Das beste Elder Scrolls - »Morrowind ist besser als Skyrim«

Morrowind wird 2017 satte 15 Jahre alt. Ein Grund für Dimi, seinem Lieblings-Elder-Scrolls seine Aufwartung zu machen - und damit den Zorn der Fans zu riskieren.

Morrowind ist besser als Skyrim. So, jetzt ist es raus. Morrowind ist besser als Skyrim. So, jetzt ist es raus.

Ich weiß, ich begebe mich mit dieser Kolumne mit ziemlicher Sicherheit in Fan-Teufels Küche. Wie kann man es wagen, The Elder Scrolls 5: Skyrim von seinem Rollenspiel-Thron zu schubsen? Ist der Dimi denn bekloppt? Schließlich konnte das Open-World-Epos unzählige Spieler überhaupt erst für die Möglichkeiten einer Fantasy-Sandbox begeistern! Wahrscheinlich hat mehr als die Hälfte aller GameStar-Leser Hunderte Stunden in Himmelsrand versenkt. Und die will ich auch niemandem schlechtreden!

Ich habe schließlich auch sehr viel Lebenszeit an Skyrim verloren - in meiner Steam-Datenbank hat nur Payday 2 noch mehr Stunden verschlungen! Und herrje, was hatte ich in Skyrim meinen Spaß (nicht zuletzt dank der großartigen Mods). Das ändert aber nichts daran, dass The Elder Scrolls 3: Morrowind für mich persönlich (!) bis heute das bessere Spiel ist.

Und weil Morrowind 2017 stattliche 15 Jährchen alt wird, will ich die Jubiläums-Gelegenheit nutzen, um meine ketzerische Meinung mal in die Welt zu tragen. Hier sind drei triftige Gründe, warum mir Morrowind bis heute besser gefällt.

Das neue Morrowind: Elder Scrolls Online bringt Vvardenfell zurück

Morrowind-Woche: Weil ich beim Schreiben dieser Kolumne wieder extrem Lust auf Morrowind bekommen habe, wird's darüber hinaus einige weitere Artikel von mir geben, die sich ganz mit den vergessenen Schätzen von The Elder Scrolls beschäftigen. Und ein Special, wie man Morrowind mit Mods wieder hübsch machen kann. Also, ähm, stay tuned!

Grund 1: Morrowind bietet spannendere Fantasy

Ja, Skyrim hat Drachen, Barbaren, Zauberei und mächtige Schwertkämpfer - und das finde ich prinzipiell genauso cool wie jeder andere Fantasy-Nerd. Aber mal ehrlich: Fast jede Fantasy-Welt in der Tolkien-Tradition hat Drachen, Barbaren, Zauberei und mächtige Schwertkämpfer. Skyrim erinnert an Robert Jordans Rad der Zeit oder Terry Goodkinds Schwert der Wahrheit: Es nimmt die klassischen Stoffe, inszeniert damit ein großartiges Bühnenstück, bleibt aber erstaunlich konventionell.

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Morrowind geht da viel weiter. Es hat Schlickschreiter, die Tribunal-Religion, Nomadenstämme, Städte in quasi-insektoider »Chitin«-Architektur (ich kann's nicht besser beschreiben), Ascheregen, den Nerevar und die rundum spannendere Welt, weil sie nicht einfach Wikinger- oder Barbaren-»Tropes« adaptiert, sondern sich um eine wirklich eigenständige Kultur bemüht.

Wer die Welt von Vvardenfell erforscht, entdeckt Vampir-Zivilisationen, politische Intrigen in Dunkelelfen-Adelshäusern, grausame Theokraten-Tyrannen und, und, und. Hinter dem Schurken der Story-Kampagne steckt eine tragische Geschichte einstiger Freunde, die über Jahrhunderte zu erbitterten Feinden wurden. Morrowind enthält handlungstechnisch im Prinzip alle spannenden Aspekte von Skyrim (Religionskonflikt, Kolonialherrschaft, alte Kultur gegen neue Kultur) - und packt noch viel, viel mehr oben drauf. Beim ersten Betreten von Vvardenfell hat man wirklich keine Ahnung, was auf einen wartet.

Deshalb bleibt mir mein Aufenthalt dort bis heute unheimlich detailliert im Gedächtnis. Morrowind ist ein Ort wie kein zweiter. Oblivion und Skyrim bieten zwar rein spielerisch deutlich mehr dynamische Elemente in der Spielwelt (Skyrims Drachenkämpfe und Sandbox-Situationen), bleiben im Vergleich deutlich näher an der klassischen High Fantasy.

Über den Autor: Dimi wird nicht müde, darauf zu beharren, dass alle Elder-Scrolls-Teile fantastisch sind - und diese Besser-oder-Schlechter-Diskussion mehr spaßiges Gedankenspiel als Politikum sein sollte. Also lynchen Sie ihn bitte nicht! Schreiben Sie lieber einen User-Blog-Artikel auf GameStar.de, warum Skyrim- und Morrowind-Fans gleichermaßen Unrecht haben - denn Daggerfall schlägt alles. Dimi spielt privat sowieso alle Tamriel-Teile hoch und runter, sogar Redguard und Battlespire. Kennt das noch jemand?

Grund 2: Morrowind ist mehr Rollenspiel

Ich gehöre zu den Leuten, die sich in Rollenspielen nicht selbst im Editor nachbasteln, sondern eine komplett eigene Figur erdenken, mit der sie ihr Abenteuer bestreiten. In Skyrim war ich mal eine wahnsinnige Mörderin. Und in Daggerfall ein fanatischer Priester. Kurzum: Mir ist Entfaltungsspielraum in Rollenspielen sehr, sehr wichtig. An der Front bietet Morrowind deutlich mehr als Oblivion und Skyrim.

The Elder Scrolls 3: Morrowind - Retro Hall of Fame zum RPG-Klassiker Video starten 4:21 The Elder Scrolls 3: Morrowind - Retro Hall of Fame zum RPG-Klassiker

Nehmen wir nur mal die Fraktionen: In Skyrim kann man sich in der Kämpfergilde austoben, Magier werden, bei den Dieben abhängen oder einen Schritt weitergehen und die Dunkle Bruderschaft mit Blutopfern versorgen. Ich wähle zwischen Sturmmänteln und Kaiserlichen, und darüber hinaus gibt's noch diverse kleinere Gilden, die mich quest-bedingt aufnehmen. Klingt nach einer Menge (ist auch eine Menge), aber Morrowind hält mit knapp 20 voll ausgebauten Fraktionen mühelos dagegen.

In Vvardenfell gibt es zum Beispiel drei verschiedene Dunkelelfen-Adelshäuser, denen man sich anschließen kann. Ich kann mich als kolonialer Kaisersoldat durch die Militärsränge spielen oder als kirchlicher Missionar Heiden bekehren - ja, oder in die Heidenkirche eintreten und als Ordinator das Tribunal verteidigen (mit einer Mod kann man sogar die Ordinatorenrüstung ohne Malus tragen). Wer von Vampiren gebissen wird, landet in einem von drei Blutsauger-Clans, und natürlich gibt's auch so ziemlich alle Standards aus Skyrim (Kämpfergilde, Killergilde, Diebesgilde, Magier).

So schön soll das Mod-Remake Skywind aussehen. So schön soll das Mod-Remake Skywind aussehen.

Aber auch unabhängig von der Fraktionswahl kann ich meine Figur viel individueller festlegen. Wo's Skyrim alle Einhandwaffen unter dem Skill »Einhandwaffe« zusammenfasst, bilde ich in Morrowind einen Spezialisten für stumpfe Knüppel, Langschwerter, Äxte, Speere, Kurzwaffen oder den Waffenlosen Kampf aus. Klar, man kann keine Gegnersprachen mehr lernen wie in Daggerfall (hach!), aber mit 27 Skills schlägt Morrowind die 18 Fertigkeiten aus Skyrim problemlos.

In Vvardenfell war ich ein Dunkelelfen-Aristokrat, ein Martial-Arts-Mönch, ein Tribunal-Tempelritter, ein waffenloser Magier, ein Vampir, ein Legionär, ein axtschwingender Missionar, ein auserwählter Held und ein niederträchtiger Auftragsmörder - und jede einzelne dieser Professionen entsprach einem eigenen Char, mit dem ich das Spiel bewältigt habe.

Natürlich bietet auch Skyrim fantastische Möglichkeiten, seine eigene Geschichte in einer offenen Welt zu schreiben - aber Morrowind bietet gerade da (meiner Meinung nach) noch weitaus mehr Freiräume. Skyrim mag den offenen Rollenspiel-Stil zum ganz großen Mainstream getrieben haben, aber perfektioniert ihn im Rahmen der Elder-Scrolls-Reihe definitiv Morrowind.

Grund 3: Die Story ist besser

Okay, mein letzter Grund ist mit Sicherheit der, über den man am besten streiten kann. Schließlich erzählt Morrowind in seiner Hauptstory eigentlich nur eine Geschichte über den auserwählten Helden, der die Welt retten muss. Darüber hinaus ist die Kampagne viel dröger inszeniert als bei Skyrim (und da war sie schon nicht das Glanzlicht des Spiels) und bietet nicht mal Drachen!

Aber ich behaupte, dass die Geschichte von Morrowind (anders als bei Skyrim) sogar eine der größten Stärken des Spiels ist. Darüber könnte man sicher eine eigene Kolumne schreiben, deshalb kürze ich hier ab: In Morrowind bin ich nicht einfach ein auserwählter Drachengeborener mit Superschrei, sondern ich muss mir den Titel des Nerevar erst verdienen. Ich muss der Prophezeiung gerecht werden. Klar, bestimmte Geburtszeichen sorgen dafür, dass das nicht jeder kann, aber trotzdem bin ich am Ende der Kampagne in eine gigantische Rolle hineingewachsen. Morrowind spielt zwar die klassische Chosen-One-Story, präsentiert sie aber mit einem besseren Twist als Skyrim.

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Doch damit nicht genug: Selbst wenn man sich die Hauptstory schenkt, merkt man in Vvardenfell an allen Ecken und Enden, wie eng die Legende vom Nerevarine mit der Kultur des Landes verbunden ist - vom kleinen Stamm nomadischer Asche-Elfen bis zu den Tribunalgöttern, die einst mit dem echten Nerevar Seite an Seite kämpften: Jeder spricht auf seine eigene Art von diesem legendären Krieger, dessen Wiedergeburt ich werden muss, um das Land zu retten. Die Ordinatoren (quasi Inquisitoren) tragen sogar Helme, die dem Typen nachempfunden sind, der ich werden soll (ja, verwirrend).

Wie bei Der Herr der Ringe sind die Strippenzieher Vvardenfells alte Kreaturen, die vor unzähligen Jahren gegen- und miteinander in die Schlacht zogen. Morrowind verbindet Spielwelt, Geschichte, Charaktere und meine Mission auf eine extrem coole Art und Weise miteinander. Für die muss man natürlich ein Gespür haben, weil der Großteil davon recht lahm inszeniert wird, aber hey: Es steckt alles drin.

Und jetzt?

Jetzt fragen Sie sich vielleicht, was der Halley mit seinem nostalgischen Gefasel erreichen will. Ganz einfach: Morrowind zum anstehenden Jubiläum Aufmerksamkeit schenken. Heutzutage geraten Spiele schnell in Vergessenheit, weil schlicht so viel Neues auf den Markt geschleudert wird. Viele Kids kennen Skyrim, haben aber nie was von den teils grandiosen Vorgängern gehört.

Mein Appell: Geben Sie Morrowind (wieder) eine Chance. Das Spiel lässt sich mit einigen handlichen Mods problemlos auf modernen Maschinen in ansehnlicher Optik erleben, es macht (das haben meine Gründe hoffentlich illustriert) vieles besser als das ebenfalls geniale Skyrim. Selbst wenn Sie das anders sehen (das ist Ihr gutes Recht!), dann finden Sie in Vvardenfell zumindest eine tolle Ergänzung zu dem, was Sie in Skyrim lieben gelernt haben. Und ich beharre darauf: Schlickschreiter sind cooler als Pferde!

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