planetarium, Bremen

Sehenswerte Visualisierung: Eine visuell interessante Aufarbeitung des Themas hält desweiteren der Schweizerische Rundfunk parat. Sie präsentieren die Thematik abseits des Texts mittels bildschirmfüllender Optiken und simplen Animationen.

Übrigens: Ihr habt solch ein Szenario vielleicht schonmal in Star Trek gesehen. Entsinnt ihr euch noch an die TNG-Folge Die Macht der Naniten?.

Dort muss sich die Crew um Captain Picard mit unerwartet intelligenten Miniatur-Robotern herumschlagen, die die wissenschaftliche Vor-Ort-Studie einer Nova behindern. Dort ist es allerdings die Gravitation eines Neutronensternes, der an dem riesenhaften Bruder frisst, kein Weißer Zwerg. Aber im Prinzip sind beide Ereignisse vergleichbar.

Und ja, natürlich hat Wesley seine Finger bei dieser Misere, aber auch bei dessen Lösung im Spiel.

Apropos Star Trek: Im oben verlinkten Artikel erfahrt ihr, welche Rechenleistung Data im Vergleich zu aktueller Hardware besitzt.

Werdet ihr zum Himmel schauen, sobald die Meldung kommt, dass sich die Nova in T Coronae Borealis tatsächlich ereignet hat? Ist das echte Sternengucken etwas für euch? Oder verfolgt ihr eure Liebe für Astronomie lieber ausschließlich im Digitalen? Schreibt uns eure Gedanken dazu gerne in die Kommentare.

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