Die Zukunftsvision der Fallout-Reihe ist eher düster: nukleare Zerstörung, verseuchtes Ödland, menschenfressende Mutanten. Dennoch oder vielleicht gerade deswegen erfreut sich Bethesdas Rollenspiele-Serie ungebrochener Beliebtheit. Die Ankündigung von Fallout 4 VR, also der Umsetzung des Mega-RPGs für das Virtual-Reality-System HTC Vive sorgte deshalb zunächst für Begeisterung. Im Test zeigt sich aber: Die nukleare Zukunft in VR schlägt sich respektabel, ist auf lange Sicht aber nur etwas für echt zähe Fans.
Hinweis: Dieser Test hat ausschließlich die VR-Umsetzung von Fallout 4, ihre Stärken und Schwächen zum Thema. Wie gut das Spiel selbst ist, lest ihr in unserem ausführlichen Test zu Fallout 4.
Technik von gestern, Technik von morgen
Das Szenario von Fallout 4 lebt von der Diskrepanz zwischen veralteter Technik aus den 50er-Jahren und Sci-Fi-Technologie wie Laserwaffen. Wir laufen durch amerikanische Städtchen aus der McCarthy-Ära, hören Radiomusik aus den 40ern und verbrutzeln Mutanten mit Energiekanonen, die aussehen wie aus Trash-Filmen dieser Zeit.
In der Virtuellen Realität stoßen wir schnell auf Analogien. Bethesdas Engine von gestern schreit in der VR-Technik von heute nach der Zukunftstechnologie von morgen. Das Technikgerüst von Fallout 4 war schon beim Erst-Release im November 2015 alles andere als taufrisch. Jetzt - rund zwei Jahre später - wird in der VR-Version umso deutlicher, dass die Engine des Rollenspiels nicht mehr Schritt halten kann.
Podcast: Ist die VR bereits tot? - Das Streitgespräch
Fallout 4 VR ist sehr hardwarehungrig, und erkauft sich sein dann immerhin flüssiges Spielgefühl über ein recht matschiges Bild. Verglichen mit Skyrim VR auf der PlayStation VR sieht Fallout 4 trotzdem ganz ordentlich aus. Im Test haben wir uns an die unscharfe Optik schnell gewöhnt, und stimmungsvoll ist die Spielwelt ja allemal.
Eben doch nur eine Portierung
Während der gemächlichen Tutorial-Phase lernen wir die angepasste VR-Steuerung kennen. Die funktioniert an sich gut, hat aber einige Macken, die eine längere Eingewöhnungszeit erfordern.
Wer Probleme mit Übelkeit in VR hat, sollte den Teleportations-Modus nutzen, geübtere Spieler gleiten frei durch die Spielwelt und drehen sich schrittweise oder frei um die eigene Achse. Besonders die nahtlose Geschwindigkeitsanpassung und das Strafing mit dem Touchpad gefielen uns gut, das darf auch gern in anderen VR-Titeln Schule machen.
Alles zum Thema VR in unserem großen VR-Special
Die Umgebung im Nahbereich lässt sich sowieso am besten mit der raumfüllenden VR-Technik der HTC Vive (Room Scale) erkunden. Statt umständlich zu einer nahen Kiste zu navigieren, gehen wir einfach hinüber, um diese zu plündern - sofern unsere nutzbare VR-Fläche zuhause groß genug ist.
Nur für VR
Fallout 4 VR ist ausschließlich für die raumfüllende Nutzung via HTC Vive konzipiert. Es gibt zwar die Möglichkeit, die Oculus Rift als VR-Headset zu verwenden, gerade in den Menüs sind die Analogsticks der Rift-Touch-Controller aber die schlechtere Wahl. Eine Controller-Steuerung gibt es unverständlicherweise nicht.
Beim Looten selbst stößt die VR-Version aber an ihre Grenzen. Wir heben Beute per Knopfdruck auf, nicht mittels echtem »Greifen« nach Gegenständen. Bei Schränken oder ähnlichen Behältern ist das nachvollziehbar, weil Fallout deren Inhalt als Liste darstellt und nicht als Einzelobjekte; bei herumliegenden Items wäre ein echtes Aufheben dennoch deutlich immersiver gewesen.
Die Auswahl der gewünschten Gegenstände ist außerdem ziemlich fummelig. Manchmal müssen wir einige Sekunden herumfuchteln, bis das Item unserer Wahl endlich angezeigt wird.
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