Vier Einzelkämpfer
Nicht jeder Auftrag bietet so eine brillante Dramaturgie, dennoch glänzt das Missionsdesign mit überdurchschnittlich vielen cleveren Ideen. Das ist wichtig, weil wir die Aufträge wieder und wieder angehen, um Waffen freizuschalten, unsere Spielfigur aufzuleveln und unser Hauptquartier zu verschönern. Payday 2 hat trotzdem die Nase vorn, da es mehr spielerische Abwechslung und vielfältigere Gegner bietet.
Im direkten Vergleich lässt Raid vor allem viele Koop-Mechaniken vermissen, die Payday auszeichnen. Die vier Charakterklassen haben zwar Spezialisierungen, die wir nach und nach freischalten und sind auf verschiedene Waffentypen ausgelegt, dennoch muss man nur selten wirklich zusammenarbeiten.
Munitions- und Erste-Hilfe-Pakete bekommen wir nicht von den Mitspielern, wir finden Nachschub einfach im Level - und müssen ihn mühsam per Tastendruck einzeln aufklauben. Und die Spezialfähigkeiten beschränken sich auf einen Kampfschrei, der je nach Klasse etwa den Schaden oder die Geschwindigkeit des Teams erhöht. So ballern wir meistens nebeneinander her, statt einander zu helfen.
Ganz anders in Payday. Dort übernehmen die Spieler mitunter gänzlich unterschiedliche Rollen - einer ist aufs lautlose Ausschalten von Feinden spezialisiert und übernimmt Schleichpassagen, dafür hält ihm ein anderer mit seinem dicken MG den Rücken frei, wenn's brenzlig wird. Klar, Raid ist durch die vereinfachten Mechaniken deutlich einsteigerfreundlicher, wir so aber auch schneller langweilig.
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Die ganze Wehrmacht rückt an
Tja, und dann sind da noch die Schwächen, die Raid von Payday übernommen hat, ohne sie auszubessern. Allen voran die stullendoofe KI: Sämtliche computergesteuerten Figuren im Spiel, also Verbündete und Feinde, teilen sich den IQ einer einzigen schimmligen Kartoffel. Einige Spione, die wir unter Einsatz unseres Lebens befreit haben, schlendern etwa in aller Seelenruhe kreuz und quer über die Karte, statt schnurstracks zum wartenden Flieger zu sprinten.
Gleichzeitig nimmt uns die komplette Wehrmacht unter Feuer. Weil die Soldaten uns nämlich nur in der Masse gefährlich werden, hetzt uns das Spiel lächerlich große Gegnermengen auf den Hals, die aus dem Nichts in jedem Winkel des Levels auftauchen können. Mit unseren Bleispritzen, die sich durchweg zu schwachbrüstig anfühlen, ballern wir die deutschen Horden recht gelangweilt nieder. Wer Payday kennt, ist an dieses Gefühl gewöhnt, das macht es aber nicht besser.
Wer keine echten Mitspieler findet oder will, dem stehen auf Wunsch KI-Kameraden zur Seite. Die sind immerhin in der Lage, uns wiederzubeleben, zu viel mehr taugen sie nicht. Dennoch ist es zumindest auf den unteren Schwierigkeitsgraden möglich, Raid auch alleine zu spielen.
Technik von vor dem Krieg
Und auch die Technik basiert ganz eindeutig auf Payday 2, einem Spiel von 2013 (!), das schon damals nicht gerade für Speichelpfützen auf unserem Schreibtisch sorgte. Texturen und Modelle stammen noch aus einer anderen Generation der 3D-Technik und die Effekte spotten jeder Beschreibung. Das tut teilweise wirklich in den Augen weh.
Wie beim offensichtlichen Vorbild muss man also über einige Schwächen hinwegsehen, dann kann man mit Raid: World War 2 durchaus Spaß haben - nur eben nicht so viel wie mit Payday 2.
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