Rust - Tagebuch des Scheiterns

Überlebenskampf in Reinkultur: Wir ­haben den Early-Access-Hit Rust angespielt und für unsere Vorschau Protokoll geführt.

GameStar Plus Logo
Weiter mit GameStar Plus

Wenn dir gute Spiele wichtig sind.

Besondere Reportagen, Analysen und Hintergründe für Rollenspiel-Helden, Hobbygeneräle und Singleplayer-Fans – von Experten, die wissen, was gespielt wird. Deine Vorteile:

Alle Artikel, Videos & Podcasts von GameStar
Frei von Banner- und Video-Werbung
Einfach online kündbar

Jeden Tag schlagen sich Zehntausende halbnackte Männer mit Steinen gegenseitig die Schädel ein. Rust, das neue Spiel der Entwickler von Garry's Mod, zählt seit Wochen zu den beliebtesten Spielen auf Valves Onlineplattform Steam und stellt sogar DayZ in den Schatten: Aktuell (Februar 2014) tummeln sich den Steam-Statistiken zufolge knapp 50.000 Spieler auf den Servern, das sind ganze 20.000 mehr als im Survival-Konkurrenten.

Die Entwickler haben mit Rust binnen eines Monats mehr als die Hälfte dessen eingenommen, was Garry's Mod in neun Jahren erwirtschaftet hat. Kurzum: Rust ist ein Phänomen. Und das, obwohl die spielbare Early-Access-Version noch unfertiger ist als der Berliner Flughafen, schlechter aussieht als manches Browserspiel und Anfängern eine kürzere Lebenserwartung zugesteht als Bond-Bösewichten in einem Haifischbecken.

Nachdem wir das Spiel bereits im Early-Access-Special in der letzten Ausgabe angeschaut haben, nehmen wir es jetzt noch einmal genauer unter die Lupe - nicht, weil wir so begeistert waren, sondern gerade, weil wir es nicht waren. Zwar haben wir Rust ein ordentliches Potenzial attestiert, aber auch viel zu wenig Inhalt. Doch irgendeinen Grund muss es haben, dass schon jetzt Abend für Abend Unmengen an Spielern die Steam-Server bevölkern. Begeben wir uns also auf Spurensuche nach der »Faszination Rust«.

Rust - Screenshots ansehen

Tag 1 - Der gute alte Stein

Unsere Reise beginnt ganz unromantisch im integrierten Serverbrowser, in dem wir uns eine der vielen angebotenen Partien aussuchen. Eigene dürfen wir allerdings nicht erstellen, auch offline funktioniert Rust nicht. Wir spielen immer im Internet - und gemeinsam mit bis zu 200 anderen. Als unsere Spielfigur nach der Serverwahl die Augen öffnet, erstreckt sich vor uns eine idyllische Ebene, durchzogen von Bäumen und Gesteinsformationen. Kein schlechter Ort, um in der Wildnis zu überleben. Essenzielle Rohstoffe wie Holz und Stein sind offenbar im Überfluss vorhanden, gefährliche Tiere scheinen sich keine herumzutreiben und auch keine anderen Spielern.

Wir hätten es also schlechter treffen können. Man stelle sich vor, wir wären in einem moskitoverseuchten Sumpf gelandet oder mitten in einer Eiswüste oder noch schlimmer: zusammen mit Z-Sternchen im australischen Busch. Oh, wie wir uns täuschen! Gegen die Schrecken von Rust Island, dem Schauplatz von Rust, wäre selbst eine mit Z-Promis verseuchte Sumpfeiswüste das Paradies. Doch das werden wir erst später feststellen, denn erstmal sieht alles eher nach gemütlichem Campingurlaub aus.

Mit der Steinaxt bauen wir Rohstoffe deutlich schneller ab als mit unserem Allzweck-Stein. Mit der Steinaxt bauen wir Rohstoffe deutlich schneller ab als mit unserem Allzweck-Stein.

In unserem Inventar finden wir bereits eine grundlegende Survival-Ausrüstung: eine Fackel, zwei Bandagen für den Notfall und einen Stein. Der Felsklumpen hilft uns wie ein Steinzeit-Taschenmesser in allen Lebenslagen. Schlagen wir damit auf Bäume, kriegen wir Holz, verkloppen wir Tiere, gibt's was zu futtern (denn natürlich müssen wir essen), und malträtieren wir Felsen erhalten wir ... nichts. Stein und Erze bauen wir nämlich nur an ganz speziellen Findlingen ab und nicht an den großflächigen Gebirgszügen.

Unsere erste Aufgabe besteht also darin, einen dieser ominösen Brocken zu finden. Das ist aber schwerer, als es klingt, denn in einigen Gebieten der riesigen Karte gibt es kaum Ressourcen. Zum Glück stoßen wir nach einiger Sucherei auf ein Vorkommen. Gerade Stein ist zu Beginn sehr wichtig, denn daraus basteln wir uns etwa eine simple Axt, mit der wir wesentlich schneller Rohstoffe abbauen können. Das ist in Rust flott getan. Im entsprechenden Menü klicken wir lediglich auf die begehrte Axt und bekommen die benötigten Materialien angezeigt.

Weil wir schon alles im Inventar haben, genügt ein weiterer Mausklick, und einige Sekunden später halten wir unser neues Lieblingswerkzeug in Händen. Mach's gut Stein, dich brauchen wir jetzt nicht mehr. Natürlich wollen wir unser neues Multitool gleich ausprobieren und beackern gerade den nächsten Baum, als wir plötzlich Schritte hinter uns hören. Obwohl wir sofort herumwirbeln, erkennen wir den halbnackten Angreifer nur noch schemenhaft, bevor er uns mit -einigen saftigen Schlägen zu Boden schickt - Game Over.

Tag 1 - Wo geht's zu meinem Grab?

Da sind wir wohl Opfer eines besonders hitzköpfigen Mitspielers geworden, naja sei's drum. Nach einem Klick auf den »Respawn«-Button stehen wir scheinbar am gleichen Ort, an dem wir zuvor schon gestartet sind. In unserer Hand: ein Stein. Hallo Stein, schön dich wiederzusehen. Genau wie DayZ setzt Rust auf Permadeath. Soll heißen: Wer einmal stirbt, verliert sein gesamtes Inventar und muss das Spiel von vorne beginnen.

In der verzweifelten Hoffnung, unsere geliebte Steinaxt retten zu können, weil unser Mörder den Wert dieses edlen, handgefertigten Werkzeugs verkannt hat, machen wir uns auf die Suche nach unserer Leiche - so fern kann sie schließlich nicht sein. Weit gefehlt. Als wir vor uns plötzlich eine Straße und einige verfallene Gebäude entdecken, die uns vollkommen unbekannt sind, erkennen wir: Wir sind nicht am selben Ort auferstanden, Rust Island sieht lediglich fast überall gleich aus. Wo man geht und steht, finden sich Grasflächen, Bäume und Felsen.

Rust - Gameplay-Trailer: Ein Tag in Rust Video starten 0:39 Rust - Gameplay-Trailer: Ein Tag in Rust

Diese Leere ist von den Entwicklern beabsichtigt. Statt Rust Island mit vorgefertigten Objekten zuzupflastern, wollen sie den Spielern Raum geben, ihre eigenen Ideen zu verwirklichen und die Insel mit selbstgebauten Behausungen interessant zu gestalten. Bis zu unserem Server scheint sich das aber noch nicht wirklich herumgesprochen zu haben, neben den einfachen Holzverschlägen, die wir auf Knopfdruck craften können, sehen wir nur selten größere Bauwerke.

Sporadisch gibt es aber doch vorgefertigte Objekte wie Gastanks, Häuser und die angesprochene Straße, die bei der Orientierung helfen. Ansonsten müssen wir uns Felsformationen einprägen und die Himmelsrichtung anhand des Sonnenstands bestimmen. Karte oder Kompass gibt es auch im späteren Spiel nicht. Während wir aber noch auf der Straße stehen und grübeln, aus welcher Richtung der Strahlemann uns gerade auf die Birne brennt, hören wir schon wieder Schritte, gefolgt von einem Knall - Game Over.

1 von 4

nächste Seite


zu den Kommentaren (34)

Kommentare(32)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.