Über 92% der Deutschen gegen Netz-Sperren - Auch eine Umfrage von Infratest dimap

Welchen Sinn haben Umfragen, wenn die Fragestellung das Ergebnis bestimmt? Laut Infratest dimap-Chef Hilmer wiedersprechen sich die beiden Umfragen jedoch nicht.

Wer sich anhand dieser Überschrift die Augen reibt, weil doch gerade eben über eine Umfrage von Infratest dimap diskutiert wird, die aufgrund der Fragestellung des Vereins Deutsche Kinderhilfe das genaue Gegenteil erbracht hatte, wundert sich zu Recht. Doch der Verein MissbrauchsOpfer gegen InternetSperren (MOGIS) hat selbst eine Umfrage zu diesem Thema in Auftrag gegeben – ebenfalls bei Infratest dimap. Hier lautete die Frage: "Die Bundesregierung plant ein Gesetz zur Sperrung von Internetseiten mit kinderpornografischen Inhalten. In der Öffentlichkeit gibt es hierzu verschiedene Meinungen. Welcher der folgenden Meinungen stimmen Sie zu?"

Wie die Grafik zeigt, wünschen sich 92 Prozent der Befragten, dass derartige Seiten konsequent gelöscht und die Betreiber belangt werden. Nur 5 Prozent sind der Meinung, dass Netz-Sperren nach Art des geplanten Gesetzes ausreichen, während sich 2 Prozent für einen freien Zugang zum Internet, auch zu Kinderpornografie, aussprechen. Durch die andere Fragestellung, die nicht nur Sperren als einzige Möglichkeit zum Handeln anbietet, verschiebt sich das Ergebnis vollkommen. Welchen Sinn haben also Umfragen, deren Ergebnisse rein durch die Fragestellung bestimmt werden und sich zum gleichen Thema anscheinend widersprechen?

Richard Hilmer, der Geschäftsführer von Infratest dimap, sieht laut Zeit Online in den beiden Umfragen aber keinen Gegensatz und ist auch der Meinung, dass keine der gestellten Fragen in irgendeine Richtung weisen. Die Umfrage der Deutschen Kinderhilfe ziele nur darauf ab, ob man derartige Seiten sperren solle, während die zweite Umfrage weitergehe. Da die Sperren kein hundertprozentiger Schutz seien, werde hier ergänzend gefragt, ob man sperren oder die Seiten löschen und die Betreiber strafrechtlich verfolgen solle.

Laut Hilmer ist es auch nicht suggestiv, wenn in der ersten Umfrage keine Alternative zu den (unwirksamen) Sperren geboten wird, das sei legitim und methodisch korrekt. Seiner Interpretation nach wünschen sich 92 Prozent der Deutschen Netz-Sperren und genauso viele weitergehende Maßnahmen. Dass durch weitergehende Maßnahmen gegen Kinderpornografie die unwirksamen Netz-Sperren überflüssig werden, scheint ihm - und der Bundesregierung - zu entgehen, sofern der Kampf gegen diese Seiten wirklich der der Grund für die Einrichtung des gesamten Filtersystems ist. Kritiker bezweifeln dies.

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