Vom Thunfisch der auszog, über die Autobahn nach Birmingham zu gelangen: Forscher auf Schnitzeljagd

Eine kleine Odyssee, die mit zufriedenen Forschern endet.

Als wären die Autobahnen in Großbritannien nicht schon voll genug, kommt jetzt (vermeintlich) auch noch ein Thunfisch dazu - hoffentlich beherrscht er den Linksverkehr! (Bild: stock.adobe.com) Als wären die Autobahnen in Großbritannien nicht schon voll genug, kommt jetzt (vermeintlich) auch noch ein Thunfisch dazu - hoffentlich beherrscht er den Linksverkehr! (Bild: stock.adobe.com)

Tracking-Geräte können so ihre Tücken haben, auch für die Wissenschaft. Das mussten erst kürzlich britische Forscher feststellen, die mit Hilfe von Satelliten-Technik ein Exemplar des Thunnus thynnus verfolgen wollten.

Die kurzweilige Geschichte dahinter erzählt die verantwortliche Universität Exeter in einer offiziellen Pressemitteilung mit dem Titel Scientists baffled as tuna ‘takes motorway to Birmingham’ (zu Deutsch etwa: Wissenschaftler verblüfft, als Thunfisch "auf der Autobahn nach Birmingham fährt").

Dabei ging es um den Fisch Roter Thun. Er steht auf der Liste der vom Aussterben bedrohten Arten. Sein Fleisch ist tiefrot, daher trägt er seinen Namen.

Die Reise durch England beginnt

Normalerweise ist es bei dem unten zu sehenden Tracking-Sender so, dass er nach spätestens etwa sechs Tagen abfällt, um zur Datenanalyse wieder eingesammelt werden zu können.

In diesem Fall hatten die Forscher auf den ersten Blick großes Glück, weil der Sender zunächst an einem Strand in Cornwall in nicht allzu großer Entfernung zu Exeter gelandet ist, statt irgendwo mitten im Ozean.

Doch trotz zweitägiger Suche tauchte er nicht wieder auf - bis das Signal auf einmal zeigte, dass er sich auf der Straße nach Birmingham befindet.

Kein Weg, den ein Thunfisch normalerweise einschlagen würde. Es sei denn, er befindet tot sich mitsamt Sender in einem Auto. Die in den Augen der Wissenschaftler wahrscheinlichere Variante war aber, dass nur der Sender an Land gespült und von jemandem gefunden wurde.

Hier seht ihr den Tracking-Sender, um den sich diese Geschichte dreht. (Bild: Universität Exeter) Hier seht ihr den Tracking-Sender, um den sich diese Geschichte dreht. (Bild: Universität Exeter)

Von Lancashire bis Ribby

Da der Sender nur seine Position übermittelt und für die Forscher wichtige andere Daten über den Fisch enthält, gaben diese ihr wertvolles Gut nicht so schnell auf. Nachvollziehbar, wenn man sich die bisherige Ausbeute laut Aussagen der am Projekt beteiligten Dr. Lucy Hawkes ansieht:

Wir haben in fünf Jahren 20 bis 30 Tags eingesetzt und bisher acht wiederhergestellt. Die Tags sind unglaublich nützlich für unsere Arbeit, daher war ich nicht bereit, dieses aufzugeben.

Bei der Wiederbeschaffung sollte eine Technik helfen, die es schon seit sehr langer Zeit gibt: Das Radio.

Zunächst startete Hawkes einen passenden Aufruf bei BBC Radio West Midlands ohne Ergebnis. Nachdem sich der Sender weiter Richtung Norden nach Lancashire bewegte, folgte ein weiterer Aufruf bei BBC Radio Lancashire.

Zu guter Letzt meldete sich das Tracking-Gerät aus einem kleinen Dorf in der Nähe Lancashires mit dem Namen Ribby. Der Radiosender wollte dort sogar einen lokalen Reporter zur Recherche hinschicken. Am Ende war das aber nicht mehr nötig.

Die ungefähre Route, die der Sender des Thunfischs nach seiner Ankunft am Strand in Cornwall zurückgelegt hat. Die ungefähre Route, die der Sender des Thunfischs nach seiner Ankunft am Strand in Cornwall zurückgelegt hat.

Odyssee mit glücklichem Ausgang

Der Finder des Senders namens Brian Shuttleworth meldete sich nach dem zweiten Radio-Aufruf bei BBC Lancashire. Er hatte wie von den Forschern vermutet Urlaub in Cornwall gemacht und den Sender dort bei einem Spaziergang gefunden.

Darauf befindet sich auch eine Telefonnummer, allerdings sei der Empfang am Strand laut Shuttleworth so schlecht gewesen, dass sein erster Anlauf zur Kontaktaufnahme fehlgeschlagen ist. Der zweite sollte erfolgen, wenn er wieder zu Hause ist, hier kam ihm aber der besagte Aufruf im Radio zuvor.

Inzwischen ist das Tracking-Gerät wohlbehalten beim Forscher-Team in Exeter angekommen, das sich sehr glücklich dazu äußert: Dies zeigt nur die doppelte Kraft der Tierverfolgung für den Naturschutz in Kombination mit lokalem Radio!, so Hawkes.

Über den bemerkenswerten Einsatz eines Tracking-Geräts mit ganz anderem Hintergrund erfahrt ihr im folgenden Artikel mehr: YouTuber hat versucht, Pakete nach Nordkorea zu schicken - ein 35-Euro-Gadget zeigt, wie die DHL trickst

Nutzt ihr für private Zwecke Tracking-Geräte wie beispielsweise Apples Airtags? Falls ja, seid ihr bei der Verfolgung eures Hab und Guts auch schon mal auf kuriose Routen gestoßen, mit denen ihr nicht gerechnet habt? Oder steht ihr solchen Geräten generell eher kritisch gegenüber, auch aufgrund des möglichen Missbrauchs für weniger harmlose Zwecke? Schreibt es gerne in die Kommentare!

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