30 Jahre Amiga - Die bewegte Geschichte des Kult-Computers

Er war die Freundin einer ganzen Generation und genießt bis heute Kultstatus unter Spielern: Der Commodore Amiga feiert seinen 30. Geburtstag! In unserem Jubiläums-Special blicken wir nostalgisch zurück – auf die verworrene Hardware-Entwicklung des Amiga und die wichtigsten Spiele für den Computer-Oldie.

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Kaum zu glauben: Im US-Bundesstaat Michigan steuert ein Amiga-Computer seit 30 Jahren die Klimaanlagen an 19 öffentlichen Schulen. Das System arbeitet zuverlässig, allerdings stören die Funkgeräte der Hausmeister gelegentlich das Signal des uralten Amiga-Modems.

Und dann ist da ja noch das Problem mit den Ersatzteilen: Maus und Monitor müssen gebraucht gekauft werden. Denn der Amiga-Fabrikant Commodore existiert schon lange nicht mehr. Das Vermächtnis des einst größten Computerherstellers der Welt lebt aber weiter, nicht nur in amerikanischen Bildungsanstalten, sondern auch in den Köpfen vieler ehemaliger Amiga-Nutzer.

Aus der Not geboren: Die Anfänge

Nach dem beispiellosen Erfolg des C64 sollte es Commodore Anfang der 80er-Jahre eigentlich blendend gehen. Doch nach dem Abgang des Firmengründers Jack Tramiel steht die Firma 1984 mit heruntergelassenen Hosen da: Hochrangige Ingenieure wechseln zum Konkurrenten Atari, die rechtzeitige Entwicklung eines adäquaten C64-Nachfolgers hat man verschlafen.

Mit ihm fängt am 23. Juli 1985 alles an: der Amiga 1000. Die Präsentation für die deutsche Presse wird knapp ein Jahr später von Frank Elstner (damals noch Wetten, dass..?) moderiert. Mit ihm fängt am 23. Juli 1985 alles an: der Amiga 1000. Die Präsentation für die deutsche Presse wird knapp ein Jahr später von Frank Elstner (damals noch Wetten, dass..?) moderiert.

Doch eine Investition von 27 Millionen US-Dollar entpuppt sich als Hauptgewinn: Denn für diesen aus heutiger Sicht lächerlichen Betrag (wir erinnern uns: Microsoft bezahlte 2014 für die Minecraft-Macher Mojang 2,5 Milliarden Dollar) kauft Commodore die Firma Amiga. Die arbeitet an einer fortschrittlichen 16-Bit-Spielkonsole.

Aus deren Technikgrundgerüst entsteht schließlich der Amiga 1000, ein Computer mit geradezu sensationeller Architektur: Drei spezielle Zusatz-Chips sorgen für ungekannt hohe Multimedia-Leistung: Agnus kümmert sich um die Verwaltung der Daten, Denise mach die Grafik flott und Paula gibt den Ton nicht nur an, sondern auch aus. Weil das Image von Commodore Mitte der 1980er-Jahre jedoch stark angekratzt ist, kommen die ersten Modelle des Amiga 1000 im Jahr 1985 noch ohne das Logo des Herstellers in den US-Handel.

Kurios:Amiga-Computer betreibt Klimaanlagen in Schulen

Der spanische Titel Amiga bedeutet indes Freundin und wird (auch deshalb) gewählt, weil man in alphabetischen Listen vor den Apple-Produkten auftauchen will. Der hohe Preis sorgt in Kombination mit Commodores Misswirtschaft jedoch dafür, dass die Verkaufszahlen des Amiga 1000 überschaubar bleiben. Erst die Ernennung von Thomas Rattigan zum Firmenchef bringt die Wende.

Die Typenbezeichnung des 1040 ST leitet sich von seiner Arbeitsspeichergröße ab – die 1024 Kilobyte rundet Atari einfach großzügig auf. Die Typenbezeichnung des 1040 ST leitet sich von seiner Arbeitsspeichergröße ab – die 1024 Kilobyte rundet Atari einfach großzügig auf.

Atari ST: Der große Konkurrent des Amiga
Commodore-Günder Jack Tramiel verlässt das Unternehmen 1984 im Streit, übernimmt die Consumer-Sparte von Atari und tritt sogleich in Konkurrenz zu seinen alten Kollegen: Mit dem Atari ST will Tramiel dem Amiga einen ebenbürtigen Widersacher entgegen stellen. Die Abkürzung ST steht dabei für »Sixteen/Thirtytwo« und symbolisiert den externen (16 Bit) sowie den internen (32 Bit) Datenbus des Prozessors.

Mitte 1985 geht mit dem 520 ST das erste Modell in Serie - und wird von der Fachpresse scherzhaft Jackintosh getauft. Schon bald folgt mit dem 1040 ST die erfolgreichste Variante des ST: 1024 KByte Arbeitsspeicher, eingebautes Diskettenlaufwerk, internes Netzteil, günstiger Preis - der Amiga hat seinen Hardware-Erzfeind gefunden. Doch die Atari-Rechner finden (dank ihrer sehr scharfen Bilddarstellung im Schwarz-Weiß-Modus) vor allem bei professionellen Anwendern Zuspruch - im Gamer-Segment ist der Amiga 500 mit seiner speziellen Grafik- und Soundlösung klar überlegen.

Entsprechend sind die Spiele für den ST auch zumeist nur Umsetzungen, Exklusivtitel wie der Mehrspieler-Knaller MIDI Maze bleiben Mangelware. 1990 soll der Atari TT (Falcon) das Ruder noch einmal rumreißen, doch die IBM-PCs haben bereits das Zepter übernommen. 1993 zimmert Tramiel dann noch den finalen Sargnagel in das einstige Weltunternehmen Atari: Die Jaguar-Videospielkonsole verkauft sich miserabel - 1996, also erst zwei Jahre nach Commodore, ist Atari schließlich insolvent.

Durchbruch als Billigheimer: Der Amiga 500

Der Amiga 2000 ist 1987 das Highend-Gegenstück zum Massenmarkt-Rechner Amiga 500, das erste Modell der 2000er-Serie wird in Braunschweig entwickelt. Der Amiga 2000 ist 1987 das Highend-Gegenstück zum Massenmarkt-Rechner Amiga 500, das erste Modell der 2000er-Serie wird in Braunschweig entwickelt.

Der neue Boss teilt die Amiga-Sparte 1987 kurzerhand in zwei Nachfolge-Produkte auf - ein abgespecktes, aber eben günstiges für den Massenmarkt. Und ein teures Highend-Gerät für professionelle Anwender. Während letzterer, der Amiga 2000, knapp 4.000 DM kostet, ist sein kleiner Bruder Amiga 500 mit 1.300 DM auch für Spieler halbwegs erschwinglich - und wird so zum Massenphänomen.

In den gerade mal vier Jahren seines Bestehens (das Produktionsende ist schon 1991 und liegt damit vor dem des C64!) bringt es der Amiga 500 alleine in Deutschland auf über eine Million verkaufte Exemplare - ein Großteil davon steht in Kinder- und Teenie-Zimmern. Leider auch deshalb, weil die Spiele vergleichsweise simpel zu duplizieren sind: Die Schulhöfe der Nation werden zu Tauschbörsen für illegal kopierte Software.

»Die gewissenlose Raubkopiererei auf dem Amiga gibt einem als Publisher eine harte Nuss zu knacken«, beschwert sich Guido Henkel von Attic Entertainment (u.a. Das Schwarze Auge: Die Schicksalsklinge). So werden Titel wie Sensible Soccer, Defender of the Crown oder Die Siedler zwar von Hunderttausenden gespielt, aber nur selten auch bezahlt.

Ein weiteres Problem des 500ers: Schon bald reicht sein Arbeitsspeicher von 512 KByte für viele Titel nicht mehr aus. Wer Hits wie Turrican genießen möchte, der muss sich zwangsweise eine teure 1-MB-Erweiterung zulegen. Und das Fehlen einer eingebauten Festplatte sorgt dafür, dass Amiga-Spieler zu unfreiwilligen Disketten-Jongleuren werden: Monkey Island 2 kommt beispielsweise auf 12 Datenträgern daher. Wer keine zusätzlichen Floppy-Laufwerke anschließt, der wechselt mehr Disketten, als dass er tatsächlich Guybrushs Abenteuer erlebt.

Als erster Amiga verfügt der 3000 über eine durchgängige 32-Bit-Architektur und einen ab Werk eingebauten SCSI-Controller. Als erster Amiga verfügt der 3000 über eine durchgängige 32-Bit-Architektur und einen ab Werk eingebauten SCSI-Controller.

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