Fazit: Kingdom Come: Deliverance im Test - Das tschechische Gothic

GameStar Plus Logo
Weiter mit GameStar Plus

Wenn dir gute Spiele wichtig sind.

Besondere Reportagen, Analysen und Hintergründe für Rollenspiel-Helden, Hobbygeneräle und Singleplayer-Fans – von Experten, die wissen, was gespielt wird. Deine Vorteile:

Alle Artikel, Videos & Podcasts von GameStar
Frei von Banner- und Video-Werbung
Einfach online kündbar

Fazit der Redaktion

Dimitry Halley
@dimi_halley

Ich blicke zurück auf sechs Tage, in denen ich - von ein bisschen Schlaf mal abgesehen - nichts anderes getan habe, als mich ins mittelalterliche Böhmen zu stürzen. Diese Reise war anstrengend, intensiv und hier und da auch mal nervig. Trotzdem würde ich mich nach diesem Test am liebsten direkt wieder in die Welt von Kingdom Come begeben. Das liegt nicht daran, dass das Spiel perfekt wäre.

Im Gegenteil: Deliverance hat so seine Macken. In einigen Kämpfen war ich frustrierter als bei Dark Souls, weil ich mich vom Spiel so unfair behandelt fühlte. Die Story und die eindimensionalen Schurken blieben ziemlich blass. Und die Glitches und KI-Aussetzer haben mir gerade in Verbindung mit dem löchrigen Speichersystem so manches graue Härchen beschert.

Aber das ändert nichts daran, dass ich an jedem neuen Morgen meiner Testphase ins Spiel geladen bin und mit einem fröhlichen Seufzer den Sonnenaufgang in der Spielwelt begrüßt habe. Nach mehreren Tagen kenne ich jeden Stein, jeden Pfad, (fast) jeden Einwohner und darüber hinaus den Stundenplan eines Benediktinermönches auswendig. Warum? Weil mich diese Welt so sehr gefangen nimmt, wie lange keine mehr.

Man muss dem Spiel dafür einiges verzeihen können und sich auf den eigenwilligen und oft entschleunigten Gameplay-Mix einlassen. Ich kann das, aber wer im Hinblick auf Bugs und Co. einen schwachen Magen hat, sollte definitiv die ersten Patches abwarten. Wie bei den Piranha-Bytes-Titeln handelt es sich auch hier um ein spezielles Spiel für eine besondere Zielgruppe. Aber genau solche speziellen Spiele wünsche ich mir vom Rollenspiel-Genre, weil sie den Mumm haben, mal wirklich was Neues zu wagen.

Heiko Klinge
@HeikosKlinge

Kingdom Come ist ohne Zweifel eines der mutigsten Rollenspiele der letzten Jahre. Es ordnet nahezu alles dem großen Ziel unter, ein glaubwürdiges Mittelalter-Erlebnis zu erschaffen. Wenn es sein muss auch den Spielspaß. Exemplarisch dafür steht der erste Drill am Bogen, wenn ich nach mehreren Spielstunden endlich zum Soldaten ausgebildet werde.

Meterweit fliegen meine Pfeile am Ziel vorbei, während ich von einem adligen - pardon - Arschloch verspottet werde. Nein, das fühlt sich nicht gut an. Aber es passt eben zu meiner Rolle als vollkommen untrainierter Schmiedelehrling. Wenn man sich denn darauf einlassen kann und damit klarkommt, alles andere als ein Held zu sein.

Denn in vielerlei Hinsicht erinnert Kingdom Come mehr an eine Alltagsimulation als an ein klassisches RPG. Ich muss schlafen, essen, Verletzungen sowie Krankheiten behandeln und sogar auf meine Körperhygiene achten. Das artet immer wieder in regelrechte Arbeit aus und kann stellenweise sogar hart nerven, etwa wenn ich das Spiel nicht einfach beenden und speichern darf, sondern erstmal die Quest erfüllen und anschließend noch zum nächsten Bett latschen muss.

Viele Spieler werden das hassen und Kingdom Come nach wenigen Stunden enttäuscht beiseitelegen, zumal es auch technisch alles andere als ausgereift ist. Wer allerdings auf Komfort und Genre-Konventionen verzichten kann, wenn er zum Ausgleich tief in ein faszinierendes mittelalterliches Leben eintauchen darf, der sollte sich Kingdom Come nicht entgehen lassen. Aber vielleicht noch zwei Wochen warten, bis die gröbsten Bugs beseitigt wurden.

Robin Rüther
@robinruether

Ich möchte mich so gerne in der Welt von Kingdom Come verlieren. Und das sollte eigentlich auch nicht schwer sein, denn sie ist gespickt mit glaubhaften Regeln, Landschaften und NPCs mit eigenem Tagesablauf. Eigentlich. Denn immer, wenn mich das Mittendringefühl gepackt hat, kommt ein neuer Bug oder Glitch daher und reißt mich mit sich. Beim Absteigen vom Pferd sterbe ich durch angeblichen Fallschaden.

Meine erste Patrouille kann ich nicht antreten, weil das Gespräch mit dem Questgeber immer wieder abbricht. Im Schwertkampf bleibt die Animation meines Gegners hängen, seine Angriffe setzen sich aber fort. Trotzdem spiele ich weiter, weil ich so fasziniert von dem Mittelalter bin, das mir das Spiel liefert. Es nimmt mich auf eine Reise mit, die ich so noch nicht erlebt habe.

» Wie flüssig läuft Kingdom Come: Deliverance? Zum Technik-Check!

6 von 6


zu den Kommentaren (548)

Kommentare(462)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.