Bayonetta im Test - Das Ende einer himmelschreienden Ungerechtigkeit

Mit Bayonetta ging PC-Spielern eins der großartigsten Action-Spiele der letzten zehn Jahre durch die Lappen – bis jetzt! Und im Test zeigt sich: Das ist für jeden PC-Actionfan ein Grund zum Feiern.

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Ein ganz normaler Tag in Bayonetta: Wir fliegen in den Trümmern einer Kirche durch die Luft und schlagen uns mit einem riesigen Drachen herum. Ein ganz normaler Tag in Bayonetta: Wir fliegen in den Trümmern einer Kirche durch die Luft und schlagen uns mit einem riesigen Drachen herum.

Es kommt der Tag im Leben eines jeden treuen PC-Jüngers, da er an seinem Glauben zweifelt. Bei mir war Bayonetta Schuld: Ein absoluter Traum von einem Actionspiel, der wahre und beste Erbe von Devil May Cry - und ich hatte ums Verrecken nie die richtige Plattform dafür! Auf den PC kam es sowieso nie, die Playstation-3-Version war Murks und dann sollte man sich für den zweiten Teil plötzlich auch noch eine WiiU kaufen!

Und jetzt, wo mich mit längst mit meinem trostlosen Leben voller grauer und gewöhnlicher Actionspiele abgefunden hatte - also solche, in denen ich meine Feinde nicht an einen aus meinem eigenen Hexenhaar gezwirbelten Drachen verfüttern kann - da tanzt Bayonetta völlig aus dem Nichts auf den PC! Und hat seit 2009 nichts von ihrer glamourös-brutalen Faszination verloren.

Die PC-Version
Auf dem PC enthält Bayonetta keinerlei neue Inhalte, lässt sich jetzt allerdings mit Auflösungen bis zu 4K (3840x2160) und in 60 FPS spielen. Die Zwischensequenzen laufen mit 30 Bildern pro Sekunde und anders als etwa in Nier: Automata stets flüssig. Außerdem gibt es PC-Grafikoptionen und frei belegbare Tasten. Die PC-Version von Bayonetta erscheint exklusiv auf Steam und unterstützt Achievements, Sammelkarten und Steam Cloud Save.

Bayonetta - Launch-Trailer des für PC portiertenden Actionkrachers Video starten 1:13 Bayonetta - Launch-Trailer des für PC portiertenden Actionkrachers

Der Hexenhammer

Warum hat mir Bayonetta in meiner PC-Sammlung so schmerzlich gefehlt? Weil mir damit eins der besten Spiele seiner Art entging. Die Action-Meister bei Platinum Games, allen voran Devil-May-Cry-Erfinder Hideki Kamiya, haben ihre Genre-Expertise hier auf die Spitze getrieben, Bayonetta ist nahezu die Perfektion des stilvollen Metzelns. So flüssige, so abgedrehte, so spektakuläre Kämpfe zaubert kaum ein anderes Spiel auf den Bildschirm. Spielend entfessele ich eine ganze Barrage eindrucksvoller Kombos, verleihe meinen Schlägen und Tritten mit Hand- und Armpistolen explosiven Nachdruck und greife in Bayonettas Hexen-Trickkiste, um riesige Magie-Fäuste auf meine Feinde niederfahren zu lassen oder sie in eine spontan beschworene Guillotine zu treten. Herrlich!

Ab der ersten Minute verlangt mir Bayonetta alles ab: Dicke Punktzahlen fährt nur ein, wer auch eine gute Show liefert und unterschiedliche Kampftricks aneinanderreiht, ohne selbst einzustecken. Und die Hexe von Welt geht Angriffen nicht nur aus dem Weg, sie wartet lässig bis zum allerletzten Moment und weicht dann um Haaresbreite aus - dann gleite ich für ein paar Sekunden in Bullet Time übers Feld. Außerdem schalte ich im Lauf des Spiels ein vielfältiges Arsenal an einzigartigen Waffen und Fähigkeiten frei.

Bayonetta coolste Moves: Wandlauf Bayonetta hält nicht viel davon, auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben: In diesem Bosskampf können sowohl wir als auch unsere Kontrahentin an der Wand entlanglaufen.

Brückenwurf Dieser Riese dagegen zieht uns den Boden unter den Füßen und reißt die Brücke, auf der wir gerade stehen, aus den Fugen.

Inferno Auf der Flucht vor einer Lavawelle sprinten wir geradewegs einen Turm hinauf.

Überraschend gut auf dem PC

Bei all dem ist Bayonetta aber kein Actionspiel zum Fingerverknoten. Und funktioniert deswegen viel besser als gedacht mit Maus und Tastatur! Bei all seinem Anspruch und seiner Vielfalt kommt es nämlich mit nur zwei Angriffsbuttons aus: Schlagen und Treten. Kombos löse ich aus, indem ich die in den unterschiedlichsten Abfolgen und Timings verbinde, für eine Fernkampfsalve halte ich einfach nach einem Schlag oder Kick die Taste gedrückt. Klingt nach einem System, das perfekt auf die linke und rechte Maustaste passt? Stimmt!

Und weil ich alle Knöpfe frei belegen darf, kann ich andere Schlüsselfunktionen wie Ausweichen und Springen genau so legen, wie ich sie brauche. An manchen Stellen offenbart das Spiel aber doch etwas unbeholfen seine Konsolenherkunft. Wo ich etwa mit dem Gamepad eine wilde Pistolensalve in alle Richtungen loslasse, indem ich meinen Stick einmal kreisen lasse und dann die Angriffstaste drücke, muss ich hier die Maus im Kreis bewegen - was sich doch sonderbar anfühlt. Und die Kamera lässt sich selbst mit voller Mausempfindlichkeit nur überraschend langsam und störrisch bewegen. Insgesamt funktioniert Bayonetta mit dem Controller einfach einen Tick besser - aber es spielt sich auch mit Maus und Tastatur deutlich angenehmer als die meisten seiner Genre-Kollegen.

Manchmal ist der Stil des Spiels gewöhnungsbedürftig: Mit fast jeder Kombo löst sich etwa Bayonettas Anzug zunehmend auf, weil er aus ihrem Haar gemacht ist und sie das auch für Angriffe nutzt. Manchmal ist der Stil des Spiels gewöhnungsbedürftig: Mit fast jeder Kombo löst sich etwa Bayonettas Anzug zunehmend auf, weil er aus ihrem Haar gemacht ist und sie das auch für Angriffe nutzt.

Alt, aber nicht altbacken

Technisch ist Bayonetta ein gelungener PC-Port, aber keine Revolution: Es läuft flüssig, problemfrei und sieht in 1080p und 60 FPS schicker aus als damals auf den Konsolen. Aber es stammt eben doch aus dem Jahr 2009. Das sieht man vor allem den teils nicht allzu scharfen Texturen an. Auch die Partikeleffekte wirken nicht mehr taufrisch, obwohl das Spiel immer noch ordentlich scheppert und kracht. Ebenfalls schade: Obwohl sich nun bis zu sechzehnfache MSAA-Kantenglättung zuschalten lässt, ist selbst auf der höchsten Stufe noch eindeutige Treppchenbildung zu erkennen.

Aber die erstklassigen Animationen spielen immer noch ganz oben mit. Und Stil hat das Ding! Klar, das Design ist nicht jedermanns Sache - teils absurd grotesk, teils fast schon ins Lächerliche übertrieben sexy, immer unverwechselbar japanisch. Und die Story um den Gedächtnisverlust der Titelhexe ist oft zu konfus, um wirklich mitzureißen. Aber dafür sprühen das Spiel und seine Figuren nur so vor Kreativität! Wer seine Action nicht immer todernst braucht, den erwartet bei Bayonetta ein einmaliges Erlebnis.

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