Phänomen Homebrew - Sozialer Spaß für Spätentwickler

Irre Sammlerpreise, Emu-Konsolen, HD-Remakes: Der Retrospiele-Hype ist ungebrochen. Doch nicht nur alte Titel kommen zurück auf den Bildschirm. Eine wachsende Zahl kreativer Nostalgiker entlockt angegrauter Hardware frische Pixel.

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Halo auf dem Atari 2600, einer Konsole von 1977? Klar, Homebrew macht's möglich! Halo auf dem Atari 2600, einer Konsole von 1977? Klar, Homebrew macht's möglich!

Es ist keine neue Erkenntnis, dass Retro-Gaming heutzutage riesig ist, schon lange kein bloßer Trend mehr, sondern ein nicht wegzudenkender Teil von Spielekultur und -branche. Und trotzdem überrascht es immer wieder, welche Faszination von bis zu 40 Jahre alter Hard- und Software auszugehen scheint, welche Anziehungskraft interaktive Artefakte der Spielefrühzeit heute noch ausstrahlen.

Zuletzt gut zu beobachten war das auf der Gamescom im August 2017, wo 1.600 Quadratmeter der Halle 10 sich erneut in ein Retro-Spieleparadies verwandelten, das unablässig von Besuchern jeden Alters durchstreift wurde. Die fanden hier 2017 aber nicht nur gut gealterte Spielgeräte und Spielemacher (wie Angehörige des deutschen Kultentwicklers Factor 5 oder den Sensible-Soccer-Vater Jon Hare), sondern auch eine ungewöhnlich große Zahl an aktuellen Titeln für antike Hardware.

Am Stand des Leipziger Retrospiele-Publishers poly.play etwa, wo auf Schneider CPC und Commodore 64 traditionelle, aber brandneue Action-Plattformer wie Golden Tail und Rescuing Orc ausgetestet werden konnten. Oder bei Out of Order Softworks aus Landau, die klassische 8-Bit-Abenteuer machen und zusammen mit den C64-Profis von Protovision das Adventure-Entwicklersystem D42 vertreiben.

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Oder bei den italienischen Intellivision-Experten Elektronite, die ihre (offiziell lizenzierte) Adaption des Amiga-Hypespiels Defender of the Crown auf der Mattel-Konsole präsentierten. Sie alle sind Teil einer wachsenden Homebrew-Szene, die ihre Arbeit mit und an den obsoleten Plattformen mehr als kreatives und kommunikatives Hobby denn als Business begreift.

Als »super Denksportarbeit« und »Möglichkeit, eigene Ideen relativ unbeeinflusst umzusetzen«, wie der Amiga-Entwickler Richard Löwenstein den Reiz dieser an Bedeutung gewinnenden Retro-Randerscheinung beschreibt.

Die Retro-Experten Weloveoldgames.com machten Homebrew in diesem Jahr zu einem Thema auf dem Gamefest und der Sonderausstellungsfläche des Computerspielemuseums in Berlin. (Bild: Philipp Frei) Die Retro-Experten Weloveoldgames.com machten Homebrew in diesem Jahr zu einem Thema auf dem Gamefest und der Sonderausstellungsfläche des Computerspielemuseums in Berlin. (Bild: Philipp Frei)

Neues Leben für alten Code

Der einstige Chefredakteur des Amiga Joker entwickelte schon ab Mitte der 1980er im Alleingang Spiele, die als Listing (also Programmiercode zum Abtippen) in Zeitschriften wie Happy Computer erschienen, bevor er mit der C64-Umsetzung von Persian Gulf Inferno erst kurz ins Profientwickler-Lager wechselte, um schließlich dauerhaft Spiele- und Technikjournalist zu werden.

2015 zum zweiten Mal Vater geworden, suchte Löwenstein eine Beschäftigung für durchwachte Nächte und stieß dabei auf ein unvollendetes Projekt aus den späten 1980ern - einen Horizontal-Shooter, den er im vergangenen Jahr schließlich unter dem Namen Reshoot für Amiga 1200, 4000 und CD32 veröffentlichte.

Das von zwei russischen Programmierern geschaffene ZX Spectrum-Demake von Doom schaffte es nicht über eine Demoversion hinaus. Immerhin ist die Nähe zur Vorlage deutlich erkennbar. Das von zwei russischen Programmierern geschaffene ZX Spectrum-Demake von Doom schaffte es nicht über eine Demoversion hinaus. Immerhin ist die Nähe zur Vorlage deutlich erkennbar.

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