Kolumne zu den abgeschalteten Mikrotransaktionen in Battlefront 2 - Die Macht ist stark in euch

Warum EAs Rolle rückwärts bei den Lootboxen von Battlefront 2 tatsächlich der Beginn eines Paradigmenwechsels sein könnte. Und wie wir den weiter vorantreiben können.

Electronic Arts spürt bei Battlefront 2 den Machtgriff der protestierenden Community. Electronic Arts spürt bei Battlefront 2 den Machtgriff der protestierenden Community.

Electronic Arts muss Ähnliches gefühlt haben wie seinerzeit Obi-Wan Kenobi in »Star Wars: Eine neue Hoffnung«: »Ich spürte eine große Erschütterung der Macht. Als ob Millionen in panischer Angst aufschrien.« Okay, im Fall von Battlefront 2 war es sicher weniger panische Angst, die zum Aufschrei führte, als vielmehr ungezügelte Wut.

Fest steht: EA ist von dieser Erschütterung der Macht heftig durchgerüttelt worden und hat wegen der heftigen Community-Proteste noch vor dem regulären Release seines Multiplayer-Shooters die Echtgeld-Mikrotransaktionen entfernt, zumindest vorerst.

Über den Autoren

GameStar-Chefredakteur Heiko hat kein grundsätzliches Problem mit Lootboxen. Sonst würde er nicht seit Jahren nahezu täglich Hearthstone zocken. Auch mit FIFA Ultimate Team kann er sich arrangieren, er muss es ja nicht spielen und bekommt mit FIFA 18 trotzdem noch ein enorm umfangreiches Gesamtpaket. Der Lootbox-Spaß hört für ihn dann auf, wenn dieses System zu einem elementaren Bestandteil eines Vollpreistitels wird.

Nur ein Anfang, aber ein wichtiger Schritt

Nun sind im Videospiele-Geschäft weder Shitstorms etwas Neues, noch aufgeschobene Mikrotransaktionen. Letzten Endes passiert bei Battlefront 2 gerade auch nichts anderes als etwa in Call of Duty: WW2 oder Forza Motorsport 7. Wenn man zynisch sein möchte, könnte man sogar sagen, dass sich Electronic Arts mit seinem Lootbox-System lediglich ungeschickter verhalten hat.

Und wir dürfen uns auch nichts vormachen: EAs plötzlicher Kurswechsel bedeutet noch lange nicht das Ende von Mikrotransaktionen und Lootboxen in Vollpreisspielen. Dafür ist dieses Geschäftsmodell nach wie vor viel zu erfolgreich.

Aber ich glaube dennoch, dass sich etwas ändern wird. Denn der Fall Battlefront 2 unterscheidet sich in einem entscheidenden Aspekt von allen anderen Lootbox-Diskussionen in den vergangenen Monaten: Es war kein Spezialistenthema, sondern ging weit über die Gaming-Grenzen hinaus.

So weit, dass EA eben nicht nur ein paar aufgebrachte Fans und kritische Reviews befürchten musste, sondern massive Umsatzeinbußen. Denn während es bei ebenfalls diskutierbaren Lootbox-Systemen wie Mittelerde: Schatten des Krieges oder FIFA Ultimate Team auch bei uns in der Redaktion unterschiedliche Meinungen gibt, waren sich bei Battlefront 2 zumindest gefühlt alle einig: Das geht zu weit!

Warum EA keine Wahl hatte

Der mit weitem Abstand unbeliebteste Reddit-Kommentar aller Zeiten, Untersuchungen der belgischen Glücksspielkommission, viral gehende Sticheleien des Konkurrenten Blizzard oder Berichte von gaming-fremden Leitmedien wie CNN sind Signale, die ein Wirtschaftsunternehmen wie EA nicht einfach beiseite wischen kann. Erst recht nicht, wenn zusätzlich Wall-Street-Analysten ihre Sorge darüber äußern, dass die Wut in den sozialen Medien den Battlefront-Verkaufszahlen schaden könnte. EA musste reagieren.

So leer sieht aktuell der Shop von Battlefront 2 aus. Die Echtgeldkäufe wurden komplett entfernt. So leer sieht aktuell der Shop von Battlefront 2 aus. Die Echtgeldkäufe wurden komplett entfernt.

Aber auch alle anderen Publisher und Entwickler, die mit Lootbox-Systemen arbeiten oder noch arbeiten wollen, können nach diesem Massenaufschrei nicht einfach zum »Business as usual« zurückkehren. Denn sie wissen jetzt ein für allemal, welche Sprengkraft es haben kann, wenn sie hier einen Fehler machen.

Wieder verstummen ist keine Option

Egal wie die Geschichte bei Battlefront 2 ausgeht: Sie zeigt, welche Macht wir Spieler nach wie vor haben, wenn wir als Einheit auftreten. Denn dann sind wir eben keine kritischen Einzelmeinungen mehr, sondern ein Wirtschaftsfaktor.

Und genau deshalb muss die Diskussion um Lootboxen weitergeführt werden: Nicht nur von den Gamern, nicht nur von der Industrie, nicht nur von den Behörden und nicht nur von den Medien. Sondern von uns allen.

Wir wollen eure Meinung: Wie soll GameStar in Zukunft mit Lootboxen umgehen?

Dann bin ich überzeugt davon, dass wir auch dieses Mal Änderungen herbeiführen werden - so wie schon bei den Mini-DLCs, die nach Jahren des Protests immer häufiger wieder durch richtige Addons ersetzt werden. Das kriegen wir Gamer auch bei Lootboxen hin. Aber eben nur, wenn wir anders als bei Obi-Wans Zitat nicht wieder »plötzlich verstummen«. Wir sind die Kunden. Die Macht ist mit uns.

Eine bittere Wahrheit - Videokommentar zum Siegeszug von Mikrotransaktionen Video starten 2:43 Eine bittere Wahrheit - Videokommentar zum Siegeszug von Mikrotransaktionen

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