Lachen ist gesund
Mit den Parkbesuchern hat Roller Coaster Tycoon World den Vogel abgeschossen und sorgt regelmäßig für Lachtränen beim Zuschauer. Besucher laufen und gleiten gleichzeitig. Mal gehen sie wie Zombies, dann wieder sieht es so aus, als hätten sie sich die Hosen vollgemacht – letzteres ist sogar durchaus im Sinne des Spiels, da die Parkbesucher gern einfach auf den Boden schiffen, selbst wenn das Klo direkt daneben steht. Einige halten sich den Arm, als wäre er gebrochen und wenn die Leute Merchandising-Produkte mit sich herumschleppen, sieht das oft aus, als litten sie an einem bösartigen Tumor. Das Betreten und Verlassen von Fahrgeschäften erfolgt über Teleportation, die Figuren sind kurz weg und dann im Sitz - oder eben umgekehrt. Kommen die Leute aus einem Fahrgeschäft, gibt's am Ausgang den Zufriedenheitscheck: Besucher hält an, jubelt (oder auch nicht) und geht dann weiter um sich – beispielsweise – gepflegt auf die Füße zu erbrechen.
Überhaupt: Es gibt keine Kollisionsabfrage, die Leute clippen durch alles und jeden hindurch. Techniker gleiten nach der Arbeitsanimation an Geschäften (bei der sie den Werkzeugkoffer stets in der Hand behalten!) aus dem Fahrgeschäft, die Hausmeister kommen oft zu viert oder fünft ineinander verschlungen aus dem Servicehaus, um sich dann bei entsprechenden Müllvorkommen plötzlich zu teilen.
Eine technische Zumutung
Grafisch ist ein Spiel einer so renommierten Marke im Jahr 2016 kaum zu rechtfertigen. Mit viel gutem Willen könnten wir es akzeptieren, aber ein Spiel, das sehr von seiner Optik lebt in einem derartigen Zustand zu veröffentlichen grenzt (vor allem nach der Präsentation des Konkurrenzprodukts Planet Coaster) entweder an Arroganz oder ist Ausdruck purer Verzweiflung. Texturen aus dem letzten Jahrhundert, Clipping-Fehler bis der Notarzt kommt, Animationen die zwischen »okay« und »gruselig« schwanken und regelmäßig läuft die Darstellung am Boden Unschärfe-Amok und blendet den halben Park aus. Und dann ist da die Performance (wohlgemerkt auf PCs, die im oberen Bereich der Leistungsskala rangieren) die uns ganz bewusst in dieser Deutlichkeit die Frage formulieren lässt: Wollt ihr uns eigentlich verarschen? Und die Geräuschkulisse, die von extrem schlechter Qualität bei der Fahrgeschäfte-Musik bis zu zweifelhaften Stöhn-Orgien von Achterbahnbesuchern reicht, vermittelt zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, in einem echten Freizeitpark zu sein.
Wenn wir Attraktionen oder Gegenstände im Menü auswählen, friert das Spiel kurz ein. Wenn wir Pflanzen setzen, friert das Spiel kurz ein. Volle Parks verzeichnen ständig Einbrüche bei den Bildraten, die Parkbesucher ruckeln generell ab einem gewissen Kamera-Abstand vor sich hin, dass wir glauben, auf einem 4.86er-Computer von 1995 zu spielen. Das Licht – bei Tag und Nacht – bewegt sich derartig abgehackt, dass wir in Bereichen mit vielen Schatten den Eindruck einer Dia-Show bekommen.
Um es ganz klar zu stellen: Wir wissen, was Early Access bedeutet. Roller Coaster Tycoon World ist aber eigentlich nicht für Early Access gedacht gewesen und sollte schon im letzten Jahr offiziell veröffentlicht werden. Zudem geht es für Vollpreis über die Early-Access-Theke. Roller Coaster Tycoon World ist in einer Nacht-und-Nebel-Aktion ins Early Access-Programm geschoben worden und zwar nur aus einem Grund: Um Schadensbegrenzung zu betreiben. Und dafür ist das Early-Access-Programm eigentlich nicht gedacht.
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