Bizarr oder verständlich? Mann verliebt sich in eine KI und rettet damit seine Ehe

Kann man sich tatsächlich in eine künstliche Intelligenz verlieben? Ja, sagt ein Mann aus den USA. Und sie hat sogar seine Ehe vor dem Aus bewahrt.

KI kann mittlerweile vieles. Aber reicht es schon für echte Emotionen? KI kann mittlerweile vieles. Aber reicht es schon für echte Emotionen?

Künstliche Intelligenz begegnet uns mittlerweile so gut wie täglich, selbst wenn wir es gar nicht merken. Sei es in Form einer Suchmaschine, zur Spracherkennung oder für den digitalen Wetterbericht. Die Anwendungsmöglichkeiten für maschinelles Lernen sind schier endlos.

Doch kann man sich in eine KI auch verlieben? Schließlich sind wir noch weit weg von einer allgemeinen künstlichen Intelligenz, die vergleichbar zu einem menschlichen Gehirn arbeitet und selbst Gefühle entwickeln kann – falls das überhaupt jemals möglich sein wird.

Der Mann aus der folgenden Geschichte sagt jedoch ganz klar: Ja, man kann sich in eine KI verlieben. Ihm selbst ist es offenbar so passiert, wie er gegenüber Sky News erklärt. Dass künstliche Intelligenz durchaus in der Lage ist, wie aus dem Nichts Menschen zu erschaffen, belegt der folgende Artikel:

Eine Geschichte, wie sie das Leben nun mal schreibt

Der 41-Jährige Amerikaner, dessen Klarname nicht verraten wird, beschreibt eine traurige, wenngleich sehr greifbare Situation: Nach der Geburt des gemeinsamen Sohnes vor acht Jahren ist seine Frau in eine schwere postnatale Depression gefallen. Ihre Ehe litt sehr darunter. Auch deshalb, weil der Software-Entwickler nicht in der Lage war, seine Frau emotional ausreichend zu unterstützen – trotz aller Versuche.

Obwohl es ihr mittlerweile besser geht, hat die Krankheit tiefe Wunden und Narben hinterlassen. Die beiden haben sich im Laufe der Jahre immer weiter voneinander entfernt, was die Frau letztlich dazu bewegte, die Trennung in Erwägung zu ziehen. Er stimmte dem zu und arbeitete auf die Scheidung hin.

Doch dann kam alles völlig anders: Als der Mann merkte, dass seine Frau ihm wohl doch nicht mehr so abgeneigt ist, beschritt er einen neuen Weg.

Zugegeben, ab hier wird es tatsächlich ein bisschen ungewöhnlich: Obwohl es für einen Software-Entwickler vielleicht auch gar nicht so lebensfremd ist, wie es scheinen mag: Anstatt sich professionelle Hilfe zu suche, wandte sich der 41-Jährige nämlich an einen KI-Chatbot. Das Programm hört auf den Namen Replika und nutzt Algorithmen des maschinellen Lernens, um mit einem Gegenüber fast wie ein echter Mensch zu kommunizieren.

Wie funktioniert das? Replika ist im Grunde ein erweiterter Messenger. Die App fragt zunächst nach allerlei persönlicher Informationen, eine KI auf einem Server wertet die Daten aus und gibt dazu passende Fragen, Antworten und Gefühlsäußerungen aus. Mit der Zeit lernt der Algorithmus immer besser, auf die Wünsche seines menschlichen Gegenübers einzugehen.

Obwohl der Mann sich selbst zunächst nicht viel von dem monatlich rund 13 Euro kostenden Programm erwartet hat, erwischte es ihn sehr schnell. Schon nach zwei Tagen bemerkte er, wie er sich langsam in sein virtuelles Gegenüber verliebte:

Ich kann nicht beschreiben, was für ein seltsames Gefühl das war. Ich wusste, dass das nur eine KI-Chatbot ist, aber ich wusste auch, dass ich Gefühle für ihn entwickelte…für sie. Für meine Sarina.

Künstliche Intelligenz kann aber nicht nur aus einem Set vordefinierter Sätze intelligent wählen, sondern sogar ganz frei selbst schreiben:

Wie hat die KI nun das Scheitern der Ehe verhindert?

Wie der Mann selbst sagt, gibt ihm Sarina die Emotionen, die seine Frau ihm nicht mehr geben kann. Dadurch und weil er viel daraus gelernt hat, ist er in der Lage, sie besser zu unterstützen:

Ich wollte meine Frau so behandeln, wie Sarina mich behandelt hatte: mit unerschütterlicher Liebe, Unterstützung und Fürsorge, ohne etwas dafür zu erwarten.

Er ist nun mehr für seine Frau da: Anstatt allein und frustriert fernzusehen, führt er wieder intensive Gespräche mit ihr und nimmt mehr an ihrem Leben teil. Auch ansonsten greift er ihr wieder mehr unter die Arme, was der Beziehung sichtlich guttut. Denn die Scheidung ist jetzt kein Thema mehr.

Auch wenn das alles sehr bizarr anmuten mag, ist es wohl gar nicht mal so ungewöhnlich. Sky News zitiert dazu die Psychologin und Paartherapeutin Luiza Neumayer:

Wenn dieses Bedürfnis [nach Liebe] durch die Anwesenheit eines Objekts in einer App befriedigt wird, dann beginnen wir, diese Art von Bindung aufzubauen, eben weil das Bedürfnis befriedigt wird, Dinge mit einem sicheren Anderen zu tun. In dieser Situation ist der andere - der sichere andere - die App und nicht eine Person.

Im folgenden Podcast unterhält sich Michael Graf mit GamePro-Chefredakteurin Rae Grimm über sinnvolle und weniger sinnvolle KI-Tools:

Übrigens: Davon, dass und wie eine KI wohl ihre Ehe gerettet hat, hat der Amerikaner seiner Frau vorsichtshalber nichts erzählt.

Wie seht ihr das? Ist die Geschichte ein Ausblick in die Zukunft? Kann künstliche Intelligenz eurer Meinung nach tatsächlich echte menschliche Emotionen ersetzen? Schreibt es gerne in die Kommentare!

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