Wie schlägt sich ein Saugroboter für unter 200 Euro im Test? Erstaunlich rabiat

Der Xiaomi S12 kostet keine 200 Euro - für einen Saugroboter ein Schnäppchen. Aber kann er auch was? Im Test zeigt sich: Ja, aber dafür musste ich bezahlen.

Den Xiaomi S12 findet man meist für unter 200 Euro. Den Xiaomi S12 findet man meist für unter 200 Euro.

Saugroboter haben es in meiner Wohnung nicht leicht. Halb gewollt, halb durch Zufall habe ich meine vier Wände mit Möbeln ausgestattet, die den Robotern das Leben möglichst schwer machen.

Was normalerweise für Kopfschmerzen im Alltag sorgt, hat sich für mich schon mehrfach als der perfekte Testparcours bewiesen.

Top-Modelle wie der Roborock S7 MaxV oder der Ecovacs X1 Omni meistern diesen Hindernisparcours dabei ohne echte Probleme.

Allerdings kosten die beiden selbst mit reduzierter Ausstattung immer noch deutlich mehr als 500 Euro. Von den großen Versionen mit Absaugstation will ich da gar nicht erst anfangen.

Da drängt sich die Frage auf: Wie schlägt sich ein deutlich günstigeres Modell in meiner Staubsaug-Arena? Der Robot Vacuum S12 von Xiaomi tritt an, um genau das herauszufinden. Den Saugroboter gibt es bereits für unter 200 Euro - beweist er sich im Test, wäre er damit ein echtes Schnäppchen.

Xiaomi S12
Xiaomi S12
Durch sein rabiates Vorgehen hat der S12 leider Minuspunkte gesammelt, die sich nicht wieder ausgleichen lassen. Davon abgesehen muss ich zugeben, dass er sich für seinen Preis gut macht. Er saugt ordentlich, ist nicht zu laut und verfährt sich nicht, erkennt auch viele Hindernisse im Weg. Natürlich gibt es Abstriche, gerade bei der Einrichtung und dem kleinen Wischwassertank. Wer wenig Geld ausgeben möchte, kann mit dem S12 aber glücklich werden - wenn man sich der Probleme bewusst ist und sie aktiv umgeht.
  • Kostet nicht einmal 200 Euro
  • Kann beim Saugen mit deutlich teureren Modellen mithalten
  • Bietet Wischfunktionen
  • Hindernis- und Kantenerkennung funktioniert meist ordentlich
  • Übersichtliche App-Gestaltung
  • Hat mehrere Gegenstände in meiner Wohnung beschädigt
  • Umständliche Einrichtung
  • Vergleichsweise kleiner Staub- und Wischwasserbehälter
  • Wischleistung könnte höher sein
bei Amazon
Einige auf dieser Seite eingebaute Links sind Affiliate-Links. Beim Kauf über diese Links erhält GameStar je nach Anbieter eine kleine Provision ohne Auswirkung auf den Preis. Mehr Infos.

Was der S12 kann - und was nicht

Wir fangen positiv an, mit dem ersten großen Pluspunkt: Der S12 macht sauber, und das ohne sich vor den Großen verstecken zu müssen. Er gelangt gut bis in die Ecken hinein und von Staub und Essensresten war nach dem Saugen keine Spur mehr zu finden.

Man merkt schnell: Zwar bietet der S12 auf dem Papier nur 4.000 Pa und kann damit nicht mit Spitzenreitern wie dem Medion X50 SW (8.000 Pa) mithalten. Im alltäglichen Gebrauch hängt das aber vor allem von eurer Wohnsituation ab. Denn auch der Narwal Freo erzielt mit eher schwachbrüstigen 3.100 Pa solide Ergebnisse auf Hartböden. Habt ihr hingegen viele (langhaarige) Teppiche, lohnt sich die Investition in mehr Saugleistung schon eher.

Nebenbei erklärt: Pa steht für Pascal und ist die gängige Maßeinheit für Druck und mechanische Spannung. Bei Saugrobotern wird damit angezeigt, wie starken Unterdruck der Roboter beim Saugen erzeugen kann.

Vorderseite Der Xiaomi S12 von vorne.

Oberseite Der Xiaomi S12 von oben.

Unterseite Der Xiaomi S12 von unten.

Auch kann der S12 nicht nur saugen, sondern auch schrubben. Der entsprechende Kanister für Wischwasser ist nicht allzu groß (320 ml für Staub, 170 ml für Wischwasser) und hier kann das Ergebnis trotz Wischmopp imitierender Fahrweise auch nicht ganz mit den Flaggschiff-Modellen von Roborock und Ecovacs mithalten.

Für ein schnelles Drüberwischen zwischendurch tut es der S12 aber allemal - und kam mit einer Wasserfüllung auch einmal durch meine ganze Wohnung, musste also nicht zwischendurch befüllt werden. Danach war der Kanister aber auch nahezu leer.

So gut ist die App: Woran Saugroboter häufig scheitern, ist die Software. Xiaomi hat hier gerade bei der Einrichtung seine Macken, dazu komme ich später noch einmal gesondert. Ist die aber mal durchlaufen, gefällt mir die App tatsächlich richtig gut.

Das Interface ist übersichtlich gestaltet, wichtige Saugfeatures sind auf einen Blick ersichtlich. Lediglich erweiterte Funktionen wie die Kartenbearbeitung sind oft besser versteckt, als sie es eigentlich sein müssten.

Dazu kommt, dass die Reinigung einzelner Zonen und Räume gut und schnell funktioniert - und es lassen sich sogar mehrere Karten für verschiedene Stockwerke speichern. Eine maximale Anzahl an Etagen nennt Xiaomi nicht, mindestens drei sind aber ohne Probleme möglich, wie der Test zeigt.

Zubehör Im Lieferumfang enthalten: Ladestation und Ersatzfilter.

2-in-1-Beutel In dem kleinen Kanister müssen Wasser und Staub unterkommen.

Darüber hinaus besitzt der S12 zwar einen deutlich kleineren Akku als etwas der Ecovacs X1 Omni, der bei mir sonst aktuell das Saugen übernimmt - im Alltag macht das bei meinen 65 Quadratmetern aber keinen Unterschied, denn für eine volle Tour durch die Wohnung reicht der Akku bei beiden. Laut Xiaomi sollen bis zu 130 Minuten Reinigung im Standardmodus möglich sein, bevor geladen werden muss.

Dass in meiner Wahrnehmung oft überflüssige Gimmicks wie eine Sprachsteuerung fehlen, sehe ich auch nicht als wirklichen Negativpunkt an - vor allem nicht angesichts des eher niedrigen Preisschilds.

Was der S12 sogar besser macht als seine großen Kollegen: Mit den Füßen meines Wohnzimmertisches hatte er von allen Modellen, die ich bisher testen konnte, die wenigsten Probleme. Hier hievte sich der S12 jedes einzelne Mal hinüber, ohne wie andere, auch deutlich teurere Geräte, stecken zu bleiben:

Ihr seht: Es gibt vieles, das für den S12 von Xiaomi spricht - gerade in Anbetracht des kleinen Preises ist das bemerkenswert. Aber so manche Kritikpunkte hatte ich dann doch, über die ich mir immer wieder die Haare raufen musste.

Wo der S12 für mich versagt

Den Anfang macht der erste Kontaktpunkt mit dem Saugroboter: die Einrichtung. Mehrfach konnte die Xiaomi-App das Gerät nicht finden, auch das Zurücksetzen des Gerätes war keine Lösung.

Die Alternative, den Saugroboter manuell hinzuzufügen, hatte auch so seine Tücken. Denn Xiaomi bietet zwar eine Liste aller Geräte, aus der man den S12 dann heraussucht.

In bester Oblivion-Manier werden die Namen der Saugroboter aber abgeschnitten, bevor man zur Bezeichnung selbst kommt. Der S12 etwa verbirgt sich hinter der vielsagenden Bezeichnung Xiaomi Roboterstaubsauger …

Also klickt man sich eben zunächst für ein paar Minuten durch die Buttons, bis man den passenden Roboter gefunden hat.

Zweiter großer Kritikpunkt: Zwar erkennt der S12 Hindernisse dank seines Lasersensors meist auch schon aus der Entfernung und hat absichtlich im Weg platzierte Gegenstände bewusst umfahren und vor Treppenstufen gehalten. Seine eigene Höhe kann der S12 aber nur sehr schlecht einschätzen.

Mehrfach fuhr er mit voller Geschwindigkeit gegen Möbel, unter die er nicht passte - und hinterließ entsprechende Spuren. Bereits von mir und meinen Kollegen getestete Modelle - egal, ob Roborock S7 MaxV, Ecovacs X1 Omni oder Narwal Freo - gingen hier deutlich behutsamer vor, weshalb die bei ihnen ebenfalls unausweichlich auftretenden Kollisionen keine Probleme bereiteten.

Die Lösung war das Ziehen von virtuellen Wänden in der App. Das hat funktioniert, war aber auch deutlich häufiger notwendig, als ich das von anderen Saugrobotern bisher gewohnt war.

Roboter vs. Möbel Nach dem ersten Tag gab es direkt Schrammen - ein tolles Kennenlernen.

Roboter vs. Sportgerät Die Krümel der Polsterung fanden sich im ganzen Zimmer.

Mein letzter großer Kritikpunkt: Wenn der Saugroboter ein Hindernis mal nicht als solches wahrnimmt, kennt er keine Gnade. Ärgerlicherweise habe ich eine Klimmzugstange bisher immer auf dem Boden liegen lassen - und der S12 versuchte, über sie hinwegzufahren.

Einmal auf die Stange hinauf gerobbt wollte er also immer weiterfahren und hat so stellenweise die Polsterung der Stange zerfetzt. Dass der S12 hohe Kanten so gut bewältigt, wird mir hier klar zum Verhängnis. Da hätte ich mir von dem Saugroboter ein wenig mehr Einsicht und ein sanfteres Vorgehen gewünscht.

Hier sei angemerkt: Das kann auch anderen Saugrobotern passieren. Mein Kollege Mirco berichtet etwa davon, dass ein Sauger von Roborock ihm kürzlich die auf dem Boden liegende Weihnachtsdeko kaputtgemacht.

Das Vorgehen des Xiaomi S12 muss hier aber als besonders rabiat hervorgestellt werden. Alle bisherigen Saugroboter, die ich für einen Test in meiner Wohnung herumgeschickt habe, konnten die Klimmzugstange zuverlässig erkennen und ohne Probleme umfahren.

Xiaomi S12: Der Saugroboter für unter 200 Euro im Trailer Video starten 0:49 Xiaomi S12: Der Saugroboter für unter 200 Euro im Trailer

Für wen lohnt sich der Xiaomi Robot Vacuum S12?

Mit dem S12 bietet Xiaomi in der Theorie einen ordentlichen Saugroboter für 200 Euro. Empfehlen kann ich ihn trotzdem nur unter ganz bestimmten Bedingungen.

Erstens solltet ihr euch sicher sein, dass eure Möbel hoch genug stehen - oder von Beginn an konsequent digitale Wände ziehen. Zweitens solltet ihr keine Gegenstände auf dem Boden liegen lassen, bei denen die Chance besteht, dass der S12 seine Spuren hinterlässt.

Dann, und nur dann, gelten die folgenden Punkte:

Der Xiaomi Robot Vacuum S12 kann zu euch passen, wenn ihr …

  • einen günstigen Saugroboter sucht
  • vor allem auf die Kernfunktionen achtet und auf gewisse Komfortfunktionen und Gimmicks verzichten könnt
  • die Wischfunktion als nette Dreingabe und nicht als essenziell anseht
  • kein Problem damit habt, zur Sicherheit virtuelle Wände manuell zu platzieren, um Schäden an euren Möbeln zu verhindern

Der Xiaomi Robot Vacuum S12 passt vermutlich nicht zu euch, wenn ihr …

  • zu Beginn keine Lust auf häufigere manuelle Intervention habt
  • euren Boden nicht immer frei von allen Gegenständen halten möchtet
  • die Saugroboter-Pflege zum großen Teil von einer Absaugstation erledigen lassen möchte

Fazit der Redaktion

Alana Friedrichs
@_alanani_

Ich musste mich etwas zusammenreißen, denn durch die Vernichtung meiner Klimmzugstange und die Schrammen an den Möbeln stand ich dem S12 schnell negativ gegenüber. Davon abgesehen muss ich aber zugeben, dass sich der S12 gerade in Anbetracht seines Preises ordentlich macht.

Er erfüllt alle Pflichtaufgaben, die ich an einen Saugroboter stelle: Er saugt ordentlich, ist dabei nicht zu laut und verfährt sich nicht, erkennt auch meist Hindernisse im Weg.

Aber natürlich gibt es Abstriche, gerade bei der Einrichtung und dem doch eher kleinen Wischwassertank. Und dass der Saugroboter seine Spuren an der Einrichtung hinterließ, muss man eben doch als schweren Kritikpunkt sehen - den ihr beim eventuellen Kauf auf jeden Fall im Blick behalten solltet.

Meine Endeinschätzung: Wer wenig Geld ausgeben möchte und die Schwachstellen des S12 wirklich kennt und beseitigt, kann damit glücklich werden. Ich selbst werde nach dem Test aber erstmal wieder zum X1 Omni zurückkehren, der mir noch einmal ein Stück mehr Arbeit im Alltag abnimmt - und meine Bude in Ruhe lässt.

zu den Kommentaren (0)

Kommentare(0)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.