Jon Shafer’s At the Gates im Test - Sechs Jahre entwickelt und doch zu früh

Jon Shafer, einst Lead-Designer von Civilization 5, versucht mit At the Gates frischen Wind in das 4X-Genre zu bringen. Warum dies gleichzeitig gelingt und scheitert, erklärt euch unser Test.

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At the Gates wurde mit Blut, Schweiß und Tränen über sechs Jahre entwickelt - aber hätte trotzdem noch nicht erscheinen sollen. At the Gates wurde mit Blut, Schweiß und Tränen über sechs Jahre entwickelt - aber hätte trotzdem noch nicht erscheinen sollen.

Es ist Anfang des Jahres 2013, als John Shafer (bekannt geworden als Lead Designer von Civilization 5) die Strategiespiel-Fans aufhorchen lässt: Auf Kickstarter kündigt er das Rundenstrategiespiel At the Gates an und sammelt in kurzer Zeit über 100.000 Dollar für die Entwicklung ein. Nun, sechs Jahre und einige Lebenskrisen später, ist Jon Shafer's At the Gates fertig geworden - oder sagen wir besser: Es ist erschienen.

Der Anfang vom Ende Roms

At the Gates versetzt uns in die Zeit der Spätantike. Das Römische Reich ist zwar noch groß und mächtig, aber die inneren Spannungen steigen und an den Außengrenzen werden die Barbaren aufmüpfig. Solch einen aufstrebenden Barbarenstamm übernehmen wir in At the Gates.

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Bei Spielstart stehen nur die Goten zur Auswahl, neun weitere Stämme mit unterschiedlichen Boni (etwa schnellere Bewegung, Reiterbogenschützen usw.) und Beschränkungen (zum Beispiel kein Gebäudebau, Krieg mit anderen Fraktionen) lassen sich jedoch freischalten, indem man sie während eines Spiels entweder besiegt oder sich mit ihnen verbündet.

Die Diplomatie soll erst mit einem späteren Patch hinzukommen – derzeit herrscht nur Krieg oder Frieden. Die Diplomatie soll erst mit einem späteren Patch hinzukommen – derzeit herrscht nur Krieg oder Frieden.

Der Autor
Stephan Bliemel ist auf YouTube als Steinwallen bekannt und betreibt dort einen Kanal über Spiele mit historischem Hintergrund. Neben Videos zu vielen anderen Titeln findet ihr dort auch Tutorials und Let's Plays zu At the Gates.

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Der heimliche Star: die Karte

Bei jedem Spielstart wird genretypisch eine neue Spielwelt mit einer zufälligen Startposition generiert. Die Karte mit ihrem zeitlos-hübschen Wasserfarben-Stil gibt uns klare Informationen über Terraintyp und Vegetation, aber vor allem bildet sie eine immens glaubwürdige Topographie, wie wir sie selten in einem Spiel erlebt haben.

So entspringen in mächtigen Gebirgen Flussläufe, die durch weite Wälder hinunter in breite Ebenen fließen und dort in oft sumpfigen Ausläufern ins Meer mäandern. Hinzu kommt eine erstaunliche Simulation von Wetter und Jahreszeiten, welche die Lebensbedingungen dramatisch verändern können.

Wetter und Jahreszeiten At the Gates simuliert Jahreszeiten und Wettereffekte, die einen deutlichen Einfluss auf die Spielumgebung haben.

Überschwemmungen Nach schweren Regenfällen können Überschwemmungen auftreten.

Schnee In der Regel verändern diese Effekte die Bewegungsmöglichkeiten der Einheiten. Außerdem kann in der kalten Jahreszeit kaum noch geerntet werden.

Die natürlichen Gegebenheiten bestimmen ganz wesentlich, welche Strategie wir einschlagen, um das Überleben unseres kleinen Stammes zu sichern und uns auszubreiten. Haben wir genug Weizen in der Nähe, um uns einen Wintervorrat anzulegen? Oder ist es möglich, im Winter Wild zu jagen? Gibt es Steinvorkommen, um später feste Gebäude zu bauen oder haben wir genug Holz für die Gewinnung von Holzkohle, um damit wiederum Ziegel brennen zu können? Finden wir Eisenvorkommen für Werkzeuge und Waffen, oder müssen wir andere veredelte Güter bei der regelmäßig eintreffenden Karawane verkaufen, um das nötige Eisen zu importieren?

Alles für den Clan

Abhängig vom Standort und unserer eingeschlagenen Strategie erforschen wir aus sechs unterschiedlichen Berufsfeldern (z.B. Landwirtschaft, Metallarbeit) dutzende verschiedene Spezialberufe (z.B. Imker, Brauer, Schmiede, Bergleute) und bilden die einzelnen Clans unseres Stammes in diesen aus. Die Berufsgruppe »Ehre« ermöglicht das Ausheben von Militäreinheiten.

Die dem Stamm zugehörigen Clans sind eine weitere gelungene Designidee in At the Gates: Einerseits stellen sie die Einheiten dar, die wir auf der Karte als Holzfäller, Farmer, Imker, Jäger oder auch als Bogenschütze, Speerträger und Ritter bewegen.

Die unterschiedlichen Clans sind das Herz des Spiels. Im späteren Spielverlauf wird es allerdings schnell unübersichtlich. Die unterschiedlichen Clans sind das Herz des Spiels. Im späteren Spielverlauf wird es allerdings schnell unübersichtlich.

Andererseits haben Clans aber (analog zu den übergeordneten Stämmen) auch Eigenheiten und Bedürfnisse, die wir beim Einsatz berücksichtigen sollten. Manche sind Waldläufer und bewegen sich schneller durch Wälder, andere sind stur und lernen ungerne neue Berufsfelder. Außerdem können sie spezielle Bedürfnisse entwickeln (etwa den Wunsch nach Berufswechsel) oder gar in einen Streit mit anderen Clans geraten. Dann sollte man ihre Ansprüche erfüllen oder den Streit schlichten, indem man einen der Clans bestraft, was allerdings zum Verlust der Berufsausbildung führt.

Tut man nichts, sinkt jedoch die Stimmung aller betroffenen Clans, sie werden unproduktiver und verweigern schließlich ganz die Arbeit. Man startet mit bescheidenen drei Clans, doch mit steigendem Ruhm kommen immer mehr hinzu, was Wachstum und Ausdehnung ermöglicht. Am Schluss des Spiels besteht der Stamm aus 40 und mehr Clans, die einem mit der Zeit ans Herz gewachsen sind.

Neues Spiel vom Civ-5-Designer - Gameplay + Termin für At the Gates im Trailer Video starten 0:59 Neues Spiel vom Civ-5-Designer - Gameplay & Termin für At the Gates im Trailer

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