Kolumne zum PC-Fail von Batman: Arkham Knight - Fledermaus zweiter Klasse

Der PC-Release von Batman: Arkham Knight ist ein Debakel und die Wut der Spieler völlig verdient. Denn PC-Besitzer dürfen sich hier mal wieder als Spieler zweiter Klasse fühlen.

Die PC-Version von Batman: Arkham Knight wurde in einem schlechten Zustand veröffentlicht. Die Kunden sind sauer, zu Recht. Die PC-Version von Batman: Arkham Knight wurde in einem schlechten Zustand veröffentlicht. Die Kunden sind sauer, zu Recht.

Von über 5.000 Steam-Reviews ist der größte Teil einen Tag nach der Veröffentlichung negativ? Wie kann das sein, bei einem Spiel wie Batman: Arkham Knight? Also einem Spiel, an dem es inhaltlich wenig zu meckern gibt, das auf PS4 und Xbox One ein grandioses Erlebnis bietet? Die Antwort ist ganz einfach: Arkham Knight wird für drei Spiele-Plattformen verkauft. Die Besonderheiten der kleinsten Käufergruppe wurden ignoriert.

Ein fataler Fehler, denn die PC-Version des dritten Rocksteady-Batmans wird sich zwar sicherlich deutlich schlechter verkaufen als die Konsolenfassungen (wie übrigens bei fast allen Multiplattform-Spielen). Doch niemand kann die Stimmung gegenüber einem Spiel so stark beeinflussen wie die PC-Nutzer.

Das haben wir zuletzt bei Assassin's Creed Unity gesehen. Auch Ubiosofts Meuchelmörder-Reihe macht ihr großes Geld auf den Konsolen, den Ruf ruiniert man sich allerdings auf dem PC. Ubisoft versuchte, die Stimmung zu retten und verschenkte den Story-DLC Dead Kings. Es hat nicht viel genützt.

Und die Laune gegenüber dem kommenden Assassin's Creed Syndicate ist auch eher unterkühlt. Dabei reden wir hier nicht von der spielerischen Qualität der Titel. GTA 4, Assassin's Creed Unity und jetzt Batman: Arkham Knight sind gute Spiele. Aber wen interessiert das, wenn er 50 Euro ausgegeben hat und das Ding dann nicht funktioniert. Dann fühlt man sich zwangsläufig wie ein Spieler zweiter Klasse.

Passend dazu: Der Test zu Batman: Arkham Knight

Vorbestellen ist eine Frage des Vertrauens

Und hier sind wir beim eigentlichen Problem der Sache. Denn ihre 50 Euro haben viele schon ausgegeben, bevor das Spiel überhaupt erhältlich ist. »Vorbestellen« heißt das Zauberwort und ist inzwischen ein extrem wichtiger Faktor für die Industrie. Da gibt es dann bei etlichen Händlern unterschiedliche DLC-Boni und wer wartet bis das Spiel erschienen ist, muss die Inhalte später nachkaufen - ist also vielleicht der Dumme.

Im Fall von Batman: Arkham Knight sind nun allerdings viele PC-Vorbesteller die Dummen. Dabei bietet der PC eigentlich genug Möglichkeiten, solche Debakel zu umgehen. Ich sage nur Betatests. Oh, ich meine natürlich echte Betatests, keine Beta-Demos, die nur für Vorverkäufer zugänglich sind und im schlimmsten Fall eine Woche vor Release laufen.

Talkrunde: Das Batman-Debakel - Wie konnte die PC-Version so kaputt erscheinen? Video starten 14:55 Talkrunde: Das Batman-Debakel - Wie konnte die PC-Version so kaputt erscheinen?

Bei Arkham Knight kommt nun noch dazu, dass der PC-Port gar nicht von Rocksteady kommt, sondern vom externen Entwicklerteam Iron Galaxy. Das hat zuvor zwar auch schon an der PC-Version von Batman: Arkham Origins mitgearbeitet, die neuerliche Zusammenarbeit war aber vorab nicht sehr deutlich kommuniziert worden.

Nun sind schlechte PC-Veröffentlichungen nichts Neues. Wenn die Entwickler schnell mit Patches ausbessern, habe ich auch kein sehr großes Problem mit solchen Macken zum Release. Fehler passieren; wenn sie korrigiert werden, bin ich zufrieden. Besonders, wenn wir von Bugs im Zusammenhang mit der Technik reden. Der PC ist nun mal eine vielseitige Plattform, das ist Fluch und Segen.

Nur in Zeiten von Vorbestellungen kommt beim Kunden in solchen Fällen eine klare und unschöne Botschaft an: »Ich gebe euch mein Vertrauen und Geld, ihr gebt mir ein kaputtes Spiel und sagt mir weder, dass ihr kurzfristig die offiziellen Systemanforderungen anpasst, noch dass das beworbene Studio gar nicht für meine Plattform arbeitet.«

Dieses Outsourcing der PC-Version ist inzwischen bei vielen Publishern üblich. Denn die meisten Spiele werden vorrangig für die Konsolen entwickelt, vor allem für die PlayStation 4. Die über 22 Millionen Sony-Konsolenbesitzer sind nun mal eine reizvolle Zielgruppe. Dice hat ja neulich ebenfalls bekannt geben, dass die PS4 die Lead-Plattform für Star Wars: Battlefront ist.

Auch Star Wars: Battlefront entsteht in erster Linie für die PS4. Auch Star Wars: Battlefront entsteht in erster Linie für die PS4.

Entsprechend wenig Liebe erfährt dann manchmal der PC. Auch das ist nichts Neues, auch in der Vergangenheit erschienen in den ersten drei bis fünf Lebensjahren einer neuen Konsolengeneration die schlimmsten, weil am schlechtesten optimierten PC-Ports. Ruckler und andere Hardware-Zicken waren die Folge; man denke nur an die PC-Version von Halo 2, die Probleme mit DirectX-10-Grafikkarten hatte.

Danach wurden viele PC-Umsetzungen zwar auch nicht wirklich besser, aber die Rechner schneller, sodass zumindest die mangelhafte Optimierung immer weniger ins Gewicht fiel. In einigen Jahren dürfte sich das Problem also wieder erledigt haben. Nur: Auch wir PC-Spieler können für unser Geld gute Spiele erwarten. Und zwar nicht irgendwann mal, sondern immer.

Geht es nur um die Zahlen?

Ich will das klarstellen: Schlechte Stimmung gegenüber einem Spiel muss am Ende nicht viel heißen, zumindest nicht, wenn man nur auf die Verkaufs- und Vorverkaufszahlen blickt. Die Call-of-Duty-Reihe ist seit Jahren die wohl umstrittenste Spieleserie überhaupt. Und ja, die Verkaufszahlen schwanken, aber sie liegen immer noch so lächerlich hoch über denen vieler Konkurrenzprodukte, dass mir sofort das englische Sprichwort »laughing all the way to the bank« einfällt ("den ganzen Weg bis zur Bank lachen").

Aber vielleicht geht es ja am Ende doch nicht nur um die Zahlen. Vielleicht ist das Vertrauen der Kunden doch wertvoll, besonders wenn man ihr Geld schon haben will, bevor man ihnen ein Produkt geben kann. Und vielleicht sollten die Entwickler und Publisher die Macht der PC-Community nicht unterschätzen.

Bei Mad Max darf das nicht wieder passieren! Bei Mad Max darf das nicht wieder passieren!

Mit einem einfach »Sorry, wir schauen mal, was da nicht stimmt« ist es dann nicht getan, nicht im Vorbesteller-Zeitalter. Und erst recht nicht, wenn man vorher nicht ganz ehrlich mit den PC-Käufern war. Ich bin gespannt, wie und ob Warner und Rocksteady ihre verärgerten Kunden entschädigen. Zumal es auch Rocksteady selbst mächtig wurmen dürfte, dass ihr guter Name nun unter den PC-Ärgernissen leidet.

Und natürlich muss Warner dafür sorgen, dass das bei der PC-Version von Mad Max nicht wieder geschieht.

Die Arkham-Knight-Alternative: Warum Batman: Arkham Origins sträflich unterschätzt wird

Der Autor
Christian Fritz Schneider arbeitet seit mehr als sieben Jahren bei GameStar und GamePro und leitet dort das Content-Management-Team der beiden Webseiten. Wenn er nicht gerade seine Steam-Bibliothek mit neuen Spielen vollmüllt (und sie dann Monate später endlich ausprobiert), spielt er außerdem noch mit den Kollegen Obermeier und Feith und Ex-Kollege Martin Le auf dem YouTube-Kanal GameTube. Und alles, was selbst für GameTube zu klein, zu merkwürdig oder zu alt ist, landet bei GrummelFritz.

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