Kolumne zu Playerunknown's Battlegrounds - Natürlich das Spiel des Jahres

PUBG-Erfinder Brendan Greene ist sich nicht sicher, ob sein Battle-Royale-Shooter das Spiel des Jahres sein sollte. Natürlich ist es das, sagt Stefan Köhler.

Playerunknown's Battlegrounds hat das Jahr 2017 locker für sich entschieden. Playerunknown's Battlegrounds hat das Jahr 2017 locker für sich entschieden.

Persönlich möchte er keine Trophäe für das Spiel des Jahres gewinnen: Brendan »Playerunknown« Greene, Schöpfer von Playerunknown's Battlegrounds, sieht sein Werk nicht als Kandidat für Game-Of-The-Year-Auszeichnungen. Trotzdem ist PUBG natürlich überall nominiert, etwa bei den Game Awards 2017, und natürlich (Spoiler) wird es auch bei den GameStars 2017 eine Rolle spielen. Bei den Joystick Awards 2017 gab es bereits die Preise für das beste PC- und Multiplayer-Spiel.

Warum also die falsche Bescheidenheit? Dafür gibt es einfach keinen Grund, wenn man tatsächlich das Spiel des Jahres entwickelt hat.

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Für Stefan war die Marschrichtung des Genres bereits klar, als er 2013 um einen Flugzeughangar in DayZ kämpfte, um die beste Ausrüstung im Spiel einzustreichen. Open-World-Survival würde sich auf die Spielerkonflikte konzentrieren und das Spieltempo straffen müssen. Kein Wunder, dass Brendan Greene Battle Royale zuerst als DayZ-Mod entwickelt und 2017 mit Playerunknown's Battlegrounds die Quintessenz der Spielidee herausdestilliert hat.

Natürlich muss man verschiedene Aspekte bei einer Wahl des Spiels 2017 betrachten, so etwas kann man nicht eindimensional entscheiden. Was hat Playerunknown's Battlegrounds auf seiner Seite?

Massiver finanzieller Erfolg

Bis Weihnachten dürfte sich PUBG 23 bis 24 Millionen Mal verkauft haben, und das alleine für den PC. Das ist im Bereich eines FIFA oder Call of Duty, wenn die beiden Marken mal ein sehr gutes Jahr haben. Kein PC-Spiel war 2017 erfolgreicher, nicht einmal im Ansatz. Und auch die meisten Multiplattform-Spiele müssen sich den Zahlen des Shooters beugen.

Wer auf die Stärke des PCs verweisen will, wer den Beweis braucht, dass der PC eine Plattform für immensen Erfolg sein kann, der muss nur auf Playerunknown's Battlegrounds deuten. Würde es einen GOTY-Award für das erfolgreichste Spiel des Jahres geben, mit Bonuspunkten für Überraschungshits, dann würde PUBG ohne Umschweife gewinnen. Und es wäre nicht mal knapp.

PUBG - Wie konnte Battlegrounds das Battle Royale gewinnen? - GameStar TV Video starten PLUS 15:16 PUBG - Wie konnte Battlegrounds das Battle Royale gewinnen? - GameStar TV

Der Innovationsfaktor

Brendan Greene gilt als Vater des Battle-Royale-Genres, mit PUBG hat er endlich sein erstes eigenes Spiel entwickelt (nachdem er zuerst die Battle-Royale-Mod und dann für H1Z1 den »King of the Kill«-Spielmodus erarbeitet hatte). Battle Royale ist jung, 2017 war das Durchbruchsjahr für den kompetitiven Multiplayer-Modus. Warum also nicht für Innovation belohnen? Schauen wir auf die nominierten Spiele der Game Awards 2017, dann sehen wir das x-te Zelda, das x-te Super Mario, das x-te Persona und mit Horizon Zero Dawn das x-te Open-World-Actionspiel nach Ubisoft-Formel.

Alles hervorragende Spiele, die ihre Nominierung verdient haben, ohne Frage. Aber würden wir perfekt polierte Spiele besser bewerten als innovative Spiele, dann würden wir Jahr und Jahr Blizzard mit Preisen zuschütten. Und wer wird in fünf Jahren noch sagen, dass Zelda: Breath of the Wild, Super Mario Odyssey oder Horizon Zero Dawn irgendetwas wirklich neu gemacht oder die Zukunft der Spiele geprägt haben? PUBG sticht hier eindeutig heraus - und das sollte bei der Entscheidung Gewicht haben.

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Nicht eine Geschichte, sondern meine Geschichte

Ebenfalls den oben genannten Spielen voraus: Playerunknown's Battlegrounds setzt auf Emergent Storytelling. Die Spieler schreiben ihre eigenen Geschichten und erleben keinen festen Plot, in jeder Partie entspinnt sich eine neue Narrative. Mal witzig, mal voller Spannung - aber stets ist es die Geschichte, die die Spieler selber schreiben.

Diese Art von Spielen sind äußerst selten und die Brillanz von PUBG im Bereich Emergent Storytelling im Jahr 2017 unerreicht. Spieler heben Emergent Storytelling immer hoch, was die Beliebtheit eines Skyrims oder die Nostalgie hinter World of Warcraft: Classic erklärt. PUBG steht in dieser Tradition und sollte entsprechende Würdigungen erhalten.

Über die letzte Hürde kann man klettern

Natürlich gibt es auch Gründe, warum Playerunknown's Battlegrounds nicht Spiel des Jahres werden sollte. Allen voran: Wir reden von einem Early-Access-Titel, das Spiel ist noch unfertig. Sollte bis Ende des Jahres Version 1.0 erscheinen, hat sich die Diskussion zwar eh erledigt. Passiert das jedoch nicht, dann sollte man sich schon fragen, ob ein halbfertiger Titel das Spiel des Jahres werden sollte.

Playerunknowns Battlegrounds - Update 1.0: Vaulting + Co im Video-Check Video starten 10:03 Playerunknown's Battlegrounds - Update 1.0: Vaulting & Co im Video-Check

Und die Antwort lautet wohl : Ja! Schon vor 11 Jahren hatten die GameStar-Leser Gothic 3 trotz seiner massiven Probleme zum Spiel des Jahres 2006 gewählt. Und das war ein einfach unfertiges, verbuggtes Spiel und kein Early-Access-Titel. Unfertig kann also wohl kein Argument sein, wenn das Spiel in anderen Bereichen deutlich heraussticht. Und ich lehne mich jetzt einfach mal aus dem Fenster und behaupte, dass Kletteranimationen und ein paar mehr Waffen nicht die großen Features sind, die PUBG zum Griff nach der Spielekrone fehlen.

(Falsche) Symbolwirkung

Ein anderes Argument gegen einen Sieg von PUBG wäre die Symbolwirkung. 2017 geht der angebliche Tod des Singleplayer-Erlebnisses als Schreckgespenst um, da wird es sicher einigen Spielern und Fachjurys in den Fingern jucken, symbolisch für ein Singleplayer-Spiel zu votieren.

Aber nochmal: Das Jahr gehört eindeutig Playerunknown's Battlegrounds. Einem anderen Spiel aus Trotz den Preis zu überreichen, das man vielleicht gerne gespielt hat (und an das sich im nächsten Jahr schon keiner mehr erinnert), wäre zu kurzsichtig. Hier sollte das beste, wichtigste Spiel des Jahres belohnt und nicht die eigene Agenda gefahren werden.

Brendan Greene mag sich in Interviews auch noch so zurückhaltend geben, sein Shooter ist eindeutig das Spiel, das Jahr 2017 wie kein anderes geprägt hat. Und das weiß Greene auch selbst.

Mehr im Plus-Report:Auf den Spuren des Megaerfolgs Playerunknown's Battlegrounds

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