Mit betonter Lässigkeit kündigt Valve an einem scheinbar zufälligen Mittwochabend Counter-Strike 2 an. Und zwar weniger wie ein riesiges AAA-Studio, eher wie eine Indie-Bude.
Nicht mit einem pompös inzensierten Render-Trailer, einer Bühnenpräsentation oder so, nein, sowas hat man gar nicht nötig. Stattdessen direkt ans Eingemachte: Hier sind die ganzen neuen Features, die wir kostenlos raushauen. Cool, oder? Ach ja, der Release ist bald. Ciao.
Und das Netz rastet sofort aus: #CS2 wird in Minuten zu einem der größten Hashtags auf Twitter, fast 10 Millionen User schauen innerhalb weniger Stunden die Ankündigungsvideos auf YouTube und sogar der Spiegel berichtet.
CS auf dem Thron
Natürlich agiert man aus einer unglaublichen Machtposition heraus. CS:GO ist der Shooter-Klassiker schlechthin, weltbekannt und gefestigt mit einer gigantisch großen Community. Jeder kennt Counter-Strike, sogar meiner Mutter sagt der Name etwas. Und meine Mutter hat mit Gaming so viel am Hut wie Gordon Freeman mit Azeroth!
Wie Counter-Strike zu diesem Weltruhm kam und warum selbst der große Rivale Valorant der Shooter-Legende nicht viel anhaben konnte, hat mein Kollege Christian analysiert.
Counter-Strike hat es also nicht nötig, sich von seinem Thron zu erheben um eine Revolution vom Zaun zu brechen. Stattdessen tauscht man einfach nur den Thron selbst durch ein neues Modell: Schöner. Bequemer. Schnittiger. Zukunftssicher.
Und mit dem neuen Thron meinen wir natürlich die Engine, also Source 2. Die kann zum Beispiel den Rauch von Granaten mit einer Dynamik berechnen, die man so noch nicht gesehen hat
Das richtige Image
Und so ganz nebenbei hat Counter-Strike 2 auch noch etwas, das Konkurrenten wie CoD entweder nicht können oder nicht wollen: Kontinuität!
Denn Skins, erspielter Fortschritt und sogar Achievements belieben in Teil 2 erhalten. Da fragt man sich als Spieler in Warzone 2 dann schon, warum man alle coolen (und teuren) Waffen-Bemalungen am Eingang abgeben musste.
Währenddessen kann der Handel mit Counter-Strike-Skins zu völlig absurden Mondpreisen feuchtfröhlich weitergehen und Valve sackt weiter 15 Prozent jeder Marketplace-Transaktion ein. Ein lukratives Geschäft.
CS2 ist der drastische Gegenentwurf zu Standalone-Releases im jährlichen Rhythmus wie bei FIFA oder Call of Duty – und das scheint gut anzukommen.
Überhaupt kann Valve eigentlich nur als der großmütige Gute aus der Ankündigung von CS2 hervorgehen. Sinngemäß sagt man und Spielern (und ich interpretiere die Ankündigung hier mal sehr frei):
Ja, ihr müsst rein gar nichts für dieses substanzielle Update zahlen. Klar, ihr werdet euch sofort zuhause fühlen, weil wir nicht zu viel ändern. Natürlich dürft ihr alle Skins mitnehmen. Macht es euch schön bequem.
Keine Frage: Mit diesem Narrativ ist einem der Jubel der Fans doch sicher. Dabei ist die Ziffer 2 im Titel eigentlich ähnlich überflüssig und deplatziert wie bei Overwatch 2, dessen Nomenklatur für viel Irritation sorgte. Beide sind im Grunde das gleiche Spiel wie vorher. Nur halt, naja, eben ein wenig besser.
Früher Knockout für die Konkurrenz?
Doch Valve schafft es scheinbar ohne große Mühe, dass alle Welt staunt. Selbst große CoD Influencer nicken anerkennend und geben Activision zu verstehen: Schaut mal, sowas würde eurem Call of Duty mal gut tun! Man träumt: Welche Waffe aus einem alten CoD hättet ihr mitgenommen nach MW2?
Link zum Twitter-Inhalt
Der Name Counter-Strike 2 ist natürlich ein extrem cleverer Schachzug, denn er signalisiert der ganzen Welt: Schaut nur, hier entsteht etwas völlig Neues. Nein, das ist nicht nur ein Patch. Das größte Steam-Spiel bekommt ein Sequel.
Während andere Shooter sich diese Position erkämpfen müssen, ist Valve längst da. Und genau deshalb dürften viele andere Studios jetzt zittern: Valve zementiert sich die Treue seiner Fans und der E-Sport-Gemeinde mit diesem Upgrade für die nächsten Jahre geradezu in den hauseigenen Steam-Vorgarten!
Und das zu einem Zeitpunkt, an dem massenhaft Entwickler die Gunst der Spieler mit ihren neuen Service-Shootern dauerhaft sichern wollen – sei das The Finals, Hyenas oder XDefiant. Sie alle müssen jetzt gegen ein CS antreten, das sich neu erfindet und trotzdem ein Klassiker bleibt.
Ein paar Tweets, ein paar flotte Entwicklervideos: Es gibt wahrscheinlich keinen Shooter auf der Welt, der mit so wenig Aufwand so viel Hype auslösen kann wie Counter-Strike. Man hat den Heimvorteil.
Es geht nicht darum, der neue Platzhirsch zu werden. Sondern darum ein Zeichen zu setzen, dass die Regentschaft dieses Königs noch lange anhalten wird.
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